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Mit der Identität des Landes verbunden

RESIDENZGALERIE

03/08/10 Eine Portion  Selbstbewusstsein schwingt schon mit im Titel der aktuellen Plakate der Residenzgalerie: „Die ganze Pracht“ der Sammlung ist wieder  in vollem Umfang zu genießen. Im Studio beschreibt man das Stuck-Konzept des Alberto Camesina, und das zweibändige Gemäldeverzeichnis ist auch fertig.

Von Wolfgang Richter

Im Unterschied zum „Salzburg Museum“ in der Neuen Residenz, wo die Bilder seit der  neuen Ausrichtung als Erlebnis-Landesmuseum multimediale Assistenz bekommen haben, stehen im Gebäude gegenüber in der alten Residenz die Originale uneingeschränkt im Mittelpunkt. Mit der jüngsten Umhängung wurden die Bilder thematisch neu gruppiert –deshalb ist die Schau auch für jene einen Besuch wert, die den Bestand schon kennen.

Es gibt aber auch noch eine andere (Wieder-) Entdeckung: Der prachtvolle Deckenstuck des Wiener Hofstuckateurs Alberto Camesina, vor 300 Jahren von Fürsterzbischof Franz Anton Harrach für seine Wohnräume in Auftrag gegeben, fristete lange ein stiefmütterliches Dasein. Anders als die ebenfalls von ihm stuckierten Prunkräume des zweiten Stocks wurde das Bildprogramm in vier Räumen der Residenzgalerie im dritten Stock erst jetzt genauer erforscht. Die Studio-Ausstellung „Sehnsucht nach Unsterblichkeit“ erschließt das Konzept, in dem Julius Caesar im Mittelpunkt steht. Allegorischen Darstellungen von Tugenden und Lastern in den Mittelfeldern der Decken sind von kleinen Feldern umgeben, die historisch belegte Szenen und Mythen  illustrieren.

Damit sind wir mitten in der Geschichte der Residenzgalerie: Ursprünglich Wohnsitz der Fürsterzbischöfe, wurde die Residenz  nach dem Verlust der Selbstständigkeit Salzburgs (für historisch Interessierte  lohnt sich hier  ein Besuch der Sonderausstellung zu diesem Thema  im Salzburg Museum) 1837 als Wohnsitz für das  österreichische Kaiserhaus adaptiert. Caroline Augusta, die Witwe  von Kaiser Franz I, die Salzburg sehr verbunden und Patronin des nach ihr benannten Salzburg Museums (vorher Carolino Augusteum) war, wohnte hier bei ihren Salzburg Aufenthalten.

altNach dem Ersten Weltkrieg sollte die 1923 unter dem 31jährigen  Landeshauptmann Franz Rehrl in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gegründete Residenzgalerie der Stärkung des Landesbewusstseins und der Förderung des Fremdenverkehrs dienen. Der Salzburger Maler Anton Faistauer leistete einen wichtigen Beitrag zum Aufbau der Gemäldegalerie. Ohne eigene Sammlung bot man zunächst mit Leihgaben aus Wiener Bundesmuseen, vom Land Salzburg, der Kirche und aus Privatbesitz einen Querschnitt österreichischer Kunst aus Gotik und Barock sowie italienische und niederländische Malerei, dazu kam später ein Makart-Saal. Damit konnte die Galerie im ersten Jahrzehnt das damals noch fehlende Diözesanmuseum ersetzen. Bald tätigte man erste Ankäufe. 1939 wurde die Galerie geschlossen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Residenzgalerie über 150 Kunstwerke, die Friedrich Welz als Gaubeauftragter für den Aufbau einer Landesgalerie erworben hatte (2007 wurde dazu eine Provenienzforschung publiziert). 1952 wurde die Residenzgalerie wieder eröffnet - auch als Zeichen für den kulturellen Anspruch des Landes. Von da an entwickelte sich die Gepflogenheit von jährlichen Sonderausstellungen, etwa zu Themen der Festspiele, später in Kooperation mit der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst. Bis in die Gegenwart stellen sie einen fixen Bestandteil des Programms dar.

Durch langfristig abgeschlossene Leihverträge mit den Wiener Adelssammlungen Czernin und Schönborn-Buchheim verfügte die Residenzgalerie ab 1955/56 erstmals über hochrangige Werke  des 17. und 18. Jh. Durch eine kontinuierliche Ankaufspolitik erwarb man österreichische Maler des 19. und 20. Jh. Die Werke der  Moderne   gingen 1983 an die „Moderne Galerie und grafische Sammlung Rupertinum“ (1977 gegründet). 1980 konnte der Sammlungsbestand durch den Ankauf von 41 Gemälden der Sammlung Czernin gefestigt werden.

Im Zusammenhang mit der Neuordnung der Salzburger Museumslandschaft ist seit 2007 die Terrasse über den nördlichen Dombögen für Besucher des Museums zugänglich. Diesen einzigartigen Ausblick sollte man sich bei einem Besuch auf keinen Fall  entgehen lassen.

Ab 1990 entwickelte die Residenzgalerie ein museumspädagogisches Programm, das seit drei Jahren  unter dem Motto „Wir machen Museum“ nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen neue Wege der Kunsterfahrung erschließt. Eine wichtige Investition für die Zukunft, für die ausreichende Mittel notwendig sind.

Das alles und noch mehr - etwa über Graf Czernin und sein Leben für die Künste, der in Salzburg fünf Jahre an der Benediktineruniversität studiert hatte (sein Onkel war Fürsterzbischof Colloredo) - ist im zweibändigen Gesamtverzeichnis der Gemälde nachzulesen. Dieses ist vor kurzem präsentiert worden.

"Die ganze Pracht" - Bilder aus der Sammlung. Bis 6. Februar 2011. - Im Studio: "Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Der Caesar-Zyklus des Alberto Camesina", bis 12. September 2010.
Gesamtverzeichnis der Gemälde. 2 Bände, 600 Seiten, 34,90 Euro - www.residenzgalerie.at
Bilder: Residenzgalerie

 

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