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Vielleicht stinkt Geld ja doch

FESTSPIELE / SPONSOREN

06/06/22 Die Regisseurin Yana Ross und der Schriftsteller Lukas Bärfuss haben die Sache im April ins Rollen gebracht: Sie hatten die Salzburger Festspiele aufgefordert, sich von einem ihrer Projektsponsoren, der Schweizer Solway Group, zu trennen. Sie tun das nun tatsächlich.

Von Reinhard Kriechbaum

Nicht nur, dass das Bergbauunternehmen mit Sitz in Zug als Kreml-nah eingestuft wird. Der Konzern, dessen Management überwiegend aus russischen und lettischen Geschäftsleuten bestehen soll, geht in seinen Ursprüngen auf die russische Aluminiumindustrie zurück. Man schürft Rohstoffe in Guatemala, der Ukraine, Nordmazedonien und Indonesien. Die Investigativplattform „Bellingcat“ und andere Aufdecker haben für das Unternehmen höchst unangenehme Dinge zutage gefördert. Es ging da um Umweltschäden, Menschenrechtsverletzungen, Bestechung, Vertuschung, Einschüchterung und Verfolgung kritischer Journalistinnen und Journalisten. Das Unternehmen hat das natürlich weit von sich gewiesen.

Sauer aufgestoßen ist diese Sache zwei Künstlern, die heuer in Salzburg für die Neufassung von Schnitzlers Reigen tätig sind. In einem Offenen Brief schrieben Yana Ross und Lukas Bärfuss im April, mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei das Sponsoring von Solway „toxisch geworden“. Die Festspiele ihrerseits reagierten, indem sie von dem Unternehmen Aufklärung erbaten. Nicht zuletzt auch hinsichtlich der Nickel-Mine La Fénix in Guatemala, wo Solway Rechte der Indigenen missachtet haben soll.

Die Antwort von Solway hat die Festspielleitung nicht überzeugt. Solway habe zwar auf Konzernebene ein umfassendes ESG-Projekt (Environmental, Social, Governance) angestoßen, aber „Abklärungen und Maßnahmen benötigen zusätzliche Zeit“, heißt es in einer Presseaussendung der Festspiele. Eben diese drängt aber, weil die Festspiele demnächst beginnen. Daher die „einvernehmliche“ Trennung vom Projektsponsor, dessen Vertrag ohnedies mit Festspielende ausgelaufen wäre. Viel ist nicht verhackt angesichts der Fördersumme. Die 150.000 Euro, mit denen Solway seit 2017 schon die Festspiele fördert, kamen bisher vor allem dem Kinder- und Jugendprogramm zugute, etwa dem Operncamp für Kinder.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Festspiele für ihre Sponsoren genieren müssen, sogar für die größten Kaliber unter ihnen: Nestlé gilt ja auch nicht gerade als zimperlich im Umgang mit den Natur-Ressourcen und dem Handel damit. Audi hat die Diesel-Bilanz einiger seiner Modelle geschönt. Und die russische Gazprom? Als dieses Thema vor gut zwei Jahren virulent wurde, kam gottseidank die Corona-Krise und die betreffende Produktion kam nicht zustande.

Nestlé hat sich unterdessen als Hauptsponsor zurückgezogen, stattdessen kam die Kühne-Stiftung ins Spiel. Dem Unternehmen Kühne & Nagel wiederum wurden Verstrickungen mit dem NS-Regime und eine nur halbherzige Distanzierung davon vorgeworfen.

Wie steht es eigentlich um die Causa Currentzis? Dessen Orchester MusicAeterna wird ja von der derzeit vom Westen sanktionierten russischen VTB Bank gefördert. Und eine Russland-Tournee im Mai hat Gazprom gefördert. Man war mit der dem Mineralöl-Konzern eigenen Fluglinie Gazpromavia unterwegs. Der Dirigent macht das aus seiner Sicht wohl einzig Vernünftige. Er schweigt. Das ist ein bisserl beruhigend für die Festspiele: Wenigstens sagt er auch nichts pro Purtin. Kopdf in den Sand und durch, um zwei geflügelte Wörter zu vermengen. Es passt ein drittes gut dazu, jenes vomdünnen Eis, auf dem man sich da bewegt.

Zum Kommentar Fast schäm ich mich, mit ihnen zu schaffen

 

 

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