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Was die Intuition heuer herbeispült

YOUNG DIRECTORS PROJECT

30/07/12 Das Kuratieren des Young Directors Project bei den Salzburger Festspielen ist so eine Sache: In vergangenen Jahren hatte man sich ja durchaus zu Recht den Vorwurf der Beliebigkeit eingehandelt. Vier (oder fünf) Theaterproduktionen aus ein paartausend…

Von Reinhard Kriechbaum

Der nun (allein) verantwortliche neue Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf versteckt sich nicht hinter einem Kriterienkatalog, sondern bekennt sich zur subjektiven Auswahl: „Das hat ganz viel mit Intuition zu tun, ich kann nichts anderes tun, als meinem Gefühl trauen.“ Wie er die Auswahl angegangen ist? „Man versucht über den Tellerrand zu schauen, sich zu vernetzen, und man beginnt zu reisen.“ Auch das Ansehen von DVDs gehört dazu.

Das südafrikanische Team um die junge Theatermacherin Princess Zinzi Mhlongo hat sich beim Pressegespräch am Tag vor der Premiere ihres neuen Stücks „Trapped“ (morgen Dienstag um 20 Uhr im republic) vorgestellt und gleich auch seine Musikalität bewiesen. Es wird nämlich auch gesungen, zum Beispiel von „Freedom“. Um die ersehnte Freiheit geht es auch in „Trapped“: Von einem „colored museum“ spricht Princess Zinzi Mhlongo und davon, dass man eben eigene Gefühle, Erfahrungen, Befindlichkeiten eingebracht habe. Zehn Menschen erzählen auf der Bühne von Freiheit welcher Art auch immer, die sich an den Realitäten messen muss. „Wir erfahren, wie sie Wege und Anleitung suchen, die Ketten abzuschütteln, die sie hindern, sich vorwärts zu bewegen.“ Vielleicht wäre ja wirklich alle Freiheit dieser Welt möglich, wären da nicht Grenzen: „Manche Regeln lassen sie glauben, in einer Zwangsjacke zu stecken, die ein erfülltes Leben verhindern. Es ist eine harte Welt: Entweder sie halten sich an die Regeln oder sie machen ihre eigenen.“

„Trapped“ wird in Salzburg uraufgeführt, es ist eine Produktion fürs Young Directors Project. Auch „Jakob Michael Reinhold Lenz“ – Premiere ist am 10. August – ist eine Eigenproduktion. Regisseurin Cornelia Rainer zeigt sich begeistert „von der Möglichkeit, sich hier weiter zu entwickeln“. Ihr Ensemble heißt Theater Montagnes Russes und führt die Zuschauer ins Osttiroler Steintal. Der Sturm-und-Drang-Dichter Jakob Lenz verbrachte dort als 27jähriger zwanzig Tage, als ein Sinn suchender, mit mehr oder weniger angekränkelter, jedenfalls für sein Umfeld nicht recht durchschaubaren Psyche. Georg Büchner hat diese Episode Jahrzehnte nach Lenz’ Tod in einer Erzählung beschrieben. Dieser Text und die Notizen des Pfarrers Oberlin, bei dem Lenz sich damals einquartierte, geben die Folie ab für den Theaterabend.

Weiters beim Young Directors Project: Die französische Theatermacherin Gisèle Vienne führt ihr Publikum in „Éternelle Idole“ ohne Worte, aber mit viel Poesie in die Eisarena im Volksgarten. Es geht um die Spannung zwischen Verwundbarkeit des Individuums und der strengen Disziplin, der sich eine Eiskunstläuferin unterordnen muss: „Der kunstvolle Tanz auf dem Eis verkörpert die Schönheit und die Gefährdung durch diesen Widerspruch.“ Erotische Phantasmagorien, das Auseinanderklaffen zwischen Vorstellung und Wirklichkeit bestimmt auch Gisèle Viennes zweite Produktion, „This is how you will disappear“.

Schließlich noch ein theatraler Ausflug in den Fernen Osten: Aus Korea kommt die Performance Group Tuida, die in ihrer Landessprache „Hamlet cantabile“ vorstellt. Die Stücke dieser Truppe verbinden Traditionen östlicher wie westlicher Clowns, verschmelzen Schauspiel mit phantastisch-kreativem Puppenspiel, Masken und Musik.

Im 11. Jahr ist Montblanc Sponsor des Young Directors Project, als Preisgeld sind wieder 10.000 Euro ausgelobt – und natürlich der Montblanc Max Reinhardt Pen. Heuer sind in der Jury der Schauspieler August Diehl, der Autor Händl Klaus, der Kritiker Peter Kümmel sowie der Galerist Thaddäus Ropac und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

Die Termine und Kartenreservierungen fürs Young Directors Project: www.salzburgerfestspiele.at/schauspiel
Bilder: SF / Silvia Lelli (1); Gunda Dittrich (1)

 

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