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Alle sechstausend Blockflöten sind weg

HINTERGRUND / MUSIKPÄDAGOGIK

22/09/22 In Stadt und Land Salzburg gibt es knapp 22.000 Volksschulkinder. Wenn sechstausend von ihnen ein Musikinstrument geschenkt bekommen, ist das also mehr als ein Viertel. Eine breitere Musikförderung in Volksschulen in Sachen Instrumentalspiel hat es im Bundesland noch nie gegeben.

Von Reinhard Kriechbaum

Dahinter steckt – DrehPunktKultur berichtete – die betriebsame Leiterin der Philharmonie Salzburg und der Kinderfestspiele, Elisabeth Fuchs. Sie hat einen privaten Sponsor aufgetrieben und in den letzten Wochen sechstausend Blockflöten flächendeckend verteilen lassen. Über 260 Schulklassen wurden so erreicht. Alle Instrumente – Holz-Blockflöten in barocker Griffweise, erzeugt von der deutschen Firma Meinel – sind unterdessen vergeben.

„Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Kinderfestspiele Salzburg erfüllen wir uns den großen Wunsch, vielen Kindern einen möglichst frühen, altersgerechten Zugang zum aktiven Musizieren mit einem eigenen Instrument zu ermöglichen“, so Elisabeth Fuchs. Die grundsätzliche Idee ist, dass in der Schulklasse, also in großer Gruppe, unter Anleitung der jeweiligen Lehrkräfte musiziert wird.

Bei professionellen Blockflötenlehrern hat die Aktion durchaus auch für Stirnrunzeln gesorgt. Es ist ja nach wie vor so, dass die Blockflöte als Musikinstrument nicht ganz ernst genommen wird. Im Barockzeitalter war sie die Flöte schlechthin. Die Flute traversiere, also die Querflöte, wurde erst im Rokoko und der Frühklassik so recht „salonfähig“. Johann Joachim Quantz und Friedrich der Große haben dazu wesentlich beigetragen. Mit der sich damals wandelnden Klang.Ästhetik, der nun geforderten Lautstärke-Modulation, hat in dieser Epoche der Blockflöte die Stunde geschlagen, so wie auch dem Cembalo. Im 20. Jahrhundert hat zuerst die Musikpädagogik das Instrument als „Schulflöte“ wieder entdeckt (da rührt ihr schlechter Ruf her). Später erst hat mit der Originalklang-Bewegung die Renaissance der Blockflöte als „ernsthaftes“ Musikinstrument eingesetzt.

Wenn also jetzt schulklassenweise unter der Anleitung von quasi „fachfremden“ Lehrerinnen und Lehrern auf der Blockflöte dilettiert wird, fürchten Fachpädagogen nicht ganz zu Unrecht, dass die Blockflöte wieder eher als Spielzeug wahrgenommen wird, also eher mühsam erobertes Terrain wieder verloren geht.

Das „Dilettieren“ sollte man in dem Fall freilich zuerst im italienischen Sinn dieses Wortes verstehen: dilettare heißt, sich zu erfreuen. Und sechstausend Musikinstrumente sind nicht nichts. Es ist gewiss besser, eine Blockflöte daheim zu haben, als keine.

Es wäre nicht Elisabeth Fuchs, würde sie nicht Material beistellen, das spontan Freude vermittelt. Das Notenheft kann man kostenlos downloaden, und mit QR-Code geht’s weiter zu Lernvideos. Die Töne a, h und c – Affe, Hase und Cent als Merkwörter – sind in den bisher veröffentlichten acht Youtube-Filmchen bereits erobert. Jede dieser Unterrichtseinheiten dauert etwas über vier Minuten. Übrigens: Man kann man bei Elisabeth Fuchs auch Schlagzeug lernen via Youtube. Das Drumset wird aus Küchenutensilien und Karton selbst gebastelt. Das war eine Idee, die aus der Corona-Not heraus vor zwei Jahren entstanden ist.

Die Blockflöten-Lernvideos und das Blockflötenheft zum Download
Zum Schlagzeug-Kurs mit Elisabeth Fuchs
Bilder: Kinderfestspiele / Stills aus den Lernvideos

 

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