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Holzbläserlaunen, und die Klarinette kudert dazu

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / BOLTON

15/08/16 Zwischen dem 17. bis zum 27. Lebensjahr, da hat sich der Stil verändert, entwickelt – und da setzte Bolton in der jüngsten Mozart-Matinee an und machte hörbar, dass Mozart eben nicht gleich Mozart ist.

Von Christiane Keckeis

Die Symphonie Nr. 28 C-Dur KV 200 des Teenagers, eine der sogenannten „Salzburger Symphonien“ erweist sich in ihrer Ästhetik noch dem Barock und der Frühklassik nahe, das Cembalo in der Besetzung zeigt das pars pro toto: schlank nimmt Bolton den Klang, mit akzentuierter Impulsgebung und die Phrasierung delikat, sehr bewusst vom Orchester umgesetzt - fein und energisch. Im Andante sind spitzendeckchengleiche Muster zu hören, die durchaus genussvoll ausgekostet werden, das Tempo sehr langsam, ganz an der Grenze, fast kommt der Fluss ins Stocken, aber nur fast. Das Flirren der Violinen im Presto gerät fast überirdisch. Wie die trillern können, bis zum Schweben!

Den Bläsern ist auch die Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester Es-Dur KV 297b gewidmet – und die Besetzung der Soloinstrumente aus den Reihen des Orchesters zeugt von höchster Qualität. Boltons Devise für die Sinfonia heißt Klang. Das Orchester darf satt und warm klingen und auch das sensible kammermusikalische Miteinander der Soloinstrumente gilt dem Spiel mit den Klangfarben – das alles ohne falsche Sentimentalität. Horn (wunderbar: Zoltán Mácsai) und Klarinette (gestalterisch mitreißend: Christoph Zimper) klingen gar herrlich, mit schönem Ton, Oboe (eingesprungen und souverän: Sasha Calin) und Fagott (beweglich und mit Witz: Riccardo Terzo) kommentieren virtuos. Besonders im dritten Satz erfreut das Spiel mit den Instrumentencharakteren: da darf die Oboe wirklich zickig sein, das Fagott altväterlich, das Horn mächtig und die Klarinette kudert dazu: ein kammermusikalisches Gustostückerl.

22jährig schreibt Mozart, von Paris wieder ins ungeliebte Salzburg zurückgekehrt, die Symphonie Nr. 32 G-Dur KV 318 – im Stil einer italienischen Opernouvertüre: das heißt Pracht (mit Pauken und Trompeten) und Klang und auch Phrasierung: alle vom Orchester bislang gezeigten Qualitäten werden in diesem Werk vereint, bevor mit der „Linzer“ Symphonie Nr.36 C-Dur KV 425 das Orchester zum Abschluss auch dem „reiferen“ , vielschichtigeren Mozart seine Referenz erweist: Bolton lässt sein Orchester in die Farbenkiste greifen und leuchtet mit Licht und Schatten alles aus, was Mozart sich hätte denken können. Der Figaro schaut schon hörbar um die Ecke, mit Spritzigkeit, dazwischen höfische Noblesse, dann ein Ländler – im Presto schließlich Brillanz und Triumph: die ganze Palette überzeugt.

Ein Triumph auch beim Publikum, viel Lächeln und gute Stimmung im Orchester - und Ivor Bolton strahlt.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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