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Und dann ein Tusch auf Knodd

DIALOGE / ORTSWECHSEL

24/11/19 Musik ran an die Ohren der Leute, die nur gekommen sind, um sich an einem Samstagnachmittag mit Ivar-Regalen oder dergleichen einzudecken: Beim Dialoge Festival ist dieser Tage auch Ortswechsel angesagt. Zum Beispiel in den Europark. Bei IKEA ging's ans Eingemachte.

Von Reinhard Kriechbaum

Elf Uhr Vormittag, Europark. Nico Gerstmayer an der Marimba, vor der riesigen Christbaum-Pyramide mit den überdimensionalen Kugeln (ein beliebtes Fotomotiv für Familien, wie zu beobachten war). Ein paar Schritt weiter eine weitgehend unbeachtete Weihnachtskrippe mit lebensgroßen Holzfiguren, ein Stand mit adventlichem Holzramsch, ein weiterer mit Likören, ein dritter mit Punsch von Teml. In Sichtweite Peek&Cloppenburg, Starbucks, Zara und Lacoste. Und die Kleinkinderrutsche.

Ungefährt ein Dutzend Leute bleiben stehen, noch einmal so viele lehnen oben an der Brüstung und lugen hinunter. Kurze Musikstücke, zu feinsinnig für den akustischen Grundpegel. Wer ernsthaft zuhören möchte, sehnte sich hinein ins Oval, wo Tönendes jeder Art entschieden besser aufgehoben ist. Irgendwie verlangt Kunst ja doch nach geschütztem Raum.

Um vierzehn Uhr IKEA. Während im Europark genug Platz ist, um an der Musik einfach vorbei zu gehen, entrinnt man ihr im Ein-Weg-System des Möbelhauses absolut nicht. Einige Neugierige setzen sich hin. Gute Chance, die Stuhl-Modelle zu testen. Selbst probiert: Stuhl Ingolf, für gesäßfreundlichen Musikgenuss besonders zu empfehlen mit Sitzkissen Hillared. Auch Modell Ekkedalen mit Bezug Orrsta (hellgrau) schmeichelt dem Po.

Nico Gerstmayer hat als Ergänzung zu Marimba und Metallophon jetzt auch die Küchenabteilung geplündert: Topf-Klopfen ist eben nicht nur was für die Musikalische Früherziehung in Kindergarten und Volksschule. Die Kochtopf-Serie Oumbärlig ist ebenso tauglich wie die Bratpfanne Trovärdig. Und die beiden Eimer der Serie Knodd machen auch was her. Für ein feinsinniges Bimm dient die formschöne Glasvase Beröskna. Nebenbei: Die elegant geschwungene Linie der weißen Resonatoren unter den Holzstäben der Marimba – die könnten sich auch IKEA-Designer ausgedacht haben.

Lustig, die Einkaufs-Leutlein zu beobachten. Die meisten reagieren auf die ungewohnte Situation, indem sie ein Pokerface aufsetzen und so bemüht-unbeteiligt wie möglich an der Musik-Intervention vorbeisteuern. Beim Weitergehen kommen einem Gedanken, was da noch alles gut klingen könnte: Über die Papierflöckchen des Lampenschrim Grimsäs zu streichen, wäre einen Versuch wert. Auch die Klarglasleuchte Lunnom lohnte wohl ein Experiment mit Marimbaschlägeln. Die eher plumpe Leuchte Hektar wirkt weniger geeignet für eine Akustik-Probe.

Ach, da wäre noch das Schaffell Ludde, die kuschelige Decke Gruslblad und die Duftkerze Sinnlig: Wenn man das gleich gehabt hätte, zu den wabernden Tönen der Marimba! Keine Frage: IKEA ist ausbaufähig als Konzertsalon.

Am Montag (25.11.) lädt man um 11 Uhr zum „Ortswechsel“ in den Hauptbahnhof, um 11 Uhr ins Foyer der Uni Motzarteum, am Dienstag (26.11. um 14 Uhr ins Café Bazar, tags darauf ins Hotel Sdacher und das geht dann so die ganze Woche weiter. Finale am Sonntag (1.12.) um 16.30 im Schloss Leopoldskron – www.dialoge-festival.at
Bilder: dpk-krie (1); ISM/Wolfgang Lienbacher (1)
Zum Vorbericht Jedem Stück seinen Ort

 

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