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Lieder der Liebe

HOFHAYMER GESELLSCHAFT

26/11/13 „Ich habe versucht, für diese Texte eine unmittelbare Musik zu finden, die schlicht, poetisch und ungezwungen bleibt.“ Dies ist Gerald Resch gut gelungen. Eine atmosphärische Uraufführung bei der Hofhaymer-Gesellschaft in der Schlosskirche Mirabell.

Von Paul Kornbeck

109Der aus Linz gebürtige Gerald Resch ist ein kluger Musiker, aber kein bloßer Kopfakrobat. Die zeitgemäße, doch stets mit der Tradition verbundene Textur seiner Musik lässt Gefühl und sogar Sinnlichkeit und Erotik zu. Die „Sieben Madrigale für fünf Stimmen und Akkordeon“ hat Resch ganz in romantischer Tradition seiner geliebten Frau gewidmet. Das Auftragswerk der Hofhaymer-Gesellschaft beeindruckt mit diffiziler Wort-Ausdeutung, was bei der gewählten Liebeslyrik von Ernst Meister, Christine Busta, Günter Guben, Karl Krolow, Günter Kunert und Andrea Heuser wegen der poetischen Komplexität der Texte ebenso viel Einfühlung wie Kunstfertigkeit verlangt. Es ist übrigens geradezu erfrischend, dass einer einmal nicht schon wieder Hölderlin oder Trakl vertont, bei aller Liebe zu den beiden.

Die mitunter auch nur von Tenor und Bass oder der weiblichen Gruppe gesungenen Lieder vereinigen die Kunst des alten Madrigals mit moderner, eigentlich zeitloser Expressivität und großen Bögen, wie sie der Neuen Musik dringend Not tun. Phonetische Wortzertrümmerung findet nicht statt, dafür sogar ein richtiger „Song“ – Wolf Biermanns „Einschlaf- und Aufwachlied“. Zu Beginn des Zyklus schlägt tatsächlich das Herz nach Worten Ernst Meisters, im Finale wird eine Textzeile wie „Du bist mein Herz“ nicht zerlegt, sondern innig gesungen, ohne altmodisch zu wirken. Ein feiner Zyklus, den man sehr gerne wieder hören möchte.

Dazu passten in dieser stimmungsvollen Konzertstunde vorher feingliedrige französische Chansons Orlando di Lassos, in denen es meist auch um die Liebe geht. Renaissance und Moderne ergaben ein kleines Gesamtkunstwerk, mit vielen Perspektiven und schönen Kontrasten. Wenn es die Hofhaymer-Gesellschaft nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Die Altistin Bernadette Furch, der Counter Friedolin Obersteiner, der trotz Indisposition kaum beeinträchtigte Tenor und Retter des Abends, Bernd Lambauer, und der im ersten Teil auch charmant moderierende Bass Colin Mason interpretierten die alten und neuen Gesänge mit bestem Stilgefühl und klangschön. Bei Resch kamen, in bester Entsprechung, die Sopranistin Rita Balta und Alfred Melichar am Akkordeon, welches für farbige Zwischentöne sorgt, dazu. Silvia Vassallo Paleologo betreute die Uraufführung als Dirigentin mit Liebe und Perfektion. Viel Applaus der erschienenen Kennerschaft.

Am 5. Dezember gibt es in der Christuskirche das letzte der diesjährigen Herbstkonzerte. Musik des Mittelalters, von Xenakis und eine Uraufführung von Hannes Kerschbaumer versprechen eine lohnende Krampus-Alternative. – hofhaymer-society.at
Bild: www.geraldresch.at

 

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