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Der „Baron Fuge“ steht Pate für Altes und Neues

HINTERGRUND/ ORCHESTERDEBÜT

16/01/22 Beim Namen The Van Swietens ist man erst mal versucht, an eine Popgruppe zu denken. Vielleicht auch wegen des Aufführungsorts dieses Debütkonzerts am kommenden Mittwoch (18.1.), der Szene Salzburg. Achtung, falsches Geleise!

Von Reinhard Kriechbaum

The Van Swietens geleiten zurück in die Musikgeschichte und hinein in den originalen Klang, speziell der Vor- und Frühklassik. Da stellt sich also ein im Februar vergangenen Jahres in Salzburg gegründetes, fünfzehnköpfiges Streichorchester vor, das auf historischen Instrumenten spielt. Der französische Dirigent Thibault Back de Surany hat dafür ambitionierte Musikerinnen und Musiker aus allen Windrichtungen zusammen getrommelt. Aus dreizehn Ländern kommen die jungen Leute, einige haben in Salzburg studiert, wie beispielsweise der aus Belgien stammende Konzertmeister Maxime Michaluk. Der Orchestergründer selbst hat das Dirigieren an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden erlernt und ein Gambenstudium bei Vittorio Ghielmi absolviert.

Mit dem Ensemblenamen erinnert man an Gottfried van Swieten, Diplomat und Präfekt der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien, der auf die Wiener Klassiker nicht wenig Einfluss hatte: Mozart hat über van Swieten, den er spöttisch „Baron Fuge“ nannte, Bach und Händel kennen und den Kontrapunkt so recht lieben gelernt. Für Haydn richtete Gottfried van Swieten die Texte für die Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten ein. Van Swieten war schließlich Widmungsträger von Beethovens Erster Symphonie. Er fädelte die erste Aufführung von Händels Messias in Wien ein.

Thibault Back de Surany hat mit seiner Orchestergründung nicht nur Musik aus Klassik und Frühklassik vor. The Van Swietens sollen auch zeitgenössische Musik, Auftragswerke spielen – aber eben auf alten Instrumenten. Im Debütkonzert am Mittwoch wird man Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und Johann Gottlieb Graun hören, aber auch ein Concerto Grosso von dem am Mozarteum ausgebildeten moldawischen Cellisten und Komponisten Marius Malanetchi und ein neues Stück von dem Salzburger Jakob Gruchmann, der derzeit Komposition am Klagenfurter Konservatorium unterrichtet. Mit Mozarts Adagio und Fuge zollt man auch dem „Baron Fuge“ Respekt, nachdem sich das Ensemble nennt.

Es wird ein langer Abend, denn es bleibt am Mittwoch nicht bei einem herkömmlichen Konzert. „In einer anschließenden Night Session wird Jakob Gruchmann im Gespräch mit dem Publikum sein Werk erläutern, bevor wir sein Stück sowie Mozarts Adagio und Fuge in einem informellen Rahmen wiederholen“, kündigt der Orchestergründer an. „Im Anschluss daran legt der in Salzburg lebende kanadische DJ und Mozarteum-Absolvent Baqqarat ein DJ-Set auf.“ Also doch auch ein bisserl Pop...

Nicht uninteressant, was für Geschäftsideen The Van Swietens entwickeln. Sie haben Beethovens Viertes Klavierkonzert mit der aus Taiwan stammenden Mozarteum-Absolventin Tzu-Yu Yang (einer Schülerin von Claudius Tanski und Wolfgang Brunner) am Hammerflügel aufgenommen. Nicht im Original, sondern in einer zeitgenössischen Streichorchester-Bearbeitung von Vinzenz Lachner. Das kann man sich online ausschnittweise anhören, aber auch den Stream downloaden und den Preis dafür selbst festsetzen. Eine sehr offene Art des Crowdfounding. Die „Kunsthilfe Salzburg“ fördert das Orchester-Unternehmen auch.

Das Debütkonzert der „The Van Swietens“ findet am 18. Jänner um 20 Uhr in der Szene Salzburg statt – www.thevanswietens.com
Bilder: www.thevanswietens.com

 

 

 

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