asdf
 

Ein "europäisches Stück"

FESTSPIELE / ERÖFFNUNGSFESTAKT

27/07/12 Nach einer guten Woche Ouverture spirituelle wurden heute Freitag (27.7.) die Festspiele offiziell eröffnet. Festredner war heuer der Schweizer Germanist Peter von Matt. Aus den Sonntagsreden vom Freitagvormittag.

Zur Sonderstellung der Salzburger Festspiele und deren finanzieller Absicherung durch die öffentliche Hand sagte Bundesministerin Claudia Schmied, die Salzburger Festspiele hätten über Jahrzehnte ihre hohe Qualität behalten und seien ein Ort internationaler Kunst geblieben: „Damit die Kunst frei ist, muss sie auch ökonomisch abgesichert werden. 0,6 Prozent des österreichischen Bundesbudgets gehen derzeit in Kunst und Kultur. Das sind rund 450 Millionen Euro.“ Wer die Gesellschaft weiterentwickeln wolle, werde nicht über Einsparungen reden, „sondern Möglichkeiten suchen, diese Budgets zu erhöhen“.

Bundespräsident Heinz Fischer erinnerte in seiner Eröffnungsansprache an die politische Zielsetzung der Salzburger Festspiele. Diese seien „eines der ganz wenigen Festivals, die seit ihrer Gründung vor mehr als 90 Jahren neben ihrer künstlerischen Programmatik auch eine – im weitesten Sinn des Wortes – politische Programmatik aufweisen: und zwar den europäischen Gedanken, also eine europapolitische Programmatik“. Sich etwa einzulassen auf die Bühnenschicksale fremder Menschen könne Empathie für reale Schicksale vertiefen und fremde Kulturen näher bringen. Das trage dazu bei, so der Bundespräsident, „nationale Egoismen zu überwinden, die einem Europa der friedlichen und vernunftbetonten Zusammenarbeit entgegenstehen“.

Auch für Landeshauptfrau Gabi Burgstaller befinden sich die Salzburger Festspiele im Spannungsfeld zwischen einem herausragenden Kulturangebot und den realen Problemen der europäischen Gesellschaften. Die Festspiele seien ein „europäisches Stück“: „Das war die Gründungsidee“, so die Landeshauptfrau. Heute solle man die Chance ergreifen, „den Festspielen für Europa nicht nur Heimat zu sein, sondern ihnen auch ein unverwechselbares Gesicht des Friedens und der Demokratie, der Menschenrechte, des sozialen Zusammenhalts“ geben.

„Die Salzburger Festspiele waren und sind so oft Plattform für künstlerische, wissenschaftliche und politische Begegnungen, wir wollen sie auch für den interkonfessionellen Diskurs öffnen“, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Daher habe man heuer bei der Ouverture spirituelle einen jüdischen Schwerpunkt gesetzt. Nächstes Jahr solle der Buddhismus im Zentrum stehen. Sie hoffe, so Rabl-Stadler, „dass Alexander Pereiras Idee, alljährlich mit Haydns Schöpfung zu beginnen, einst zu den Festspielen gehören wird wie der Jedermann.“ 243 Veranstaltungen an 16 Spielstätten stehen in den nächsten 38 Tagen auf dem Programm.

Haben Kunst und Feiern als Luxus neben dem Lebensnotwendigen ihre Berechtigung, wo Kunst doch Verschwendung ist? So fragte der diesjährige Festspielredner Peter von Matt, früher Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. „Darf es denn überhaupt Kunst geben, den Überfluss schlechthin, solange es Menschen gibt, denen es an Brot und Früchten und sauberem Wasser fehlt?“ Verschwendung sei „ein Glücksfaktor für alle“: „Denn auf der Verschwendung, dem kurzfristigen Genuss von Überfluss, beruht das Fest. Und ohne Feste kann keine Gemeinschaft leben, keine Familie und kein Dorf, keine Stadt und kein Land, kein Lebensalter und keine Berufsgruppe feiern.“ Der Gegensatz zum Fest seien nicht die Armut und das Elend, sondern die Arbeit. Kunst und Fest seien nicht identisch, aber in ihrem Wesen verwandt. (LK/dpk)

Die Festrede Peter von Matts im Wortlaut Kunst, Verschwendung und Gerechtigkeit

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014