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Vorläufige Schlusspunkte

25 JAHRE EDITTA BRAUN COMPANY

25/02/14 27 abendfüllende Produktionen, 14 Kurzstücke, sechs Filme, vierhundert Performances in dreißig Ländern: Die editta braun company ist zentraler Bestandteil der  Tanz-, Tanztheater- und Performance-Szene Österreichs und eine ihrer wichtigsten Vertreterinnen auf internationalen Podien. Zum 25 Jahre-Jubiläum gastiert die editta braun company am Mittwoch (26.2.) und am Donnerstag (27.2.) in der ARGE.

Von Heidemarie Klabacher

432„Die tänzerisch-technisch grandiosen Verwicklungen von Körpern, Armen und Beinen lassen nicht nur über die Beweglichkeit der Performerinnen und die Erfindungs- und Vorstellungskraft der Choreografin Editta Braun staunen. Diese urtümlichen Geschöpfe besitzen auch noch die Frechheit, sich über höhere Lebewesen lustig und deren Verhaltensweisen nachzumachen“, hieß es auf DrehPunktKultur in der Besprechung von „Planet LUVOS“. Mit dieser Produktion, die 2012 als Auftragswerk für das Brucknerfest Linz entwickelt wurde, hat die editta braun company inzwischen internationale Erfolge gefeiert. „Planet LUVOS“ wird beim Fest anlässlich des 25jährigen Bestehens der editta braun company am Mittwoch (26.2.) in der ARGEkultur wiederaufgeführt. Am Donnerstag (27.2.) folgt die Premiere von „4plus1“. Das ist ein Improvisationsprojekt unter der Leitung von David Zambrano, „einem der weltweit anerkannten, aufregenden Erneuerer dieser Disziplin“, sagt Editta Braun. Sie ist übrigens „nach all der Zeit“ nicht mehr ganz glücklich damit, dass die Company ihren Namen trägt und verwendet daher immer öfter das Kürzel „ebcie“.

433Die beiden Abende, die zur 25-Jahr-Feier in Salzburg gezeigt werden, vermitteln die ganze künstlerische Bandbreite: „Sie stehen in ihrer Unterschiedlichkeit für die Pole, zwischen denen sich die Arbeit der Company definieren lässt“, sagt die Tänzerin und Choreographin: Die freie Improvisation, der die Produktion 4plus1 gewidmet ist, sei unverzichtbar für ihre freie, spontane Arbeitsweise bei der Entstehung der Choreografien, erklärt Editta Braun. Das „Körperillusionstheater“ von planet LUVOS bringe dagegen das langjährige Projekt „einer ästhetischen Erforschung des menschlichen Körpers“ zum vorläufigen Abschluss. Zudem sei „diese ebenso erschreckende wie faszinierende und zuletzt versöhnliche Endzeitvision“ auch der vorläufige Schlusspunkt einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der „scheinbar unaufhaltsamen Selbstzerstörung der Gattung Mensch“.

434Egal ob nun „editta braun company“ oder „ebcie“: Die Company ist bis heute kein festes Ensemble, sondern eine wechselnde „und gerade dadurch immer wieder aufregende“ Mischung von Einzelpersönlichkeiten. Editta Braun steht dabei für den zentralen Anspruch der Truppe, „für die Suche nach den Grenzen der physischen Möglichkeiten des menschlichen Körpers, verbunden mit einem leidenschaftlichen politischen Impetus“.

Ein Rückblick zum Jubiläum: Unter dem Namen „Vorgänge“ fand sich zu Beginn der 80er Jahre in Salzburg eine Gruppe politisch engagierter Studenten um Editta Braun und Beda Percht zusammen. Die Suche nach künstlerischem und zugleich politischem Ausdruck wurde bereits 1984 mit dem Preis für die innovativste Choreografie beim internationalen Choreografie-Wettbewerb in Bagnolet/Paris gewürdigt. „Mitstreiter der ersten Stunde wie Ekkehard Hager, Wolf Junger, Harald Krassnitzer, Marion Hackl, Roderich Madl und Anna Hauer sind bis heute in den verschiedensten Sparten der Bühnen- und Performancekunst aktiv und erfolgreich“, erinnert Editta Braun.

