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Eine Geschichte von Vertreibung und Versöhnung

31/10/17 Münzen prägen. Das ist nicht das Allererste, was einem zum Thema Migration und Exil einfällt. Für die Salzburger Protestanten, die unter Erzbischof Leopold Anton Firmian das Land verlassen mussten, waren solche Objekte wichtige Gedenk- und Erinnerungsstücke. Zu sehen sind solche Münzen im Salzburg Museum, im neuen Schauraum „Reformation500“.

Der Jahrestag des Reformationsbeginns durch Martin Luther, der sich heute (31.10.) zum 500. Mal jährt, ist für das Salzburg Museum der Anlass, im Rahmen der Dauerausstellung „Mythos Salzburg" das bewegte Schicksal der Salzburger Protestanten zu beleuchten. 1517 verfasste Martin Luther seine 95 Thesen – ein Schritt mit enormen Folgen. Seine Kritik an Missständen in der Kirche wurde schnell verbreitet, führte zur Reformation und bewirkte die Entstehung der protestantischen Konfessionen.
Innerhalb kürzester Zeit fand die Reformation auch ihren Weg nach Salzburg: Wanderprediger, Flugschriften und reisende Knappen brachten protestantische Ideen ins Land. Schon 1520 predigte Paulus Speratus in der Salzburger Stadtpfarrkirche im Sinne Luthers. Johann Staupitz, ein wichtiger Förderer und Vertrauter Luthers, war sogar von 1522 bis 1524 Abt von St. Peter in Salzburg. (Auf dem Bild rechts ist Staupitz auf dem Ölbild zu sehen, vorne der jetztige Erzabt Korbinian.)

Bemerkenswert ist, dass im Gegensatz zu anderen katholischen Fürsten die Salzburger Erzbischöfe zunächst nicht so streng gegen die Reformation vorgingen. Umso heftiger war dafür die Vertreibung von 22.000 Protestanten – damals mehr als ein Sechstel der Salzburger Bevölkerung! – durch Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian in den Jahren 1731 und 1732, die aufgrund ihres Glaubens das Land verlassen mussten. Ein Großteil dieser Salzburger Emigranten landete in Ostpreußen, wo ihre Nachfahren am Ende des Zweiten Weltkrieges erneut zur Flucht gezwungen waren. Andere wurden in den Niederlanden aufgenommen und ein kleiner Teil trat sogar die beschwerliche Fahrt nach Nordamerika an. Die ökumenische Bewegung ermöglichte schließlich eine Versöhnung zwischen der katholischen Kirche und der evangelischen Gemeinde in Salzburg, die im 19. Jahrhundert neu entstanden war.

Der Ausstellungsraum führt die Besucher auf eine Reise durch die bewegende Geschichte der Salzburger Evangelischen. Wichtiger Bestandteil sind dabeiund dem Bankhaus Spängler.

Ein Schwerpunkt in einem neu gestalteten Ausstelllungsraum zum Thema „Reformation500" liegt auf der Medaillenkunst, die neben der Druckgrafik eindrucksvoll an das Schicksal der Salzburger Glaubensflüchtlinge erinnert. Kein anderes Fluchtereignis wurde auf Medaillen so oft dargestellt wie die Emigration der Salzburger Protestanten vor 286 Jahren. Diese Kleinkunstwerke aus Gold, Silber, Kupfer und Zinn waren eine wichtige Ausdrucksform der barocken Erinnerungskultur. Sie entstanden in protestantischen Gebieten Deutschlands und in den Niederlanden, wo sie als Andenken und Sammelobjekte verkauft wurden. Einige der schönsten Stücke aus der Sammlung des Bankhaus Spängler in Salzburg werden hier präsentiert, ebenso wie Exponate aus dem Salzburg Museum. Eine große Besonderheit sind dabei Schraubmedaillen, die innen hohl sind und aufwändig kolorierte Druckgrafiken enthalten. Diese Bilderserien gehören zu den reizvollsten Zeugnissen des Protestantismus in Salzburg.

Leihgaben kommen auch aus der Evangelischen Pfarrgemeinde A u. H.B. Salzburg Christuskirche, der Erzabtei St. Peter, dem Kapuzinerkloster in Salzburg, Archiv der Erzdiözese Salzburg und dem Salzburger Landesarchiv. (Salzburg Museum/dpk)

Ausstellung „Reformation500", bis 4. März 2018 im Salzburg Museum - www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum / Bankhaus Spängler (3); dpk-klaba (1)

 

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