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Ein offenes Haus für die Freie Szene

HINTERGRUND / FERTIGSTELLUNG PROBEHAUS

16/01/23 Auf die Frage, was ihn einnimmt am neuen Probehaus für die Freie Tanz- und Theaterszene in Salzburg, antwortet Reinhold Tritscher, Leiter des Theater Ecce, spontan: „Ein Dach über dem Kopf. Und warm. Der Tischler, der 27 Jahre in einer Garage gearbeitet hat, hat jetzt einen Werkstattraum.“

Von Reinhard Kriechbaum

Proberäume waren über Jahrzehnte ein vordringlicher Wunsch der Freien Szene. Die Notwendigkeit stand schon im Kulturleitbild 2 der Stadt Salzburg, wurde festgeschrieben im Strategieprozess der Stadt und im Kulturentwicklungsplan des Landes. Die Realisierung hat gedauert, denn der Traum von der Rauchmühle in Liefering als Probenhaus war politisch rasch ausgeträumt. Doch auf den Hannak-Gründen, wo in letzter Zeit ein ansehnlicher Wirtschafts- und Technologiepark entstanden ist, konnte jetzt doch endlich von Stadt und Land gemeinsam ein solches Probenhaus Wirklichkeit werden. Eines, bei dessen Ausstattung Künstlerinnen und Künstler mitgeredet haben, das also den praktischen Erfordernissen sehr entgegen kommen sollte.

Das Gebäude mit der Adresse Gewerbehofstraße 7 ist jetzt in Betrieb gegangen. In einem Pressegespräch heute Dienstag (16.1.) wurden die Räume präsentiert, und Journalisten durften auch schon zuschauen, wie dort bereits gearbeitet wird: Das Theater Ecce, die Freie Bühne Salzburg, das SEAD, die Hungry Sharks, das Theater Direkt und einige andere haben schon zugeschlagen.

Fünf Probenräume zwischen 84 und 128 Quadratmetern stehen zu Verfügung, einer ist gar sechs Meter hoch. Alle haben einen Boden, auf dem man tanzen kann. Und demnächst sind auch alle zu verdunkeln, „denn die Theaterleute haben es oft gerne finster, die Tänzer eher hell“, erklärt Kulturamts-Leiterin Dagmar Aigner, die seit zehn Jahren mit der Causa Probenhaus befasst ist und nun, da es tatsächlich fertig ist, von einem „bewegenden Moment“ spricht. „Es war uns wichtig, dass grundsätzlich alle Räume für alle Sparten nutzbar sind.“

Wie viele freie Tanz- und Theatergruppe können von dem neuen Gebäude profitieren? Allein in der Stadt gehe man von vierzig bis fünfzig Ensembles aus. Es gibt viele Überschneidungen und kleinere Projekte von Künstlerinnen und Künstlern. „Wir haben in der Szene rund 120 Ansprechpartner“, so eine Kulturamts-Mitarbeiterin zum DrehPunktKultur. Gut also, dass das neue Probenhaus, das einen Katzensprung von der S-Bahn-Station Sam entfernt und auch mit der Buslinie 10 gut erreichbar und täglich (auch am Wochenende) von 6 bis 24 Uhr offen ist. Es kann natürlich auch von auswärtigen Gruppen genutzt werden.

Wie das praktisch geht? Man bucht vorab Zeitfenster und bekommt dann den Zugangscode auf Karte. Für die Abwicklung sorgen die Städtischen Betriebe. Die sind sonst für die Eisarena und die Sporthallen zuständig. „Wir freuen uns, dass wir unseren Horizont Richtung Kultur erweitern dürfen“, sagt Roland Oberhauser, Leiter der Städtischen Betriebe. An den Nachmittagen unter der Woche ist eine Mitarbeiterin fürs Organisatorische im Haus. Für Notfälle haben die Städtischen Betriebe einen ständigen Bereitschaftsdienst von zwei Technikern.

„Es ist ein kostenpflichtiges, aber günstiges Haus“, sagt Dagmar Aigner. Es gibt unterschiedliche Preiskategorien. Ein Proberaum kostet pro Stunde 9,60 Euro, der Tagestarif beträgt 84 Euro, der Wochentarif 180 Euro. Auch für einen Monat kann man einen Probenraum mieten, um 576 Euro. Mietet man die Werkstatt dazu, kostet die Stunde 12, der Tag 108, die Woche 264 und der Monat 844 Euro. Teurer (zwölf Euro die Stunde) ist's, wenn jemand dort Workshops, Kurse und Fortbildungen anbieten möchte. Viel günstiger ist der Tarif für Auszubildende und Studierende. SEAD oder Mozarteum zahlen 5,67 Euro die Stunde.

Von einem Quantensprung jedenfalls spricht Vizebürgermeister Bernhard Auinger und verweist darauf, dass der Stadtteil Gnigl mit dem neuen Probenhaus neben dem MARK jetzt ein weiteres kulturelles Zentrum bekommen hat. Die Ausstattungskosten von rund 1,2 Millionen Euro und die monatliche Miete samt Betriebskosten – rund 13.500 Euro – tragen je zur Hälfte Stadt und Land Salzburg. Für die Werkstätte in der dem Probenhaus benachbarten Halle D fielen 100.000 Euro an. Diese und die Miete von 3.000 Euro teilen sich ebenfalls Stadt und Land. Dort gibt es Arbeitstische, Stromanschlüsse, ein Ausgussbecken – Werkzeuge müssen die hier sich einmietenden Ensembles selbst mitbringen. Neben den fünf Probenräumen gibt es einen Produktionsraum für Tonaufnahmen, Duschen und Umkleideräume, einen Besprechungsraum und eine geräumige Küche mit mehreren Tischen – es sollte also auch der Austausch unter Künstlerinnen und Künstlern nicht zu kurz kommen.

Knapp 1.000 Quadratmeter Nutzfläche stehen insgesamt zur Verfügung. Was Ausstattung und Betriebsmodalitäten anlangt, habe man unter anderem das Grazer Andere Theater zum Vorbild genommen. „Nur durch die kreative Zusammenarbeit mit den zahlreichen Kulturinitiativen und Einrichtungen konnte das Projekt umgesetzt werden“, so der zuständige Kulturpolitiker der Stadt, Bernhard Auinger. Er sagt aber auch: „Wir wollen keinen Schrebergarten betreiben und können nicht für alle ein Haus bauen.“

Wilhelm Hannak, auf dessen bisher ungenutztem Wiesengrund der riesige Campus Nordraum entstanden ist, zu dem auch das Probenhaus für die Freie Szene rechnet, verweist auf die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz der gesamten Anlag, mit Erdwärme, Solarstrom und bei endgültiger Fertigstellung sechzig E-Ladestationen. Die hier insgesamt zur Verfügung stehenden 13.000 Quadratmeter Nutzfläche seien bereits „voll vermietet“. Fünf Parkplätze gibt es übrigens auch für die Probenhaus-Nutzer.

Am Donnerstag, 25. Jänner, ab 14 Uhr ist Tag der offenen Tür im neuen Probenhaus der Freien Tanz- und Theaterszene in Salzburg.
Anmeldungen für die Proben- und Werkstatträume über die Plattform Venuzle, dort gibt es auch die Preisliste. Oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: dpk-krie

 

 

 

 

 

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