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Konfrontiert mit dem Außergewöhnlichen

LANDESTHEATER / KAMMERSPIELE / DIE WAND

25/09/15 Wie fertig werden mit einer plötzlichen radikalen Wende im Leben? Britta Bayer in der Rolle der Erzählerin in dem dramatisierten Roman „Die Wand“ von Marlen Haushofer führt es in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters vor.

Von Werner Thuswaldner

Nach dem Erscheinen des Romans „Die Wand“ von Marlen Haushofer 1963 wurde das Buch von Literaturkennern zwar geschätzt, aber zum ganz großen Durchbruch kam es erst rund vierzig Jahre später. 2012 erfolgte die Verfilmung, und im selben Jahr hatte im Wiener Burgtheater eine dramatisierte Fassung in Form eines großen Monologs Premiere. Diese Interpretation Dorothee Hartingers befindet sich noch immer im Repertoire.

Nun ist diese Version des Romans auch in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters zu sehen. Die ungewöhnlich starke Suggestivwirkung des Buchs entfaltet sich auch auf der Bühne. Dramatisierung meint, dass der Text nicht als reiner Monolog vorgetragen wird. Britta Bayer übernimmt in dieser Inszenierung Claus Trögers die Rolle der Erzählerin im Buch, die das ungeheuerliche Geschehen aus ihrer Perspektive schildert. Das Spezielle der Aufführung besteht darin, dass dem Publikum suggeriert wird, Zeuge zu sein, von dem, was hier und jetzt passiert. Zugleich aber gibt es eine Distanz, weil die Erzählform unmissverständlich etwas Vergangenes heraufbeschwört.

Die Erzählerin ist von jetzt auf gleich in eine Extremsituation versetzt worden. Sie findet sich auf einer entlegenen Jagdhütte, abgetrennt von der Zivilisation, denn auf dem Weg durch eine Schlucht hinunter ins Dorf stellt sich ihr eine undurchdringliche gläserne Wand entgegen. Wie einst Robinson auf einer einsamen Insel muss sie ihr Leben von Grund auf neu organisieren. Sie gerät nicht in Panik und wird nicht von Klaustrophobie gelähmt, sondern geht auf Distanz zu ihren Erinnerungen an die Zivilisation und macht sich pragmatisch ans Werk, ihr Überleben zu sichern. Sie baut ein enges Verhältnis mit der Natur auf und teilt ihre Existenz mit ein paar Tieren, einer Kuh, einem Hund, einer Katze. Illusionslos stellt sie sich den Fragen zu Leben und Tod.

Claus Tröger gibt Britta Bayer viel zu tun, wodurch die Fülle differenzierter Emotionen dieser Frau sichtbar wird. Das sind übrigens nicht bloß gespielte, sondern teils auch echte Emotionen. Das Wichtigste ist freilich der Strom des Erzählens. Britta Bayer setzt dafür ein breites Spektrum an Farben ein, um Freude, Verzweiflung, Erschrecken, Tapferkeit, Lebensmut, Triumph und Niederlage auszudrücken.

Es gelingt ihr in bewundernswerter Weise, die Spannung zu halten. Teile des Monologs übernimmt eine sachliche, unprätentiös klingende Stimme aus dem Off. Fragen der Art, wie realistisch dies ist, kommen erst gar nicht auf. Ebenso arbeitet Eva Musils Ausstattung mit Anspielungen auf die reale Umgebung der Darstellerin – aufgeschichtetes Rundholz, ein Hackstock und viele Requisiten – lässt aber viel Raum für die Vorstellungskraft des Publikums offen.

Große Zustimmung am Ende und Dank an Britta Bayer, die ihre Chance, einmal in aller Ausführlichkeit ihre darstellerische Kraft zu zeigen, genützt hat.

„Die Wand“ mit Britta Bayer – weitere Aufführungen bis 19. Dezember in den Kammerspielen - www.salzburger-landestheater.at

Bilder: LT / Anna-Maria Löffelberger

 

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