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Leben und Tod

 

MOZARTEUMORCHESTER / SONNTAGSMATINEE

06/10/14 Jubel für Mozart und Richard Strauss zur ersten Matinee des Mozarteumorchesters diese Saison unter Chefdirigent Ivor Bolton und Sopranistin Genia Kühmeier zu deren Wiederkehr in die Heimatstadt nach familienbedingt längerer Absenz.

Von Horst Reischenböck

Leben und Tod bedingen einander untrennbar. Daran gemahnte die Programmierung am Sonntagvormittag im Großen Festspielhaus gleich mehrfach. Nicht in Sachen des Genius loci zu Beginn: Dessen drittletzte Sinfonie in Es-Dur KV 543 bildete den Auftakt und geriet bereits zum Fest in sich selbst. Von Ivor Bolton energisch aus der punktierten Einleitung zum Kopfsatz in dessen anschließenden Dreivierteiltakt hineingetrieben, genauso rhythmisch bestimmt im Menuett mit den Bordun-Klängen seines Trios und inspiriert pulsierend durch das mit Naturtrompetenklang und kleinen Pauken akzentuierte Finale hindurch. Nicht zu vergessen das von Streichern und Holzbläsern exzellent bestimmt federnde Andante con moto an 2. Stelle.

Richard Strauss sprang 1906 – auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der Großen Universitätsaula – kurzfristig als Dirigent eines Konzerts ein. Bei seinem Salzburg-Debüt damals ging es natürlich auch um den von ihm zeitlebens verehrten Mozart, zu dem er als Interpret jedoch ein doch gelegentlich ambivalentes Verhältnis besaß, wie seine erhaltenen Aufnahmen beweisen.

Das Mozarteumorchester hat in jüngster Zeit nicht übermäßig viel an Strauss' Kompositionen präsentiert und holte dies nun rechtens zur Feier seines 150. Geburtstags mit zwei kapitalen Beiträgen aus seinem Schaffen nach.

In den als Zyklus posthum betitelten „Vier letzten Liedern“ AV 150 umspannte Strauss noch einmal altersweise Seligkeit, die das Leben beinhalten mag, jahreszeitlich bedingt im Kontrast von „Frühling“ und „Herbst“, mit nächtlichem Traum und Ende. Wobei die vom Verleger bestimmte Reihung mit dem finalen „Im Abendrot“ damit den noch wesentlich tragischer bestimmten „Abschied“ in Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ beschwört. Klingt   doch darin zweimal das sogenannte „Verklärungsthema“ aus seiner frühen Tondichtung „Tod und Verklärung“ op. 24 an. Der Solohornist hat es am Sonntag Vormittag (6.10.) großartig geblasen. Ihm gebührt auch sonst ein Sololob.

Das Hauptinteresse galt indes Genia Kühmeier, vorerst präzise wortdeutlich artikulierend. Im weiteren Verlauf hat sich die Textgestaltung – beurteilt von der rechten Seite im Parterre – nicht mehr so recht nachvollziehen lassen, ausgenommen im perfekten Dialog mit Konzertmeister Markus Tomasi. Eine Platzierung vor dem Orchester, dessen glühende Klangfarben Bolton beschwor und er einfach nicht weiter lautstärkemäßig reduzieren konnte oder auch wollte, hätte dem vielleicht gegensteuern mögen. So konnte Kühmeiers Sopran mehrheitlich nur zusätzlich eingebettet ins instrumentale Umfeld genossen werden, der Text blieb dem Programmheft vorbehalten.

Nach der Pause dann „Don Quixote“ op. 35, zeitgleich zum auftrumpfenden „Heldenleben“ und vielleicht auch als bewusstes Gegenstück dazu geschaffen. Keine „Tondichtung“, sondern ein von großer Literatur inspiriertes Werk, das verhalten mit dem Tod des „Ritters von der traurigen Gestalt“ ausklingt. Diese Episode hat Strauss übrigens vorher komponierte und erst im Anschluss danach noch Variationen geschrieben. Die hauseigenen Kapazitäten das Mozarteumorchester bewiesen daran nicht nur „Titelheld“ Cellist Florian Simma, der auch – wie ursprünglich von Strauss gedacht (aber später revidiert) – mehrheitlich das Tutti seiner Kollegen mitspielte, sondern auch der ungenannte Milan Radič als Partner Sancho Pansa an der Viola. Hochwertig auch alle anderen solistischen Einwürfe. Also keine, wie sonst oft praktiziert, zusätzlich verpflichteten Solisten für das durch Ivor Bolton entfesselt klangprächtige Fresko, in dem er auch „unanständige Töne“ saftig ausmusizieren ließ. Begeisternd und dem Gegenstück vom Philharmonia Orchestra London im letzten Festspielsommer absolut ebenbürtig!

Bild: www.geniakuehmeier.com

 

 

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