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Durch’s Vivace gejagt

STIFTUNG MOZARTEUM / LATINO MOZART

16/10/23 Ein elektrisierender Einstieg in die Saison! Das Orquestra Iberacademy Medellin und das Havanna Lyceum Orchestra, beflügelt von der Dirigentin Alondra de la Parra, begeisterten mit fulminantem Können und jugendlichen Schwung. Mit an Bord die Flötistin Niurka González und der Weltklasse-Harfenist Xavier de Maistre.

Von Horst Reischenböck

Freitag der 13. kann auch ein Glückstag sein. Rolando Villazón als Programm-Verantwortlicher und Moderator war jedenfalls selbst rundum angetan. Zu Recht: Gleich ihrer zwei südamerikanische Jugendorchester auf dem Podium im Großen Saal des Mozarteum vereint, sind nicht alle Tage zu erleben. Das eine aus Kolumbien, gesponsert von der Hilti Foundation, von Roberto Gonzáles-Monjas, heute Chefdirigent des Mozarteumorchesters, ins Leben gerufen, das andere aus Havanna unter Fittichen der Stiftung Mozarteum.

Die beiden Ensembels wurden perfekt zusammengeschweißt – zunächst Einsatz für den Genius loci – von der charismatisch befeuernden mexikanischen Dirigentin Alondra de la Parra, in Salzburg seit der szenischen Thamos-Produktion in der Felsenreitschule bekannt. Präzise artikulierend führte de la Parra zum Auftakt durch die Zauberflöten-Ouvertüre.

Danach galt die Aufmerksamkeit Alberto Ginastera (für die Musik Argentiniens etwa so wichtig, wie Béla Bartók für die Musik Ungarn) und der Salzburger Erstaufführung des Concierto para arpa y orquesta op. 25. Das ist eines der wenigen bedeutenden Konzerte innerhalb der für Harfenspieler nicht unbedingt umfangreichen Literatur aus dem 20. Jahrhundert: Für Xavier de Maistre ein ideales Objekt, sein stupendes Können in allen gefordert nuancenreichen Facetten zu demonstrieren: Nach dem elektrisierenden Tutti-Beginn des eröffnenden Allegro giusto in dynamisch fein abgestuft virtuosen Läufen, differenziert zupf- und schlagtechnisch akzentuiert bis hin zum beidhändigem Trommeln auf dem Resonanzkörper. Fein ziseliert nach dem dunklen Einstieg ins anschließende Molto moderato der Dialog mit den prächtig intonierenden Holzbläsern.

Nach der ausgedehnten  Kadenz hat er, gut aufgelegt, das Solo durch’s Vivace gejagt. Als Dank für den stürmischen Jubel spielte Xavier de Maistre im Alleingang noch Félix Godefroids Adaptierung des Carnaval de Venise Gassenhauers. Brillant!

Es folgte, mit der kubanischen Flötistin Niurka González als Solopartnerin, Mozarts Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299. Schwungvoll in den Allegro-Ecksätzen und träumrisch im kantable Andantino. Um den anwesenden 77jährigen kubanischen Dichter und Komponisten Silvio Rodriguez Dominguez zu ehren, sang Rolando Villazón eine von dessen das Vaterland beschwörenden Canciones arrangiert für Föte, Harfe und Orchester.

Den vollends zündend offiziellen Abschluss stellte darauf nochmals Alberto Ginastera mit der populären Suite op. 8a aus der Ballettmusik zu Estancia. Das Wort ist Argentiniens Äquivalent zu Hacienda (Landgut): Auf Grundlage alter Mythen der Guarani-Indianer wird darin „die tiefe und karge Schönheit des Landes, sein Reichtum und seine natürliche Stärke“ beschworen. Dementsprechend provozierte schon der rustikale Tanz der Landarbeiter spontan Applaus. Nachdem dazu als Kontrast tonschön und klangsinnlich ausgespielt mit dem lyrischen Weizentanz die Ruhe der Landschaft akustisch bebildert wurde, steigerten sich die Rhythmen zum Tanz der streitsüchtigen Viehtreiber mit ihren Boleadores-Wurfwaffen. Das Ganze gipfelt im perkussiv pulsierenden Hämmern des finalen Tanzes der Männer. Bei dem gewinnt, wer am längsten mithält.

Aus den Standing Ovations heraus folgten die enthusiasmierten Gäste mit Begeisterung Alondra de la Parras Aufforderung zum Mitklatschen – beim mitreißenden Danzón Nr. 2 von Arturo Márquez, der zweiten Nationalhymne für Mexikaner. Ein rundum gelungener beglückender Abend, der mit dem Schlussakkord noch immer nicht zu Ende war, folgte doch noch eine Fiesta mit DJ. Die Saison kann folgen!

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
mozarteum.at

 

 

 

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