435Sie selber hat schon seinerzeit neben der Arbeit im Kollektiv eigene Tanzarbeiten verwirklicht und 1989 ihre eigene Company, die editta braun company, gegründet. Die Auseinandersetzung mit „fremden“ Kulturen und die Zusammenarbeit mit zahlreichen namhaften Künstlerinnen und Künstlern aus unterschiedlichsten Kulturkreisen gehört, wie die gesellschaftskritische Grundausrichtung, seit jeher zum Selbstverständnis der ebcie. „Am längsten und stilbildend erstreckt sich seit 1997 bis heute die nicht nur künstlerische Partnerschaft mit dem Komponisten Thierry Zaboitzeff, dessen Kompositionen in enger Wechselwirkung mit der Probenarbeit entstehen und wesentlich zur Unverwechselbarkeit der ebcie beitragen.“

Editta Braun - geboren 1958 im Salzkammergut, Tanzausbildung in Paris und New York, Studium der Germanistik und Sportwissenschaften in Salzburg, seit 1997 Lehrbeauftragte an der Anton Bruckner Privatuniversität - tanzte anfangs in den meisten ihrer Stücke selbst. Ihre Tanzpartner waren für sie oft „starke Gegengewichte“, wie etwa der früh verstorbene Jean-Yves Ginoux, mit dem Editta Braun 1991 ihr Duett Collision bestritten hat; oder wie die „französische Theaterlegende“, der damals fast 70jährige Jean Babilée, den sie 1993 für La Vie, c’est contagieux gewinnen konnte.

436„Manche Tänzerinnen und Tänzer prägten und prägen die Arbeit der editta braun company über viele Jahre hinweg, von Eva Forstenlechner und Georg Blaschke in der Anfangszeit über Céline Guillaume, Lisa Hinterreithner und Barbara Motschiunik bis zu Anna Maria Müller, Tomaž Simatovi? und Juan Dante Murillo Bobadilla.“ Wichtig sei für sie, so Editta Braun, in letzter Zeit aber auch immer wieder die Begegnung mit Schauspielern und Regisseuren, die für eine einmalige Zusammenarbeit gewonnen werden konnten.

In lebendiger Erinnerung ist die hervorragende Produktion „derzeit wohnhaft in“, eine Soloperformance, die von Hoffnung und Zuversicht, von Entwurzelung und Enttäuschung, auch von Zorn, Aufbegehren und Resignation eines Migranten erzählt. Dies Performance hatte im Dezember vergangenen Jahres in der ARGEkultur Premiere - wie zahlreiche andere Produktionen von „ebcie“ seit vielen Jahren: Das Fest zum Jubiläum steigt daher nicht zufällig in der ARGEkultur, „in deren Saal die ebcie nicht nur regelmäßig ihre Produktionen zeigt, sondern wo sie als Teil der Plattform tanz_house im Studio auch probt und damit für einige Monate des Jahres gewissermaßen lebt.“

Die die editta braun company feiert ihr 25 Jahre-Jubiläum mit der Wieder-Aufführung von „planet LUVOS“ am Mittwoch (26.2.) und der Premiere von „4plus1“ am Donnerstag (27.2.) jeweils um 19.30 in der ARGEkultur. Einen Rückblick auf Leben und Arbeit der Company in den letzten 25 Jahren ermöglichen an beiden Tagen Fotoshow und Videopräsentationen in der ARGE - www.argekultur.at
Bilder: ebcie/Thierry Zaboitzeff (1); Bettina Frenzel (2); E. Braun (1); Sabine Bruckner (1)
Zur dpk-Besrpechung von „Planet LUVOS“ Kopf-Füßer
Zur dpk-Besrpechung von „Derzeit wohnhaft in“ Das ist eine neue Vorschrift

 

 

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