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Und jeder geht zufrieden aus dem Haus

FESTSPIELE / PROGRAMM 2023

09/12/22 Es kommt einem schon der Theaterdirektor aus dem Faust, in den Sinn, „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“. Die Spannweite vom Figaro zur Griechischen Passion, von Lessing bis Mareike Fallwickl scheint übergroß. Aber Festspielintendant Markus Hinterhäuser ist bekanntlich auch ein Meister des übergreifenden Sinn-Erklärens.

Von Reinhard Kriechbaum

Und so findet Hinterhäuser locker Verbindungslinien von Verdis frühem, blutgesättigten Macbeth bis zum späten, humoristischen Falstaff. Flugs argwöhnt er angesichts des von Sir John Falstaff proklamierten globalen Spaßfaktors ob der Fugen-Form eben eine „fuga“, eine Weltflucht als mögliche Reaktion auf die mannigfaltigen Herausforderungen unserer Zeit. Was Hinterhäuser – mit unterschiedlichem Zitatwerk – sowieso vertritt: „Nur große Kunstwerke sind in der Lage, uns zu helfen, unsere Welt zu verstehen.“

Los geht’s in der Oper am 27. Juli mit Mozarts Figaro im Haus für Mozart, in der Regie von Martin Kusej und mit Raphael Pichon am Pult der Wiener Philharmoniker. Das Große Festspielhaus gehört diesmal Verdi: Für Macbeth sind Krzysztof Warlikowski für die Regie und Franz Welser Möst als Dirigent aufgeboten. Für Falstaff Christoph Marthaler (im Verein mit der Ausstatterin Anna Viebrok) und Ingo Metzmacher am Pult. Neuland wohl für viele Festspielbesucher dürfte Die grichische Passion von Bohuslav Martinu werden, für den Young Conductors Award-Preisträger Maxime Pascal das Debüt am Pult der Wiener Philharmoniker. Simon Stone führt Regie.

Die Übernahme von den Pfingstfestspielen ist Glucks Orfeo ed Euridice. Damit Cecilia Bartoli den Orfeo singen kann, greift man zur sogenannten Parma-Fassung aus Glucks Feder, in der diese Rolle einem Sopranisten zugedacht ist. Dauer-Reizthema ist Teodor Currentzis, der mit seinem neuen Orchester Utopia eingeladen ist, für die konzertante Oper The Indian Queen von Henry Purcell und für Mozarts c-Moll-Messe.

Das Mozarteumorchester unter Marco Armiliato kommt für ebenfalls zwei konzertante Aufführungen von Bellinis I Capuleti e i Montecchi zum Einsatz. Das Festspiel-Finale läutet John Eliot Gardiner mit seinem Monteverdi Choir und dem Orchéstre Révolutionnaire et Romantique ein – Hector Berlioz' Les Troyens ist die dritte konzertante Oper des kommenden Festspielsommers.

Das neue Jedermann-Personal haben die Festspiele erst kürzlich verlautbart. Lessings Nathan der Weise kommt auf die Pernerinsel, Ulrich Rasche führt Regie. Nach dem Film Liebe (Amour) von Michael Haneke erarbeitet Karin Henkel ein Bühnenstück, das im Landestheater uraufgeführt wird, wo auch eine Dramatisierung des Romans Die Wut, die bleibt von Mareike Fallwickl uraufgeführt wird. Bertolt Brechts Der kaukasische Kreidekreis wird in der Szene Salzburg gezeigt. Das wird eine inklusive Vorstellung in Koproduktion von Rimini-Protokoll, Theater HORA und dem Berliner HAU. Nur eine Produktion in Hallein? Nein, drei Mal gibt’s dort Tanztheater (Sharon Eyal & Gai Behar mit Into The Hairy).

Lux aeterna, ewiges Licht also, soll über der Ouverture spirituelle leuchten. Sie beginnt diesmal am 20. Juli mit dem letzten, riesenhaft besetzten Werk von Olivier Messiaen Éclairs sur l'Au-delà...mit dem SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher. Ein signifikanter Programmpunkt ist an den ersten beiden Festspiel-Tagen eine szenische Umsetzung der Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz und des Sonnengesangs von Sofia Gubaidulina durch Peter Sellars. Lux aeterna, das György Ligeti so einprägsam für Chor gesetzt hat, bildet eine Verschränkung zur diesjährigen Kontinent-Reihe. Sie gilt Ligeti, der 2023 hundertsten Geburtstag hätte.

Am Pult der Wiener Philharmoniker stehen in den Konzerten Christian Thielemann, Andris Nelsons, Riccardo Muti, Franz Welser-Möst und – als Debütant im Konzert – Jakub Hrusa (der heuer die Oper Katja Kabanova geleitet hat). Der dann 81jährige Jordi Savall gestaltet mit seinem Orchester Concert des Nations nicht nur Haydns Schöpfung, sondern auch vier Beethoven-Symphonien (Nr. 3, 5, 6 und 7).

Eine neue Reihe im Konzertprogramm: Sechs Mal gibt es zu später Stunde um 22 Uhr auf der Edmundsburg Kleine Nachtmusiken mit dem Bariton Georg Nigl, dem Rezitator Ulriich Noethen und Alexander Gergelyfi am Clavichord – eine intime Angelegenheit für jeweils maximal sechzig Zuhörer. Im Kreis der erlauchten Pianisten fehlt diesmal der Name Pollini.

Festspielpräsidentin Kristina Hammer hat bei der Programmpräsentation heute Freitag (9.12.) auf die vorigjährige Auslastung von 96 Prozent verwiesen, „damit konnten wir trotz Pandemie, Krieg und Wirtschaftskrise fast nahtlos an das bisher erfolgreichste Jahr 2019 anschließen“, betonte sie.

Das statistische Unterfutter für den kommenden Sommer lieferte der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz: 179 Aufführungen in 43 Tagen an 15 Spielstätten, dazu noch 34 Vorstellungen im Jugendprogramm jung & jede*r. Das Gesamtbudget beträgt 67,03Millionen Euro. 212.341 Karten sind aufgelegt. Die Kartenpreise leicht erhöht habe man nur in den obersten Kategorien, so Crepaz. Nach wie vor kosteten fünfzig Prozent der Karten zwischen fünf und 110 Euro.

Salzburger Festspiele, 20. Juli bis 31. August. Stichtag für die Kartenbestellungen ist der 23. Jänner 2003, Direktbuchungen über die Website sind ab 30. März möglich – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder von Livestream der Pressekonferenz
Zum Detailprogramm Oper
Die Welt ist aus den Fugen
Zum Detailprogramm Schauspiel
Voll im Geist der Zeit
Zum Detailprogramm Konzert
100 Metronome und einige Debüts
Über den neuen Jedermann
Valerie Pachner und Michael Maertens

 

 

 

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