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Jede Oberfläche braucht ein Zuhause

IM PORTRÄT / VERONIKA ERHART

11/05/11 Draußen fährt ein Traktor vorbei. Drinnen erklärt Veronika Erhart, die seit vier Jahren in Kraiham lebt, während einer kleinen Atelierführung, dass Schwarz keine düstere Farbe sei. „Schwarz ist sanft, wie ein Samtteppich, geheimnisvoll. Man möchte immer wieder hinsehen“.

Von Iris Melcher

alt„Spannend, wie es an der Oberfläche aufreißt“, sagt Veronika Erhart über ihre jüngste Serie von komplett in Schwarz und im „Unterbau“ in Silber gehaltenen Werken. Sie schwärmt von dem schwarzen Vinyl, einer speziellen Farbe, die sie mit Quarz vermischt und dann auf exakt vorbereitete Aluplatten aufträgt. Anfangs waren es „Gratis-Abfallprodukte“ aus Druckereien, inzwischen muss die Künstlerin für die Offsetplatten zahlen. 47 Arbeiten mit dem Titel „impact cubes“ sind in wenigen Monaten entstanden, eine Auswahl ist vom 12. bis 15. Mai auf der „Viennafair“ in Wien zu sehen.

Über die Gelegenheit, sich auf der wichtigsten Kunstmesse Österreichs einem internationalen Kunstpublikum zu präsentieren, freut sich die 40-Jährige sehr. Sie wird von der Galerie Weihergut vertreten.

altKühle, „männliche“ Materialien sprechen die ausgebildete Mode- und Textildesignerin schon länger an. In der Galerie der Stadt Salzburg im Mirabellgarten stellte sie 2010 ihre Lack-Aluminium-Serie „aluzinationen“ aus, formal strenge und farbenprächtige Gegenwartskunst. Seit fast zehn Jahren könne sie von der Kunst leben, sagt die allein erziehende Mutter eines 17-jährigen Sohnes. „Auch wenn es zum internationalen Durchbruch nicht reichen sollte, habe ich ein sehr schönes Leben, das mich ruhig und zufrieden macht.“ Dreimal pro Woche bietet die Salzburgerin zudem Kurse an, in ihrem Atelier in Kraiham, aber auch in Anif. Malen, Zeichnen, Plastiken – gearbeitet wird in vielen Techniken, oft ohne Vorkenntnis. „Als erstes sage ich immer, dass ein Bild nicht zur Einrichtung passen muss, sondern es immer passt, wenn es dem Künstler gefällt.“ Außerdem lehrt sie an der Sommerakademie Hohenaschau. Ein Zehn- oder Zwölf-Stundentag ist die Regel, vom „lässigen Künstlerleben“ keine Spur.

Akribisch widmet sich die Veronika Erhart selbst der Rückseite ihrer Arbeiten. Sie lässt sich die Alurahmen nicht einfach „bauen“, sondern schraubt, klebt und bohrt in Eigenregie den Rahmen für jedes Werk. „Jede Oberfläche braucht ein Zuhause“, sagt sie. Bei einem Format von über eineinhalb mal zwei Metern kommt ein beachtliches Gewicht zusammen. Noch während sie mit einer Serie oder einem Material beschäftigt ist, steigt der Wunsch nach etwas Neuem auf. „Die vorige Arbeit inspiriert mich für die nächste.“

Nach der „Viennafair“ reist Veronika Erhart nach Hamburg. Nicht zur Erholung. „Ich fahre zu meinem Schrotthändler und werde mit neuen Oberflächen experimentieren“, sagt sie lachend, als wäre es das Naheliegendste der Welt.

Bilder: Iris Melcher

 

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