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Dramatische Schatten. Sanftes Licht.

CAMERATA SALZBURG / LELEUX

18/03/19 Zum leisen Zupfen der Kontrabässe setzt die Solovioline elegische Lichter in schillernden Kantilenen. Mächtig und geheimnisvoll die pochende Pauke. Marimba und Klavier lassen zarte Klangtropfen fallen: Die Camerata Salzburg unter François Leleux und die Solistin Lisa Batiashvili betörten mit Chiaroscuro für Violine und Kammerorchester von Gija Kantscheli.

Von Elisabeth Aumiller

Den schwungvollen Auftakt zum farbenreichen Abo-Konzert gab die Camerata Salzburg mit der Hebriden-Ouvertüre von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das effektvolle Werk d-Moll op. 26, ursprünglich als Fingalshöhle betitelt, ist weniger eine Ouvertüre als eine stimmungsvolle Tondichtung, in der der 21-jährige Komponist Reiseeindrücke und Bilder schottischer Landschaften musikalisch ins Bild setzte. Brahms sprach „einst“ in großer Bewunderung von dieser romantischen Naturschilderung. Und „jetzt“ gestaltete François Leleux mit flottem Impetus eine vielgestaltige Klanglandschaft zwischen feiner Melodik und auftrumpfender Klangfülle: Subtil das Wechselspiel zwischen Bläsern und Streichern, brillant in vielschichtiger Klangfinesse wie immer die Holzbläser.

Als Dreizehnjähriger schrieb Mendelssohn Bartholdy sein erstes Konzert für Violine und Streicher, also lange vor seinem berühmten e-Moll-Violinkonzert. 1951 wurde das Manuskript des d-Moll Konzertes wiederentdeckt und 1952 von Yehudi Menuhin in New York uraufgeführt. Beim Camerata-Konzert am Freitag (15.3.) im Großen Saal des Mozarteums schliff die in Georgien geborene seit ihrem zwölften Lebensjahr in Deutschland beheimatete Geigerin Lisa Batiashvili das Violinkonzert zum beeindruckenden musikalischen Juwel.

Mit geschmeidiger Tongebung und innig-empfindsamem Ausdruck formte Batiashvili die lyrisch-romantischen Tonfolgen. Sangliche Linien und unterschwellige Melancholie brachte sie kraftvoll und gleichzeitig mit filigranem Feinschliff zum Leuchten. Zauberische Stimmung ging in tanzlustige Rhythmik über. Wie immer begeisterte die Geigerin mit glänzender Virtuosität in vielfacher Schattierung der satten Tiefe und den silberfunkelnden Höhen.

Mit ihrer großen Bandbreite berührte die sensible Geigerin auch mit Chiaroscuro für Violine und Kammerorchester von Gija Kantscheli aus dem Jahr 2011. Gidon Kremer brachte das Werk 2012 zur Uraufführung. Ursprünglich stammte die Inspiration dazu von dem Geiger Julian Rachlin. Die Klänge Georgiens sind zart eingewebte Grundstimmung bei diesem außergewöhnlichen Stück. Die „Hell-Dunkel“-Kontraste wurden auch in der Saalbeleuchtung mitvollzogen. Klangfarben von großem Reiz kamen zur Entfaltung. Mit dem Zupfen der Kontrabässe entwickelten sich langsame tiefe Sequenzen, denen die Solovioline elegische Lichter in zart schillernden Kantilenen entgegensetzte. Einschlägige Akzente verantwortet die mächtig pochende Pauke, während Marimba und Klavier zarte Klangtropfen mit einflochten. Schließlich führte Bathiasvili im Alleingang - die schlichten Linien immer mehr diminuierend - die Musik in die vollkommene Stille.

Mit flotter Beweglichkeit ging es nach der Pause zum Mozart-Zeitgenossen Ludwig August Lebrun und dessen Konzert für Oboe und Orchester Nr.1 d-Moll, um das Jahr 1780 entstanden. François Leleux spielte den Solopart mit hinreißender Bravour: heiter beschwingt im Allegro, voller Eleganz im Grazioso und mit virtuosen Läufen, Trillern, diversen Tonkaskaden wie auch Gesangslinien im Finalrondo.

Aus Mozarts Symphonie D-Dur KV 297 Pariser las der Leleux aus den Noten die französische Eleganz heraus, die Mozart auf seiner Parisreise in seine Musik einarbeitete. Leleux liebt dynamische Kontraste, die die Musiker exzellent ausspielten und mit den diversen Akzentuierungen dem symphonischen Gepräge Vitalität und Farbigkeit verliehen. Dem begeisterten Publikum dankten Batiashvili und Leleux mit einer ebenso glanzvollen wie erheiternden Duettfassung für Violine und Oboe der Königin der Nacht. Im Miniaturformat kochte der „Hölle Rachen...“

Bilder: dpk-Aumiller

 

 

 

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