asdf
 

Höhen und Tiefen

CHISTUSKIRCHE / KAMMERCHOR SALZBURG

20/01/12 Unter dem Titel „De profundis“ konzertierte der Kammerchor Salzburg unter der musikalischen Leitung von Martin Fuchsberger mit dem Kammerorchester St. Gilgen am Donnerstag (19.1.) in der vollbesetzten Christuskirche.

Von Christiane Keckeis

Man wolle einen Bogen spannen, so erklärte Martin Fuchsberger zu Beginn, einen Bogen von der Finsternis ins Licht, von der tiefsten Not zur Zuversicht, zum Trost. Ganz abgesehen davon, dass das Kunsterklären vor dem Kunstausüben leicht anrüchig wirkt und im Programmheft weit besser aufgehoben ist als in einer Ansprache ans Publikum, ist die dramaturgische Idee gut geeignet verschiedenartigster Musik einen Rahmen zu geben. Ob Bachs Kantaten allerdings in sich nicht geschlossen genug sind, um jeden Rahmen zu sprengen, mag dahingestellt sein.

Der Kammerchor musizierte seinen Bach jedenfalls mit Leidenschaft und er wurde seinem Ruf gerecht, zu den hervorragenden Chören Salzburgs zu gehören. Beginnend mit „Aus der Tiefe rufe ich zu Dir“ über „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ bis hin zur Motette „Der Geist hilft meiner Schwachheit auf“ wurde von den Sängerinnen und Sängern durchsichtig und diffizil gestaltet, mit einer Textdeutlichkeit, die nichts zu wünschen übrig ließ, mit Kraft, wo sie nötig ist, und ansonsten leicht und locker, ohne Schleppen, ausdrucksstark, deutlich phrasiert, dem Stil und einer schlanken Interpretation verpflichtet: außerordentlich erfreulich.

Weniger einheitlich die Solisten: Während sich Simone Vierlinger mit souverän routiniertem Sopran stilistisch gut einfügte und Rafael Fingerlos mit beweglich schlankem Bassbariton überzeugte, konnte sich die Altistin Michaela Kamhuber mit trockenem, engem Timbre kaum durchsetzen. Sebastian Fuchsberger mühte sich mit manieriertem Stemmen und italienischem Schmelz durch die Tenor-Arien, dem Rezitativ fehlte es an Textdeutlichkeit und Beweglichkeit.

Eingefasst wurden die Bach’schen Werke von kleinen solistischen Miniaturen für Oboe, Flöte und Violine aus der Feder Martin Fuchsbergers: „Aufschrei“, „Fernklang“ und „Mein Teil- die Hilfe“. Gegen Bachs genial durchdachte Werke solch assoziative Vignetten zu setzen ist mutig. Tatsächlich sind die durchaus gefälligen kleinen Sequenzen dann auch im Kontext zu belanglosen Banalitäten verkommen.

Zwei Werke von Heinrich Schütz ergänzten das Programm: sauber musiziert, eher unauffällig, fast ein wenig fad. Sie entbehrten der barocken Gegensatz-Spannung, mit der Schütz arbeitet. Dagegen geriet Vic Nees`“De profundis“ zu einem Höhepunkt des Konzertes, der Kammerchor überzeugte mit starkem Ausdruck, wacher Präsenz und wunderbarer Intonation des harmonisch reibungsintensiven Werkes.  

Mit dem sanften Alleluja der Bach-Motette war dann das Licht am Ende des Konzertes erreicht, das Publikum dankte mit engagiertem Applaus.

Bild: www.kammerchorsalzburg.at


 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014