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Aus vier mach viele

CAMERATA-ZYKLUS / RICHARD TOGNETTI

12/03/12 Wenn das nächste Mal vier Streicher das Streichquartett g-Moll von Edvard Grieg spielen werden – und sei es noch so brillant – wird man sich mit Begeisterung an die Interpretation der Camerata erinnern.

Von Heidemarie Klabacher

altDer australische Geiger Richard Tognetti hat nicht nur vom Pult aus Haydn und Grieg dirigiert und in zwei Werken die Solovioline gespielt, er hat auch noch „Fassungen“ für die Camerata erstellt: Tognettis Bearbeitung des Grieg-Quartetts op. 27 unterstreicht die ohnehin beinahe symphonische Anlage des Werks, ohne dass die feinen Lyrismen, die große Kantilene in purem Verstärker-Effekt untergingen. Im Gegenteil! Die Möglichkeiten des Kammerensembles mit Kontrabass gegenüber dem Original, etwa was die zupackende Attacke betrifft, strichen die vielen Kontraste beinahe noch spannender heraus. Dabei blieb in der Interpretation der Klang schlank und durchhörbar. Die Wendigkeit des Klangkörpers war stupend – in der Flexibilität durchaus einem Quartett ebenbürtig.

Ein anspruchsvolles reizvolles Programm abseits des Mainstreams also und stilistisch ebenso schlüssige wie musikantische Interpretationen: Das dritte Konzert im Zyklus im Großen Saal des Mozarteums zeugte einmal mehr von der Qualität der Camerata Salzburg.

Auch Maurice Ravels Deux Mélodies hébraiques hat Richard Tognetti eingerichtet – für Solovioline und Kammerorchester. Ravel selber hat ja eine Fassung für Singstimme und Orchester geschrieben, die Ausgangspunkt für viele Bearbeitungen für Soloinstrumente wurde.

Tognettis Ravel ist äußerst fein instrumentiert. Allein die nur wenige Augenblicke währende  schillernde Orchestereinleitung zum „Kaddisch“ wird man im Ohr behalten. Als Dirigent baut Tognetti zielgerichtet Spannung und Lautstärke auf. So auch die Steigerung in „Kaddisch“ vom ätherischen Piano zur bedrohlichen Expressivität. (Man musste schier aufpassen, um nicht Holocaust-Schrecken in die bedrohlich grummelnden Figuren in der Tiefe hineinzulesen, soweit war es 1914/1919 noch nicht.)

Eine große, allzu schöne und daher etwas langatmige Kantilene ist das Stück „Vox Amoris“ aus der Feder des lettischen Komponisten Peteris Vasks: Die Fantasia per violino ed archi aus 2008/09 gab dem Geiger Richard Tognetti aber perfekte Gelegenheit, seinen kraftvollen lebendigen Geigenton verströmen zu lassen. Daher hat man sich die gefälligen Banalitäten auch sehr gerne vorspielen lassen.

Interessant dagegen die Wiedergabe von Joseph Haydns Symphonie e-Moll Hob. I:44, die Tognetti vom ersten Satz an recht flott anging und zu einem mitreißenden Finale presto steigerte.



 

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