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Die Tugenden der Ruhe und der Konzentration

TODESFALL / WOLFGANG SAWALLISCH

25/02/13 „Der Hölle Rache…“: Eine von Sawallisch dirigierte Aufnahme dieser Arie (mit Edda Moser) wurde den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 mitgegeben – als „Musik-Kollektion von der Erde“. So es intelligentes Leben in anderen Galaxien gibt, werden also auch sie noch etwas von Wolfgang Sawallisch zu hören bekommen.

Von Reinhard Kriechbaum

Hoffentlich verstehen die Außerirdischen die elektronischen Chiffren in einen Klang umzusetzen, der den Vorstellungen des großen Orchester- und Sänger-Erziehers Wolfgang Sawallisch entsprechen. - Seit Ende der neunziger Jahre hat er nicht mehr dirigiert, am Freitag (22.2.) ist Wolfgang Sawallisch in Grassau am Chiemsee im Alter von 89 Jahren gestorben. Mit der Bayerischen Staatsoper ist sein Name untrennbar verknüpft.

Zwischen 1957 bis 1962 dirigierte er bei den Bayreuther Festspielen, in Salzburg erlebte man ihn als Operndirigent 1964/65 mit Verdis „Macbeth“, ab 1967 mit der „Zauberflöte“ und 1981/82 mit der „Ariadne“ von Strauss. Zwischen 1957 und 2000 dirigierte er bei den Festspielen auch regelmäßig, aber auch nicht wirklich häufig Konzerte.

1953 stand er – als damals jüngster jemals eingeladener Dirigent am Pult der Berliner Philharmoniker. Immerhin war er damals schon dreißig – so ändern sich die Zeiten. Von 1960 bis 1970 war er Hamburgischer Generalmusikdirektor, in den sechziger Jahren stand er auch den Wiener Symphonikern vor.

Es ging alles schön nacheinander in der Karriere von Wolfgang Sawallisch. Wenn man das so liest, ist es wie eine Erinnerung an eine alte musikalische Wertordnung: als Dirigenten noch einzelnen Häusern und Orchestern ihre Prägung gaben und nicht atemlos durch die Welt reisten, um heute hier und morgen dort den Taktstock zu schwingen. Im Fall von Wolfgang Sawallisch war „sein“ Haus natürlich die Bayerische Staatsoper. Vom legendären Joseph Keilberth hat er 1971 die Leitung übernommen, war zuerst Intendant, dann Generalmusikdirektor – fast ein Vierteljahrhundert lang. Seine letzte Chefposition war (als Nachfolger von Riccardo Muti) beim Philadelphia Orchestra.

Auch als Pianist in Liederabenden hatte Wolfgang Sawallisch einen guten Namen, wie überhaupt ihm Sänger Kränze flochten für seine Fähigkeiten zu begleiten – sei es an Tasten oder mit dem Orchester. Die „kapellmeisterlichen“ Die Tugenden der Ruhe und der Konzentration hielt Wolfgang Sawallisch stets hoch.

Sawallisch war der einzige Nichtitaliener, dem die Mailänder Scala den „Goldenen Taktstock Toscanini“ verliehen hat.

Bild: Bayerische Staatsoper

 

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