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Zwickmühle

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

17/05/19 Ein gutes Jahr ist es her, da schien es,als ob goldene Zeiten hereinbrächen für die freie Kulturszene in Salzburg: Das Projekt Rauchmühle schien nicht zuletzt deshalb für die Kultur konkret vielversprechend, weil Vizebürgermeister Bernhard Auinger, nach Heinz Schadens Abgang als Bürgermeister und Kulturverantwortlicher, sich vor der Bürgermeisterwahl zu profilieren trachtete.

„Wir haben die Chance, in dieser für Salzburg einmaligen historischen Industriearchitektur einen innovativen Entwicklungsstandort zu schaffen. Die synergetische Verbindung von Proberäumen für Kultur, offenen Werkstätten und Labors sowie Arbeitsräumen für Kreative entspricht unserem Selbstverständnis als Kultur- und Wissensstadt. Das moderne Nutzungskonzept der Rauchmühle bereichert das Leben in Salzburg und setzt neue Impulse für den Stadtteil Lehen.“ So Auinger am 8. Mai 2018.Zwei Monate vorher hatte er vor Ort der Presse die kulturellen Optionen vorgestellt.

Die Sache ist für Auinger letztlich nicht so gut gelaufen: Er ist zwar immer noch fürs Kulturressort zuständig, spielt in der Musikstadt hinter Harald Preuner aber sprichwörtlich die Zweite Geige. Und die hat auch in besseren Orchestern wenig eigene Klangfarbe, so wie Auinger in all den Monaten als Politiker denkbar anämisch geblieben ist.

Von Harald Preuner als Stadtchef hat niemand ernstlich ein Herz für jene erwartet, die von den Probenräumlichkeiten im historischen Mühlengebäude profitieren würden: Theatergruppen, Tanzkompagnien, der Bachchor, die Philharmonie Salzburg – sie sind beständig auf der Suche nach adäquaten Probenräumen in einer Stadt, in der jeder Quadratmeter Raum für möglichst viel Mammon verwertet wird und die armen Schlucker aus der Kulturszene ganz wenig Spielraum haben. Dass ein Projekt wie jenes auf dem Rauchmühlen-Areal Geld kostet, dass mit Kostensteigerungen zu rechnen ist, damit war wohl zu rechnen.

Wie schnell sich eine Stadtregierung, von rot auf schwarz gedreht, offenbar von ihrem eigenen Kulturleitbild zu verabschieden bereit ist, verwundert wohl nicht nur den Kultursprecher der Bürgerliste. Markus Grüner-Musil, ehemaliger künstlerischer Leiter der ARGEkultur, ist als einziger Stadtpolitiker weit und breit mit der freien Kulturszene in Salzburg innig vertraut. Seine Stimme hat hoffentlich Gewicht.

Die Stellungnahme der Bürgerliste ist, wie man so schön sagt „goschert“. Sie bringt bringt Bernhard Auinger ordentlich in die Zwickmühle. Nun könnte er zeigen, ob er im Ernstfall Charisma entwickelt und auch gegen Preuner noch etwas rettet.

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