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Mit der vollen Power einer starken Jugend

TANZ / MUSISCHES GYMNASIUM / REPUBLIC

31/05/13 Bemisst man es am Zustrom ins republic, ist der Tanz im zentralen Nervensystem unseres Kultur-Verständnisses angekommen: Hat man sich am Donnerstag (30.5.) geduldig bis zur Öffnung der Saalpforten durch gestanden und ein Sitzloch im vollgewuzelten Raum ausgemacht, ist man auch reich belohnt worden.

Von Erhard Petzel

451Seit zwanzig Jahren bewegt das Musische Gymnasium seine Schülerinnen und Schüler: Zum Jubiläum des Tanz-Zweigs des „Musischen“ zeigten die Tanzklassen unter der Verschlagwortung „react – return – recover“ ihre Abschlussaufführungen.

Und das ist so bunt wie erfreulich. Die Handschriften unterschiedlicher Lehrerinnen-Persönlichkeiten bringen in verschiedenen Stilen und thematischen Ideen durch die unterschiedlichen Choreographien das Bewegungsrepertoire von Kindern bis zu jungen Erwachsenen zum Leuchten: Denn der pädagogische Anspruch ist fühlbar, den jungen Menschen dort zu fassen, wo er sich mit der Bewegung auch mit Freude identifiziert.

452So finden sich die Jüngeren bei Disco-Choreographien und Feenreigen zu Chansons, während man in der Pubertät in bizarren Bildern aus Müllsäcken schlüpft, Sessellandschaften betanzt oder verschiedene Szenen aus Musicals belebt und in der Adoleszenz seinen Körper in den Raum eines sozialen Diskurses stellt.

Wenn alle zusammen die Bühne bevölkern, dann geht die Post sowieso ab. Alles mit viel Geschmack und der vollen Power einer starken Jugend.

Wermutstropfen ist vielleicht die Männerquote. Sie ist in der Sache auch nicht verständlich. Die Burschen in den Ensembles stehen den Mädchen nicht nur in nichts nach, sie können sich wunderbar sowohl in der Chorus-Line wie in personam profilieren – und das nicht wegen ihres exotischen Status, sondern verdient. 453Wenn es sich ein Drittklässler als Clown unter lauter Mädchen zur Strafe für seine beeindruckende Souveränität gefallen lässt, plötzlich in der Unterhose dazustehen, dann ist er sicher die Personifikation von Coolness.

Wie stark die Spannung zwischen den Geschlechtern den Ausdruck belebt, wurde in „Cello Sweet“ deutlich. Der Pas des deux am Beginn zu Cello live (Veronika Gruchmann) vermittelte ein Knistern, das sich danach im Tutti bei allem choreographischen Reiz zu den satten Klängen der Piano guys so nicht mehr einstellen wollte. Das Naturgesetz, nach dem eine Tanzklasse mit 1 – in Worten: einem - Burschen auskommen muss, ist ebenso schwer verständlich wie der Umstand, dass Breakdance rein männlich ist.

454Vielleicht ändert sich das ja auch noch. Wer hätte vor Jahrzehnten darauf gewettet, dass Salzburg heute über eine Chorszene verfügt, in der Boygroups mit Girlgroups um die Aufmerksamkeit rittern und alle in allen möglichen Chören gemeinsam unterwegs sind. Vielleicht liegt in kurzer Zeit auch der musisch bewegte Mann im Trend, unter anderem als Gegengewicht zur erstarrenden Schullandschaft, die sich vor allem verbal bewegt.

Wie im Chorwesen gelingt es vielleicht auch, den Tanz als allgemein gebräuchlichen Lebensausdruck zu verankern. Das Musische Gymnasium hat jedenfalls seins dazu beigetragen, als 1999 Tanz in die Oberstufe geführt und maturabel wurde. Zusammen mit der lokalen Szene ist hier sicher noch enormes Entwicklungspotential freizusetzen bei allen Schwierigkeiten.

Gratulation der noch genderreinen Crew: Daniela Fish-Cottogni, Monika Gruber, Claudia Krippl, Silvia Obereder und Astrid Weger-Purkhart.

„react return recover“ - weitere Aufführungen der Tanzklassen des „Musischen“ heute Freitag (31.5.) um 15 Uhr und um 19.30 Uhr im republic - www.republic.at
Bilder: Paul Rehrl

 

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