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Es ist nicht egal, was ich tue!

FESTSPIELE / KINDEROPER

26/07/23 „Das ganze Stück hat durch die musikalische Behandlung der Intervalle etwas von einer Rückkehr zu einem Ursprung. Es ist ein Stück nicht nur für Kinder, sondern auch über Kindheit. Jeder von uns kann darüber nachdenken: Was verbinden wir mit Kindheit?“

Zum dritten Mal gbit es im Jugendprogramm der Festspiele eine Oper für Kinder. Location ist zum zweiten Mal das Schauspielhaus Salzburg. Dort könne man, so Ursula Gessat, die Education Managerin der Festspiele, „richtiges Theater mit allen technischen und kostümspezifischen Möglichkeiten“ machen. Auf dem Programm: Maurice Ravels L’Enfant et les sortilèges. „Das ist ein sehr reichhaltiges Stück“, sagt die Regisseurin Giulia Giammona. „Zuerst hat mich die Musik fasziniert. Außerdem finde ich es total spannend, die Reise, die das Kind vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen durchlebt, durch dessen Augen mitzuerleben.“

Das Werk habe viele wechselnde Nuancen und Stimmungen. „Man ist vielen überraschenden Wendungen und einem Reichtum an Elementen von Jazz, bis Varieté oder Walzer ausgeliefert.“

Viele Figuren sind in L’Enfant et les sortilèges erforderlich. Acht Sängerinnen und Sänger verkörpern zwanzig Rollen. Für Giulia Giammona ist es spannend, wie Ravel die Doppelung der Figuren kompositorisch gemeistert hat. Dirgiern wird Anna Handler. Sie schätzt „das Herzblut, mit dem die Regisseurin sich für die jüngere Generation einsetze“. Angesichts der reduzierten Besetzung in der Bearbeitung von Didier Puntos habe sie zwar zuerst „geschluckt“. Der Farbenreichtum von Ravels Musik lasse sich aber auch so herstellen. „Ich sehe dies als Chance, sich noch intensiver in die Musik hineinzufühlen.“ Interessant sei wie Ravel das Geschehen durch die Verwendung musikalischer Intervalle symbolisiere: „Auf diese Weise kehren wir am Ende zum Anfang zurück“. Das Werk, für dessen Komposition Ravel fünf Jahre gebraucht habe, zähle für sie zum Gipfel seines Schaffens. In Bezug auf die Länge von lediglich fünzig Minuten sagt sie: „Ich finde es toll, dass er in so kurzer Zeit so viel sagen und auf den Punkt kommen kann.

„Uns ging es in der Konzeption um die Auseinandersetzung mit den Charaktereigenschaften eines heutigen Kindes“, sagt die Regisseurin. „Worüber ich gestolpert bin, ist die Frage nach dem Wutausbruch des Kindes und der Zerstörung von Prestigeobjekten, die ein Stück weit auch für die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit stehen. Durch das Auftauchen der anderen Figuren, auch der Tiere, deren Beschuldigungen es sich ausgesetzt sieht, gelangt das Kind zur Einsicht, dass sein eigenes Handeln eine Wirkung auf andere hat. Seine Wut ist der Aufhänger für die Aufforderung: Seid mutig und geht auch mal raus!“

Darin steckt auch eine Auseinandersetzung mit den Folgen von Isolation, Vereinsamung und Kontaktblockaden, die es während der Corona-Zeit gegeben hat. Die Begegnung mit der Gruppe der Tiere führt das Kind zur der Erkenntnis: Es ist nicht egal, was ich tue“. Auch für Anna Handler war es wichtig den Text zu aktualisieren und zu zeigen, das Kind hat Mut und tut Gutes. Das Kind durchwandert im Stück verschiedene Welten: „Das erscheint zunächst wie eine wirre Aneinanderreihung von Szenen und Personen. Gleichzeitig bleibt das Kind aber immer Kind und wechselt auch sein Kostüm nicht.“ Als guten Begleiter hat es das Eichhörnchen. Dessen Käfig symbolisiert den „goldenen Käfig“, in dem das Kind in einer Überreizung von extrem vielen verschiedenen Dingen gefangen ist. Die Tiere, die das Kind trifft, „lebten in einer Welt, die im Widerspruch zur derjenigen des Kinderzimmers“ stehe. Durch das Verschmelzen dieser beiden Sphären werde klar, so die Regisseurin: „Das Kind muss Verantwortung übernehmen, es kann nicht einfach direkt in seine alte Welt zurückkehren.“

Auch Anna Handler findet die „Bewusstseinsentwicklung, die das Kind vollzieht“, spannend. „Das ganze Stück hat auch durch die musikalische Behandlung der Intervalle etwas von einer Rückkehr zu einem Ursprung. Es ist ein Stück nicht nur für Kinder, sondern auch über Kindheit. Jeder von uns kann darüber nachdenken: Was verbinden wir mit Kindheit?“ Musikalisch werde das Zauberwort „Mama“ durch eine Kadenz dargestellt. „Durch den letzten Akkord kommen Mutter und Kind wieder zusammen. Das Stück beginnt und endet mit der Mutter. Sie spielt eine wichtige Rolle, obwohl sie – auch in unserer Inszenierung – kaum Präsenz hat.“ (SF / dpk-klaba

www.salzburgerfestspiele.at 
Bilder: SF / Leo Neumayr

 

 

 

 

 

 

 

 

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