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Ein vokales Fest der Jugend

FESTSPIELE / YOUNG SINGERS PROJECT

26/08/23 Das Abschlusskonzert des „Young Singers Project“ bot drei Stunden lang eine gute Gelegenheit, Talente kennenzulernen. Was die Qualitäten junger Stimmen betrifft, braucht einem um die Kunstform Oper nicht bange zu sein. Und, sehr erfreulich, auch eigene Persönlichkeit scheint wieder mehr gefragt zu sein.

Von Gottfried Franz Kasparek

Wieder war es das Mozarteumorchester, welches den Reigen der Arien und Ensembles von Mozart bis Lehár mitatmend, mit schönen Soli und präzis begleitete, unter der Stabführung des souveränen Kapellmeisters Adrian Kelly, der seit 2015 auch musikalischer Chef des Projekts ist. Evamaria Wieser, seit einem Dutzend Jahren Gesamtleiterin, Laura Nicorescu, Produktionsleiterin, sowie das gesamte Team haben wieder wertvolle Arbeit geleistet. Mozart stand – am Freitag (25.8.) im Großen Saal des Mozarteums – wie schon Tradition, im Mittelpunkt des ersten Konzertteils. Auf die Idomeneo-Ouvertüre folgten Rezitativ und Arie der Ilia, beherzt und mit warmem Timbre vorgetragen von der armenischen Sopranistin Lilit Davtyan, die im zweiten Teil, im Duett der Adina mit Dulcamara us Donizettsi L'elisir d'amore, neugierig machte auf weitere Proben ihrer Begabung fürs romantische Belcanto.

Dulcamara, ihr Landsmann Hovhannes Karapetyan, erfreute wie auch schon in Figaros eifersüchtiger Arie mit behäbigem und dennoch gewitztem Humor, der ihn ebenso wie sein mächtiger, akkurat geführter Spielbass für dieses Fach prädestiniert. Der Bariton Matteo Guerzè aus Italien ist als sonorer Guglielmo bereits ebenso empfehlenswert wie die Österreicherin Johanna Rosa Falkinger, die aus der diffizilen Arie der Elisa aus Il re pastore mit feiner lyrischer Stimme ein Kabinettstück empfindungsreicher Koloraturkunst machte. Die aus den Niederlanden kommende Sopranistin Lize Lozica und der dritte Gast aus Armenien, der Bariton Grisha Martirosyan, sangen und spielten das Duett Il coroì vi dono aus Così fan tutte herzerfrischend, machten aber nach der Pause mit exquisitem französischen Repertoire – einer Petitesse aus Massenets Cendrillon und der Arie des Zurga aus Bizets Perlenfischern – fast noch eindringlicher auf sich aufmerksam.

Der polnische Bassist Pawel Horodyski verfügt über einen wahrlich balsamischen Bass, wie geschaffen für den Sarastro. Die Ukrainerin Daria Kolisan, derzeit Schülerin von Michael Kraus in Wien, ist mit samtener Stimme und lebhaftem Spiel am besten Weg zu einer dramatischen Vitellia in La clemenza di Tito und auch zu Puccinis Mimì. Die Georgierin Teona Todua und die sehr südlich wirkende Britin Anita Montserrat, Sopran und Mezzo, boten zunächst ein Così-Damenduett mit Verve und begeisterten im zweiten Teil mit ihren edlen, sehr persönlich gefärbten Timbres und mit stilistischer Eleganz in Bizets Micaëla-Arie aus Carmen beziehungsweise mit der virtuosen Cavatine des Urbain aus Meyerbeers Les Huguenots.

Anthony León ist ein stämmiger USA-Tenor mit lyrischer Begabung, der als Belmonte gute Figur machte und nach der Pause seine lateinamerikanischen Wurzeln und seine Strahlkraft im Spanischen bewies – als politisch sehr unkorrekter, aber mitreißender Torero Rafael in der Zarzuela El gato montés von Manuel Penella. Es ist schön, dass in diesem Programm auch die Operette vorkam, denn Musiktheater sollte in gewisser Weise als Einheit begriffen werden. Und an den emotionalen Verismo-Ausbrüchen Penellas und Lehárs würden Leute aus Schauspiel und Musical bloß elend scheitern.

Womit wir gleich auch beim offenbar in Tirol und als Wiltener Sängerknabe aufgewachsenen Tenorkollegen Matteo Ivan Rašić wären, der nach eher schaumgebremstem La Bohème-Duett Octavios Arie Freunde, das Leben ist lebenswert aus Lehárs Giuditta mit auftrumpfender Bravour und sehr geradliniger, aber hell strahlender Stimme in den Saal schmetterte – eine beste Empfehlung übrigens für Bad Ischl!

Schade, dass die wunderbare spanische Sopranistin Aitana Sanz-Pérez nicht gleich auch Giudittas Auftrittslied sang. Sie hatte den zweiten Teil mit einer in jedem feinen Ton erfühlten, in jeder Verzierung berührend schönen und dabei technisch perfekten Interpretation der großen Szene von Donizettis Linda di Chamonix bejubelt begonnen. Als glaubwürdige Darstellerin eher an Pilar Lorengar, stimmlich in ihrer durchschlagskräftigen Zartheit und Noblesse an die junge Caballé erinnernd, war sie auch die grandiose Soleá im Duett mit dem an ihrer Seite wachsenden Anthony Léon in der Zarzuela. Solistisch ebenfalls nur im zweiten Teil vertreten war der profunde spanische Bariton Alejandro Baliňas Vieites mit einer Rossini-Glanznummer aus Semiramide, der am Ende des Mozart-Teils schon als Figaro im Sextett beeindruckt hatte. Am Ende vereinten sich alle Mitwirkenden zu einem eher kuriosen, da von vierzehn begeisterten jungen Leuten chorisch gesungenen Ende des zweiten Finales aus Così fan tutte. Insgesamt ein beglückendes vokales Fest!

Bilder: SF / Marco Borrelli

 

 

 

 

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