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Mit vollen Segeln

KULTURVEREINIGUNG / DRESDNER PHILHARMONIE / URBAŃSKI

28/09/23 Vor einem Dutzend an Jahren weilten die musizierenden Gäste aus Salzburgs Partnerstadt zuletzt bei uns. Die Dresdner Philharmonie unter Krzysztof Urbański eröffnete die Konzertsaison der Kulturvereinigung, Julia Hagen war die Cello-Solistin.

Von Horst Reischenböck

Die Kulturvereinigung wartete gleich mit ein paar Neuerungen auf. Die Saison beginnt jetzt – wie allgemein üblich – im September. Die Konzerte beginnen ab sofort bereits um 19 Uhr. Der künstlerische Leiter Thomas Heißbauer erläuterte vorneweg auch, dass im Sinn von Nachhaltigkeit und in Absprache mit den Ausführenden ab sofort keine Blumen mehr überreicht würden. Stattdessen dankt jedem Auftritt die Patenschaft für einen neu gepflanzten Baum im Park des Naturhotels Forsthofgut in Leogang samt entsprechender Widmung.

Die Dresdner Philharmonie entbot zur Einstimmung Mittwoch (27. 9.) im Großen Festspielhaus mit Wolfgang Amadé Mozarts Ouvertüre zu Le nozze di Figaro entsprechend quirlig zum Warmwerden aufgedreht lokal ihre Reverenz. Sozusagen als Draufgabe vorneweg.

Im Anschluss daran war für Cellistin Julia Hagen sozusagen ein Heimspiel angesetzt. Noch vor zwei Wochen hatte sich die Salzburgerin beim Brucknerfest in Linz Werken von Komponistinnen gewidmet – gerade aus der männliche Ecke heraus betrachtet, wurden „Cellospielerinnen und was der befremdlichen Gestalten mehr sind“ ja lange mit Argusaugen betrachtet. Musste doch das Instrument geraume Zeit ohne Stachel zwischen die Beine geklemmt werden. Das provozierte Männerfantasien...

Camille Saint-Saëns schuf mit seinem Violoncello-Konzert Nr. 1 in a-Moll op. 33 eine Steilvorlage. Diesem Prüfstein müssen sich seither alle renommierten Solisten, gleich welchen Geschlechts, stellen. Entsprechend ritt Julia Hagen nach dem ersten Orchesterschlag des eröffnenden Allegro non troppo mit vollem Einsatz ihres prächtigen Cremonenser Instruments zügig eine sowohl tonschöne wie virtuose Attacke, um sich dann zärtlich schwelgend im Allegretto con moto inmitten über den Pizzicati auszusingen und letztendlich den in sich dreigeteilten Einsätzer wie gefordert Molto Allegro zu beenden. Langanhaltender Jubel dankte dem Können der Lokalmatadorin und wurde von ihr mit dem Prélude aus Johann Sebastian Bachs Erster Solosuite in G-Dur BWV 1007 bedankt.

Nach der Pause volle Aufmerksamkeit für die Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36 von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky. Der 41jährige, aus Polen gebürtige Krzysztof Urbański führte mit großräumigen Gesten ins eröffnende Andante sostenuto, das das vorerst zögerliche Hörnerquartett sein Schicksalsmotiv trotz Zuhilfenahme und Verstärkung durch Trompeten, Posaunen und Tuba eher gebremst in den Saal schmetterte. Den ausgedehnten seelischen Konflikt auszutragen war danach der satt getönt sechzigköpfigen Streichergruppe anvertraut, während den Holzbläsern nur selten Einwürfe gewährt blieben.

Ganz anders durften sich diese in der Melancholie der Canzone des Andantino verströmen, in der Krzysztof Urbański auch die exzellente Piano-Kultur der Violinen vor Ohren führte. Nach dem berühmten Streicherpizzikato des Scherzos mit seinen kecken Bläsereinwürfen ließ er dann der nur kurz durch das Wiederauftauchen des Schicksalmotivs unterbrochen finalen Festesfreude stürmisch zündend ihren Lauf.

Heute (28.9.) und am Freitag (29.9.) spielt Julia Hagen das Schumann-Cellokonzert, jeweils gefolgt von der Symphonie Nr. 10 von Dmitri Schostakowitsch. Es ist noch nicht zu spät, ein Abonnement abzuschließen – www.kulturvereinigung.com
Bilder: SKV /ebihara photography

 

 

 

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