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In und um Salzburg herum

HINTERGRUND / OENM / HUNDERT JAHRE IGNM

20/09/22 Ausgerechnet im traditionsbewussten Salzburg wurde am 11. August 1922 – im Café Bazar – die IGNM gegründet. Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik. Dran erinnert das œsterreichische ensemble fuer neue musik œnm. Konzerte in Salzburg und Wien kombinieren eine „bunte Folge aktueller Musik“ mit Werken, die in den 20er Jahren auf den Musikfesten der IGNM gespielt wurden.

Von Heidemarie Klabacher

„Überblickt man heute die Programme der IGNM-Musikfeste in den 1920er Jahren, kann man nur staunen, Musik welchen Ranges in dichter Folge erklang. Viele der Werke, die damals gespielt wurden, gelten noch heute als Meisterwerke der frühen Moderne. Bemerkenswert ist auch die vielfältige ästhetischer und stilistischer Prägung der Programme.“ Das sagt Jens Schubbe, der Künstlerische Geschäftsführer des œnm œnœsterreichisches ensemble fuer neue musik. Ein erstes Konzert im April stellte Stücke von Eduard Demetz, Ming Wang und Andreas Trenkwalder Klassikern von Hanns Eisler und Maurice Ravel gegenüber. Nun folgt – in Salzburg und Wien – ein Konzert mit größer besetzten Werken, „von denen einige ein Dirigat verlangen“.

Zu den Zeitgenossen auf dem Programm gehören Ansgar Beste (Jahrgang 1981), Selim Göncü (Jahrgang 1983) und Simeon Pironkoff (Jahrgang 1965), zu den Klassikern Willem Pijper (1894 bis 1947) und Leoš Janáček (1854 bis 1928). Dem Stück Newborn von Ansgar Beste liegt gedanklich die pränatale Entwicklung des Kindes zugrunde, „vom Urknall der Befruchtung über das allmähliche Heranwachsen und die zunehmende Erkennbarkeit von Organen und Körperteilen bis hin zum Wunder der Geburt des vollständigen Menschen“, so der Komponist. Die musikalische Entwicklung beginne mit nebulöser unrhythmisierter Klanglava, führe über rhythmische Zellen und Motive zu konkreten Formen und Themen.

Von dem Stück gibt es drei Versionen, an denen der Komonist Ansgar Beste zwischen 2016 und 2020 gearbeitet. Die dritte Version von Newborn für Klarinette, Blechblasinstrument, Schlagwerk, Klavier, Streichinstrument und präparierte Harfeerlebt mit dem œnm unter der Leitung von Johannes Kalitzke beim Konzert am Donnerstag (22.9.) in der ARGEkultur ihre Uraufführung.

In den „rund fünzig Jahren“, die er Konzerte besucht oder Musik im Radio höre, sei ihm keine Aufführung eines der Werke von Willem Pijper erinnerlich, sagt œnm-Chef Jens Schubbe. Wohl gebe es „eine ganze Reihe von Einspielungen“ und das „vorbildlich online verfügbare Archiv der IGNM“ biete ausreichend Informationen über den Komponisten (der übrigens auch auf dem berühmten Gründungsfoto der IGNM vom August 1922 in Salzburg ist zu sehen, in der zweiten Reihe links neben Egon Wellesz): „Wer sich kundig macht, was dieser Mann für Musik geschrieben hat, der dürfte sich fragen, wie es sein kann, dass Musik von solcher Originalität weitgehend ins Vergessen gleitet“, so Jens Schubbe. Er holt Willem Pijper mit seinem Septett für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Kontrabass und Klavier aus dem Jahr 1920 zurück auf das Podium. Es sei ein suitenhaft wirkendes Stück, dessen zyklisch miteinander verbundene Sätze auf einer viertönigen Keimzelle basieren, „die im Prolog als Ostinato präsentiert wird und aus der alle Sätze des Werkes hervorgetrieben werden“.

Allein die Beschreibung macht neugierig: „Der Peripetie genannte fünfte Satz gleicht einem Marsch fast schon Mahlerscher Provenienz, der auf seinem Höhepunkt auf einem Akkord erstarrt, aus dessen verlöschendem Klang sich der ruhige Epilog löst.“

Noch ein „Junger“ auf dem Programm sei erwähnt, seine Biografie führt stracks weg von Salzburg: Selim Göncü, 1983 in Istanbul geboren, hat an der Universität Mozarteum studiert, an der Kunstuniversität Graz graduiert und an der Universität von Berkeley in Kalifornien weiterstudiert. Er lebt in den USA. Von ihm erklingt Widerklang für Bassklarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello. Er strebe in seinen Werken nach dem Gleichgewicht gegensätzlicher Polaritäten“, zwischen rohen Gesten und transparenten Texturen, eleganten Klangfarben und abrupten Impulsen, zwischen mechanische Loops und fließender Improvisationen.

100 Jahre IGNM – Konzerte des oenm am Donnerstag (22.9.) 19.30 in der ARGEkultur in Salzburg und  am Freitag (23.9.) 19.30 im Brick-15 (Herklotzgasse 21) in Wien – www.argekultur.at
Eine digitale Konzert-Einführung bietet das oenm unter AUFGEHORCHT auf  oenm.at
Bilder: œnm / Markus Sepperer; IGNM; www.willempijper.nl; www.selimgoncu.com

 

 

 

 

 

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