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Fragen stellen, nicht fertige Antworten geben

REPORTAGE / SOMMERAKADEMIE FÜR BILDENDE KUNST

01/08/13 Plastikteller sind besonders beliebt, auch Pappkartonschachteln dienen dem Künstlerbedarf. „Klassische“ Malerpaletten waren nirgendwo zu entdecken, dafür mustergültig nach „warmen“ und „kalten“ Tönen sortierte Farb-Tuben und -Flaschen: Gut siebzig Maler halten derzeit die Festung besetzt: Lokalaugenschein bei der Sommerakademie.

Von Heidemarie Klabacher

428Interessant für ihn seinen die Leute, „die noch nicht fertig sind“, sagt Norbert Bisky. Der Berliner Künstler leitet der bei der Sommerakademie für Bildende Kunst auf der Festung die Klasse „Figur und Abstraktion“. Aus der Fülle der Anmeldungen und Interessenten die endgültigen Teilnehmer - die „Klasse“ - auszuwählen, sei immer schwierig. Er habe sich für jene entschieden, die nicht mit großen Mappen, Ausstellungskatalogen und fertigen Einstellungen erschienen sind.

Auch sein Unterricht ist offen: „Ich sage nicht zu einem jungen Künstler: ‚Sei abstrakter’. Oder: ‚Sei konkreter’. Ich will am Ende des Kurses auch keine perfekten Ergebnisse.“ Ihm gehe es darum, „Türen zu öffnen“ und „die richtigen Fragen zu stellen“. Er wolle von seinen Studenten erfahren, „was sie ausdrücken wollen“. Auch dabei löse er keine Probleme, sondern stelle Fragen.

425Norbert Bisky zeigt auf die Arbeit eines Kursteilnehmers, der  mit präzisen Vorstellungen angekommen sei und genau gewusst habe, was er machen wollte: „Im Gespräch in der Diskussion mit der Gruppe fragen wir, ob es wirklich genau das ist, was er will. Oft ist es gut zu unterbrechen und einen neuen Weg einzuschlagen.“

Eine weitere Arbeit ein vom Bildaufbau her ganz klassisches strenges Porträt, sei ebenfalls bereits eine „überwundene“ Stufe eines Teilnehmers: „Schon jetzt nach ein paar Tagen hat dieser Student schon das Gefühl, er darf über die konventionellen Regeln auch einmal hinweggehen.“ Ganz praktische Themen bringe er auch zur Sprache, so Bisky. Etwa: Wie hält ein Künstler seine Farben sauber, ordnet er seinen Arbeitsplatz. Begeistert zeigt er auf einen mustergültigen Arbeitsplatz, an dem etwa "kalte" und "warme" Farben fein abschattiert ortiert sind.

Beim Besuch heute Donnerstag (1.8.) stand gerade Aktmalerei auf dem Plan: „Malen nach Modell“ ist für Norbert Bisky nach wie vor ein wichtiger Teil der Kunstausbildung, wenn er auch andere Vorstellungen vom „Lehrziel“ habe, als klassischerweise üblich: Auch beim Aktzeichnen gehe es ihm vor allem um das „genaue Beobachten“ und um das „Kommentieren des Beobachteten“.

429Übrigens gibt es heuer bei der Sommerakademie auch klassischen „Abendakt“: „Das ist eine Hommage an Oskar Kokoschka“, sagt SOAK-Leiterin Hildegund Amanshauser. Für den Gründer der Sommerakademie auf der Festung sei das Malen und Zeichnen nach Modell von herausragender Bedeutung gewesen. „In den letzten Jahren hat das an Bedeutung verloren, nicht nur bei uns, sondern auch an den Akademien, die das Aktzeichnen teils abgeschafft haben.“ Heuer, anlässlich des 60jährigen Bestehens der Sommerakademie für Bildende Kunst, gebe des den speziellen Programmpunkt „Abendakt“, der allen Kursteilnehmern gratis offen steht.

Aber nicht nur Malklassen – etwa die von Hubert Scheibl – werken auf der Festung Hohensalzburg. Auch die Druckgrafiker haben soeben ihren Kurs bei Leya Mira Brander begonnen. Am Anfang standen Fragen und Übungen zur Technik des Druckens, vor allem der Kaltnadelradierung. Dieser Tage radieren und drucken die Teilnehmer ihre Werke. Im letzten Teil sollen aus den entstandenen Bildern dreidimensionale Objekte entstehen, wie etwa Pop-Up-Bücher, erzähl die Druckgrafikerin.

424Sie freut sich besonders etwa über die hervorragenden Arbeiten einer japanischen Studentin, die bislang noch nie in der Druckgrafik gearbeitet hat. Fotos oder andere Bilder oder Kunstwerke waren der Ausgangspunkt der Arbeiten. Die junge Japanierin hat Fotos von Hongkong und die berühmte Salzburg-Ansicht von Adolf Loos in ihrer Komposition verwendet.

Ob Leya Mira Brander oder Norbert Bisky: Die Kursleiter schätzen die „gemischten“ Gruppen bei der Sommerakademie in Salzburg, in denen Architekten oder Ärzte ebenso vertreten sind, wie Kunstsudenten oder junge Künstler: „Die verschiedenen Hintergründe sind eine Bereicherung“, sagt Norbert Bisky.

Die Sommerakademie für Bildende Kunst dauert bis 31.8. - Zum Veranstaltungskalender: www.summeracademy.at
Bilder: dpk-klaba

 

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