asdf
 

Divertissement und Fanal

 FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER

23/08/13 Mit großem Jubel entließ das Publikum in der Felsenreitschule die jungen Musikerinnen und Musiker des Gustav Mahler Jugendorchesters, die am Donnerstag (22.8.) ihre Quasi-Residenz bei den Festspielen mit dem schon traditionellen Orchesterkonzert beendet - und sich inzwischen nach Amsterdam, zu den Proms und nach Dresden aufgemacht haben.

Von Oliver Schneider

Sie waren im heurigen Festspielsommer gefordert. Nicht nur im traditionellen Konzerttermin mit ihrem Tourneeprogramm und im Preisträgerkonzert des Young Conductors Award, sondern auch im konzertanten Opernprogramm. Das Gustav Mahler Jugendorchester hat damit eine erfreuliche Aufwertung seiner Position bei den Salzburger Festspielen erhalten, was die Musiker sicherlich auch für das Konzert in der Felsenreitschule motivierte.

Am Pult stand wiederum Philippe Jordan, der musikalische Direktor der Opéra national de Paris und ab übernächster Spielzeit Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Das Zentrum der ersten Konzerthälfte bildete Maurice Ravels in Mozartscher Manier komponiertes Klavierkonzert in G-Dur mit seinen Jazz- und Volksmusik-Anklängen, das wie jenes Konzert für die linke Hand zwischen 1929 und 1931 entstand. Den solistischen Part – Ravel wollte das Werk eine Zeitlang sogar selbst zur Uraufführung bringen, was aber seine Nervenkrankheit verhinderte – übernahm Jean-Yves Thibaudet. Er überzeugte im einleitenden Allegramente mit seinem virtuosen Spiel, während er den sonatenhaften Beginn des langsamen Mittelsatzes sensibel zum Fließen brachte. Das Orchester begleitete den französischen Pianisten in adäquater Besetzung, mit luzidem Spiel und überzeugte auch in den solistischen Dialogen mit dem Klavier – zum Beispiel die Hörner im ersten Satz und die Holzbläser im zweiten Satz. Insgesamt gelang es Thibaudet und dem Orchester, die Vielfalt der Kantilenen so aneinanderzureihen, dass ein harmonisches Ganzes daraus wurde. Thibaudet und Jordan dankten vierhändig für den feurigen Applaus mit dem „Le jardin féerique“ aus „Ma mère l’oye“.

Es folgte Dimitri Schostakowitschs Fünfte Symphonie: Jordan ließ das Orchester wie schon bei der zu Beginn etwas zu diffus gespielten „Rienzi“-Ouvertüre von Richard Wagner in der bei Jugendorchestern üblichen – und bei diesem Werk auch richtigen – Großbesetzung spielen.

Die Doppelbödigkeit der Musik und der Einfluss von Gustav Mahler waren von Anfang an unerbittlich hörbar. Ungemein bedrohlich und beklemmend erklang das einleitende Moderato, nur scheinbar heiter das derbe, ländlerartige Scherzo. Das Largo wurde zu einer stillen Anklage gegen Gewalt und Unterdrückung. Im D-Dur-Finale des Schlusssatzes machten die Streicher mit aller Härte klar, dass aller Jubel nur Schein ist.

Ob es nach diesem Fanal gegen Tyrannei und Machtmissbrauch noch eine Zugabe gebraucht hat, ist Geschmackssache. Die – wohl mitreisenden – Fans erklatschten sich noch das „Meistersinger“-Vorspiel, das die Musiker unter Jordans Leitung jugendlich frisch und ohne Pathos interpretierten. Damit haben sie im Vergleich zu den zurzeit im Großen Festspielhaus musizierenden erfahrenen Kollegen die Nase vorn. Und der nächste Vergleich steht schon am Samstag (24.8.) an, wenn das West Eastern Divan Orchestra das Werk im regulären Programm spielen wird.

Bilder: SFS/Johannes Ifkovits

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014