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Wolkernturm oder Picknick auf der Wiese

GRAFENEGG

19/08/20 Heuer ist freilich alles anders, auch in Grafenegg. Nichts da mit reisenden Orchestern, und vor dem Wolkenturm, wo sonst (inklusive der Rasenplätze) 2.100 Leute Platz finden, sind es jetzt 1.250. Immer noch viele.

Von Wolfgang Stern

Deshalb gibt es für sehr viele Konzerte trotz Plätze-Halbierung immer noch Karten. Nein, natürlich nicht mehr für Anna Netrebko und Yusif Eyvazov, die dort am 30. August mit den Wiener Symphonikern auftreten. Auch nicht für die drei Konzerte der Wiener Philharmoniker am letzten Festival-Wochenende (von 3. bis 6. September) unter Gustavo Dudamel, Franz Welser-Möst und Rudolf Buchbinder. Da muss man schon zum Live-Streaming in den Schlosspark („Picknick-Konzerte“) ausweichen, so das Wetter mitspielt.

Das hat es im Eröffnungskonzert leider nicht getan. Nach Begrüßungsworten von Rudolf Buchbinder und der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wagte sich zwar noch Konstantia Gourzis aufs Podium. Sie hätte als Composer in residence ihr Auftragswerk Ypsilon, A Poem for Trumpet and Orchestra in five scenes mit den Tonkünstlern selbst aus der Taufe gehoben, aber dazu kam es nicht mehr. Nach Beethovens Ouvertüre Die Geschöpfe des Prometheus war Schluß, extremer Platzregen zwang das Publikum zur Flucht. Auch Beethovens Tripelkonzert fiel ins Wasser. Der Möglichkeit in solchen Fällen, das Konzert ins Auditorium zu verlegen, fiel den strengen Sicherheitsauflagen zum Opfer. Die Uraufführung soll nachgeholt werden, ein Termin steht noch nicht fest.

Mit dem 32 Hektar großen Freigelände und der Open Air-Bühne Wolkenturm ist in Grafenegg auch in einer Ausnahmesituation wie jetzt gut leben, auch wenn's in den Stuhlreihen nicht so dicht geht wie auf dem PR-Foto. Man baut heuer nolens volens auf österreichische Orchester. Neben dem Hausorchester, den Niederösterreichischen Tonkünstlern, und den Wiener Philharmonikern sind erstmals das ORF-Radio-Symphonieorchester Wien (21. und 22.8.) und die Wiener Symphoniker (28., 29. und 30.8.) zu hören.

Am zweiten Tag des Grafenegg Festivals hielt das Wetter. Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester, das erste Mal nach langer Pause wieder vor Publikum tätig, ließ unter dem jungen polnischen Dirigenten Krzysztof Urbanski Mozart und Beethoven hören, Alice Sara Ott war die Klaviersolistin (Mozart KV 415). Nach anfänglich problematischen Streichereinsätzen kam auch das Orchester in Fahrt. Beethovens Schicksalssymphonie wurde nicht zum großen Wurf, zu sehr fehlte der einheitliche Klang.

Auch ein Liederabend in so großem Rahmen, eben beim Wolkenturm im Freien, kann ob der notwendigen Verstärkung nicht optimal sein. Trotzdem vermittelten Jonas Kaufmann und sein Klavierbegleuter Helmut Deutsch das Gefühl, dass sie sich wohl fühlten, schon des Ambientes wegen: Schuberts Schöne Müllnerin an einem lauen und wolkenfreien Abend.

Das zweite Wochenende in Grafenegg eröffnet morgen Donnerstag (20.8.) Piotr Beczala, sein erster Auftritt in Grafenegg. Das Festival dauert bis 6. September – www.grafenegg.com
Bilder: Grafenegg Festival / Dario Acosta (1); Alexander Haiden (1); Lukas Beck (1)

 

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