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Schwerarbeit vs. Unbeschwertheit

FESTSPIELE / KAMMERKONZERT / PROHASKA & EBERLE & FREUNDE

28/08/16 Schubert, Webern, Pergolesi, Schubert: Mit einem reizvollen Programm für „Sopran, Streicher und Bläser“ beschlossen Anna Prohaska, Veronika Eberle & Freunde die Reihe der Festspiel-Kammerkonzerte im Großen Saal des Mozarteums.

Von Heidemarie Klabacher

„Salve Regina“-Vertonungen von Franz Schubert und Giovanni Battista Pergolesi und dazwischen die Miniatur „Schmerz immer, Blick nach oben“ für Sopran und Streichquartett von Anton Webern bildeten den ersten Teil des Abends. Kammerkonzert nicht Liederabend: Anna Prohaska, diesen Festspielsommer als quirlige Susanna im „Figaro“ zu erleben, gestaltete ihre Parts mit instrumentaler Geradlinigkeit und mit einer Spannung, die von Anspannung nicht immer zu unterscheiden war.

Wie die Streicher in Alte Musik-Ensembles oft konsequent auf jedes Vibrato verzichten, so schien Anna Prohaska bestrebt, Timbre oder Klangfarben hintan zu halten. So erlebte man mit Giovanni Battista Pergolesis „Salve Regina“ c-Moll für Sopran und Streicher beinahe mehr als Technik-Studie, denn als Gesangs-darbietung. Und Anna Prohaska ist eine hervorragende Technikerin; Und so verschmolzen auch die mit physischer Kraft quasi einzeln gemeißelten Töne zu grandiosen Linien.

Das „Salve Regina“ von Pergolesi klingt genau, wie dessen berühmtes „Stabat Mater“, nur kürzer und eben für nur eine Gesangsstimme: Zusammen mit dem Part des SolistenEnsembles um die Geigerin Veronika Eberle faszinieren auch in dieser Vertonung spannungsvolle Reibungen und chromatische Wendungen. Die Anrufung der „Mutter der Barmherzigkeit“, die Bitten an die „gütige, milde und süße Jungfrau Maria“ lassen in der Vertonung Pergolesis geradezu bildlich auf das Elend und das „Tal der Tränen“ schließen, aus dem heraus die Menschen flehen. Anna Prohaskas „elfen-bein-harte“ Stimmführung betonte zusätzlich die in der Komposition angelegte Leugnung jeglicher marianischer Süße. Eine beunruhigende, enorm spannende Lesart. Ein ähnlicher technischer Zugang zu Schuberts deutlich konventionellen Vertonung des nämlichen Textes in A-Dur ließ geschmeidigere Linien und sanftere Töne aber tatsächlich vermissen.

Von schneidender Konsequenz war dieser instrumentale Zugang zum Vokalpart natürlich in der nur etwa drei Minuten lang dauernden Komposition „Schmerz immer, Blick nach oben“ – der mittlere Satz aus den „Drei Stücken für Sopran und Streichquartett“ von Anton Webern. - Gesangkunst von kristallener Härte.

In größtem Gegensatz dazu stand die Interpretation von Franz Schuberts Oktett F-Dur D 803, das wiederum mit auffallender Weichheit und Geschmeidigkeit geradezu – trotz einer Stunde Spielzeit – vorüber huschte. Hier hätte man sich die eine oder andere Ecke bzw. Kante aus der ersten Konzerthälfte gewünscht. Schubert ist kein Softie, genauso wenig wie ein Eisklotz purer Vernunft. Beiden Schubert-Zugängen (auch wenn die Stücke nicht vergleichbar sind) fehlte die Schubert’sche Vielfarbigkeit zwischen Himmel und Hölle.

Veronika Eberle und Heather Cottrell, Violine, Danusha Waskiewicz, Viola, Quirine Viersen, Violoncello und Rick Stotijn, Kontrabass, sowie Pascal Moragues, Klarinette, Marco Postinghel, Fagott und Radovan Vlatković, Horn, haben einen duftig federnden unbeschwerten Schubert abgeliefert. Darüber soll man sich nicht beschweren.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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