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Energieniveau steigend

MOZARTWOCHE / ORCHESTRA OF THE AGE OF ENLIGHTENMENT / RATTLE

27/01/13 Energie geladen und mitreißend im dynamischen Vorwärtsstreben, fein ziseliert und erhellend in der Phrasierung: Sir Simon Rattle und das Orchestra of The Age of Enlightenment begeisterten mit ihrer aufregenden Lesart der drei letzen Symphonien Mozarts.

Von Heidemarie Klabacher

Man weiß es eh und staunt jedes Mal wieder: Im Sommer 1788 hat Mozart seine drei letzten Symphonien geschrieben, datiert und eigenhändig in das „Verzeichnüß“ aller seiner Werke eingetragen. Dort standen sie denn. Ob sie zu Lebzeiten Mozarts aufgeführt wurden, ist nicht sicher nachzuweisen. Gedruckt jedenfalls wurden die Symphonien Es-Dur, g-Moll und C-Dur erst nach Mozarts Tod.

Sir Simon Rattle und das grandiose Orchestra of The Age of Enlightenment spielten bei ihrem Mozartwochenkonzert im Großen Festspielhaus KV 543, KV 550 und KV 551 als einen monumentalen Zyklus: brachten die Vollendetheit dieser Meisterwerke ebenso zur Geltung wie ihre stets aufs Neue mitreißende Vielschichtigkeit und Lebendigkeit.

Lieblich aquarellierte Gärten, effektvoll ausgeleuchtete Abgründe, Menuette, die unter heiterem Sommerlicht oder am Rande des Abgrunds getanzt werden: Alles Instabile und Bedrohliche der menschlichen Existenz ist in diesen Werken thematisiert, alle Freude, aller Übermut. Nah beisammen auf den zwei Seiten eines Blattes. Nicht erst Schubert erzählt vom Auf und Ab.

Die Wiedergabe der Trias durch Sir Simon Rattle und das Orchestra of The Age of Enlightenment packte einen von den ersten Paukenwirblen der rezitativischen Einleitung Es-Dur Symphonie an – und ließ den staunenden Zuhörer bis zum letzten Akkord des Finalsatzes der „Jupitersymphonie“ nicht mehr los. Getrieben von einem stets vorwärts drängenden organischen Impuls, immer wieder aufgeladen mit neuer Energie, belebt von einer prickelnden Luft, die noch nie geatmet worden ist schienen die so bekannten und oft auch zu Tode geliebten Werke geradezu eine Uraufführung zu erleben. So spontan - so frisch und spritzig aber auch so bedrohlich und bedrängend – waren diese Wiedergaben.

Die Holzbläserinnen und Holzbläser, allen voran die Flötistin, des OAE vollbrachten wahre Wunder an lieblichen und geheimnisvollen Klängen: nicht nur, aber ganz besonders in den drei Andante-Sätzen. Die Streicher wiederum machten etwa aus dem Kopfsatz der g-Moll Symphonie eine Achterbahnfahrt des Schicksals, ein unendliches Kreisen auf unentrinnbarer ewig gleicher Bahn – und trotzdem sind die Klänge bei jeder neuen „Runde“ neu gefärbt, neu und aufregend.

Bild: ISM/EMI classics/Richard Haughton


 

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