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Obertöner aus der Oberliga

BIENNALE / MUSIKPREIS SALZBURG

04/03/13 „Akkorde, die sich wie Hologramme dreidimensional im Raum zu materialisieren scheinen, mächtige Crescendi, die - ohne je brüllend zu werden - den Raum erfüllen, flirrende hohe Töne, die etwa in einen einzelnen Klarinetten-Ton zusammenfließen wie flüssige Farben auf einer Malerpalette - klangsinnlicher kann man das nicht spielen.“

Von Heidemarie Klabacher

Das schrieb DrehPunktKultur im Festspielsommer 2011 von der Aufführung des Stückes „In Vain“ von Georg Friedrich Haas in der Kollegienkirche - natürlich nicht, ohne auch an die noch wesentlich packendere Aufführung des Stücks 2006 auf der Perner-Insel zu erinnern.

Der 1953 in Graz geborene und in Vorarlberg aufgewachsene Komponist Georg Friedrich Haas erhielt den „Musikpreis Salzburg“. Haas ist nach Salvatore Sciarrino, Klaus Huber und Friedrich Cerha der jüngste Preisträger.

Der alle zwei Jahre ausgeschriebene Internationale Kompositionspreis des Landes besteht aus zwei Teilen: aus dem mit 60.000 Euro dotierten und für ein „herausragendes Lebenswerk“ vergebenen Musikpreis Salzburg und aus dem mit 20.000 Euro dotierten „Förderungspreis“. Überreicht werden die Preise im Rahmen der „Salzburg Biennale“. Förderungspreisträger 2013 ist der 1974 in Italien geborene und in Madrid lebende Komponist Aureliano Cattaneo, der, so die Jury, mit Werken in verschiedensten Gattungen, vom Streichquartett über die große Orchesterform bis zur Oper, seine Begabung unter Beweis gestellt habe. Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, derzeit auch Kulturlandesrätin, überreichte am Sonntag (3.3.) im Großen Saal des Mozarteums die Preise.

Die Jury 2013 bestand aus Markus Hinterhäuser, „ZEIT“-Redakteur Claus Spahn und dem Pianisten Pierre Laurent Aimard – und der Preisträger Georg Friedrich Haas betonte, erfreut und dankbar darüber zu sein, dass diese überaus kompetente Jury ausgerechnet ihn für wert befunden habe, mit diesem Preis ausgezeichnet zu werden. Der Preis sei „sehr hoch“, meinte auch Haas und betonte zugleich: „Wenn ich alles zusammenzähle, was ich investiert habe, würde es nicht reichen.“

Harry Vogt, Musikredakteur beim WDR, künstlerischer Leiter der Wittener Tage für neue Kammermusik und der Konzertreihe Musik der Zeit, hielt die Laudatio auf Georg Friedrich Haas mit einer ebenso knappen wie anschaulichen Einführung in Werk und Arbeitsweise des Komponisten. Das Stück „In Vain“, das ihn von seiner Entstehung an begleite, sei „das erstaunlichste Stück Musik seit Ligeti“ und habe „das Zeug zum Kult“. Tatsächlich sei das im Jahr 2000 vom Klangforum Wien unter Sylvain Cambreling im Funkhaus Wallrafplatz Köln uraufgeführte Stück für 24 Instrumente weltweit bisher schon dreißig Mal aufgeführt worden.

Harry Vogt lobte den „sinnlichen emotionalen Gehalt“ der Haas’schen Werke; erklärte, wie dessen Spiel mit der Obertonreihe aus Naturtönen zu der „halluzinatorischen Klangwirkung“ seiner Kompositionen führe; und er zitierte Reinhard Kager, der auf der Website der Universaledition (bei der Haas’ Werke verlegt sind) die Klangschleifen von „In Vain“ ebenfalls mit den „Endlostreppen auf den Graphiken von Maurits Cornelius Escher“ vergleicht.

Aber nicht nur geredet wurde beim Festakt. Das „oenm. oesterreichisches ensemble für neue musik“ spielte unter der Leitung von Michael Galante Werke der beiden Preisträger. Das ätherische Sextett „Tria ex uno“ beginnt wie eine alte Sonate zunächst mit Geige, Cello und Bassklarinette – um alsbald zusammen mit Flöte, Klavier und Schlagzeug in die schillernden und flirrenden Haas’schen Klangwelten abzuheben. Zu erleben war die brillante Wiedergabe des brillanten Stückes, das wohl mit all den bekannten Oberton- und Flageolettwirkungen spielt, die Haas’ Personalstil ausmachen, dabei aber äußerst kontrolliert und (natürlich allein schon von der Besetzung her) viel „asketischer“ daherkommt, als das opulente „In Vain“. Sarah Wegener war die Sopransolistin im Stück „… wie still brannte das Licht“ für Sopran und Kammerorchester. Sarah Wegener führte den Vokalpart wie eine weitere Instrumentalstimme ins Treffen. Von Aureliano Cattaneo brachte das oenm das sehr klangsinnliche Stück “Canto“ für Ensemble zur Österreichischen Erstaufführung.

Bilder: LPB / Wildbild

 

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