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Vogeljagd mit Zauberer

FESTSPIELE / WIENER PHILHARMONIKER / DUDAMEL

28/08/20 Hat der Zauberer nicht nur die Ritter, sondern auch den Dirigenten behext? Ein überraschend „erwachsen“ wirkender Gustavo Dudamel leitete die Wiener Philharmoniker mit deutlich weniger Hang zu Turbulenz und Überschwang, als man von ihm gewohnt ist. Gereift?

Von Heidemarie Klabacher

Eröffnet haben Orchester und Dirigent den Abend zusammen mit Evgeny Kissin und Franz Liszts Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Es-Dur. Den vier, von einem markanten Leitmotiv zusammengehaltenen Teilen des quasi einsätzigen Werkes, begegneten Solist und Dirigent mit Weitblick und dem Ergebnis eines in sich geschlossenen Ganzen. Kissin zeigte sich, wendig dahin huschend, vor seiner „weichen“ Seite, überzeugte mit den präzise artikulierten virtuosen Passagen im Allegro marziale animato. Wie immer ein Genuss: Die Passagen der Solobläser, etwa der Dialog zwischen Klavier und Klarinette im ersten, oder die von leisen Klaviertrillern umrankte Flötenmelodie im zweiten Satz, in dem auch die düsteren Momente aufhorchen ließen.

Es folgte Igor Strawinskys Ballettmusik L’Oiseau de feu – Der Feuervogel. Auftritt von Prinz und Feuervogel im Garten des Zauberers Kastchei. Die eher schillernden als bunten Orchesterfarben wählte Gustavo Dudamel von der Pastell-Seite der Klangpalette. Lautstärke und Emotion wirkten erstaunlich kontrolliert, schienen dem Banne des Zauberers zu unterliegen. Umso effektvoller ausgespielt waren die auf-flatternden Fluchtversuche des Feuervogels, das plötzliche Auftauchen des Zauberers im unerwünschten Moment (Prinz verliebt sich g'rad in verzauberte Prinzessin) und dessen Tod. Zwischen Fürsprache der Prinzessinnen und Höllentanz der Untertanen war viel Luft und Raum für geruhsam sich entwickelnde Klangeffekte, etwa die clusterartig sich aufbauenden Bläserakkorde, aber auch für die überfallsartig hereinbrechenden präzise exekutierten rhythmischen Passagen. Finaler und verdienter Festspieljubel für die „Wiener“ in Salzburg.

Bilder: SF / Marco Borrelli
Übertragung am Samstag (29.8.) um 20.30 als ARTE Concert - www.salzburgerfestspiele.at

 

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