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Ausblick mit Licht und Frischluft

ARCHITEKTUR / FESTSPIELZENTRUM

27/02/20 Die Bilder lassen aufmerken. Der Denkmalschutz hat auf der „Vorderseite“ bei den Pferden das Sagen. Die Gebäude an der „Hinterseite“ der Pferdeschwemme, wo die Konditorei Niemetz war, stehen nicht unter Denkmalschutz und können abgerissen werden: Auf diesem Hotspot im Herzen der Barockstadt könnte bald ein anregendes Stück zeitgenössischer Architektur entstehen.

Von Heidemarie Klabacher

Herbert von Karajan-Platz. Zwischen der Hinterfront der Pferdeschwemme, wo einst die Konditorei Niemetz war, und dem Schüttkasten, der schon lange etwa das Kartenbüro beherbergt, soll über- und unterirdisch das neue Festspielzentrum entstehen: Architekt Stefan Marte, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Jury-Vorsitzender Ernst Beneder und der Kaufmännische Direktor Lukas Crepaz präsenten heute Donnerstag (27.2.) das Siegerprojekt aus dem Architekten-Wettbewerb.

Irgendwer wird sicher protestieren, das wird in Salzburg unvermeidbar sein. Aber Altstadtkommission und Denkmalschutz haben ihr OK gegeben. „Die Salzburger Festspiele sind sich ihrer architektonischen Verantwortung bewusst und fühlen sich dem Weltkulturerbe-Status der Salzburger Altstadt verpflichtet“, betont Präsidentin Helga Rabl-Stadler. Die Prospektwand der barocken Pferdeschwemme soll durch die geplante Freistellung „in ihrer wunderbaren Wirkung“ verstärkt werden. Die Rückseite hingegen könne durch die Bebauung positiv belebt werden, da die Bausubstanz als nicht erhaltenswert eingestuft wurde. Die in das Bauvorhaben involvierten Beteiligten der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung (SVK) und das Bundesdenkmalamt stünden dem Projekt positiv gegenüber und hielten es für entwicklungswürdig.

Die Jury hat das Architektenteam Marte.Marte zum Wettbewerbssieger erklärt, weil ihr Konzept das Projekt in seiner Klarheit am besten transportiert habe: „Der Baukörper ist so transparent, dass die ursprüngliche Funktion eines Innenhofes wieder eindeutig sichtbar wird. Das Siegerprojekt sieht die Öffnung des 'blinden Tores' auf der rechten Seite der Prospektwand vor, welches beim Umbau zur Bäckerei im Jahre 1806 geschlossen wurde, historisch aber als wirkliches Tor gebaut wurde. Durch die Öffnung dieses Tores verbindet sich der Festspiel-Innenhof wieder mit der Altstadt.“

Wie Poesie liest sich die Schilderung des künftigen Begegnungszentrums: „Messingfarben schimmernde Drehtore begrüßen die Besucher beim Betreten des Innenhofes. Ihre Farbe ist inspiriert von den Blechblasinstrumenten eines Orchesters, von hochpoliert und glänzend bis zu oxidierten, fast bronzefarbenen Tönen. Im Innenhof erwartet die Besucher ein gläserner, rechteckiger Pavillon. Die Rückseite der Prospektwand der barocken Pferdeschwemme ist in einer perforierten Messingmembran eingefasst. Das helle freistehende Gebäude beherbergt das neue Informationszentrum der Festspiele inklusive Shop und Café.“

Die Glaswände werden schiebbar sein, so dass das kleine Café bei gutem Wetter geöffnet werden könne. Eine Wendeltreppe führt in das Untergeschoss, das den bestehenden Vortragsraum der Freunde der Salzburger Festspiele im Schüttkasten ergänzen wird: „Hier sollen künftig Einführungsvorträge, Lesungen und hochrangige gesellschaftliche Treffen für Freunde und Förderer weltweit stattfinden. Insgesamt 730 Quadratmeter an neuer Nutzfläche entstehen durch das Festspielzentrum für die Salzburger Festspiele.“

Finanziert wird das Festspielzentrum als „großes Geschenk von internationalen Mäzenen zum 100. Jubiläum“ rein durch private Gelder. „Mein großes Bestreben ist es, diesen Umbau mit privaten Mitteln zu finanzieren. Denn die Gelder der öffentlichen Hand brauchen wir dringend für die anstehende Generalsanierung unserer Festspielhäuser. Erste Gespräche mit möglichen Finanziers stimmen mich optimistisch für die Zukunft“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Die Kosten werden sich auf einen höheren einstelligen Millionenbetrag belaufen. Gerade für die Akquise von finanziellen Unterstützern sei es laut Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler besonders wichtig, dass das Festspielzentrum ein Geschenk zum 100-jährigen Jubiläum darstellt. Ziel ist es, bis Ende 2020 das Areal baureif zu bekommen und sämtliche Bewilligungen eingeholt zu haben, so dass der Bau Anfang 2021 beginnen kann. Im heurigen Sommer wird es wie 2019 wieder ein Pop-up Café im Innenhof geben, um den wartenden Gästen vor Kartenbüro und Schüttkasten die Zeit zu versüßen. Inhaber Werner Brunner aus Oberalm brüht hier wieder den biozertifizierten Kaffee seiner Rösterei „Herr Werner“.

Bilder: Salzburger Festspiele / Architekturbüro Marte.Marte
Zum Kommentar Viel Glück der Altstadt und den Festspielen

 

 

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