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Mit wissenschaftliche Kriminalistik

 

FESTSPIELE / KAMMERKONZERT

22/08/14 Ein ebenso kurzer wie unterhaltsamer Abend im Großen Saal des Mozarteums: Das Ehepaar Lisa Batiashvili und François Leleux sorgte zusammen mit „friends“ für gute Stimmung mit Bach und Schostakowitsch.

Von Gottfried Franz Kasparek

Die elegante georgische Geigerin Lisa Batiashvili und der charismatische französische Oboist François Leleux, beide naturalisierte Münchner, haben ein junges Ensemble um sich geschart. Die Besetzungsgröße – je zwei Geigen, zwei Bratschen, zwei Celli, Kontrabass und Cembalo – entspricht durchaus einer barocken Hofmusik, wie sie so ähnlich wohl auch Johann Sebastian Bach in Köthen zur Verfügung hatte. Und es müssen nicht immer Darmsaiten sein, die barocke Meisterstücke zum Klingen bringen. Gerade der warme und doch exakte Klang der von David Schultheiss als Konzertmeister geführten Gruppe vermochte zu verzaubern. Lisa Batiashvili geigte das einzige wirkliche Bach-Originalwerk des Abends, das E-DurViolinkonzert BWV 1042, mit Charme und Temperament, wenn auch ein wenig monochrom, arm an wirklichen Akzenten, mehr sympathisch bemüht als wirklich erfüllt.

Alle anderen Bach-Stücke dieses Programms sind Ergebnisse „wissenschaftlicher Kriminalistik“, wie es im Programmheft treffend heißt, oder moderne Arrangements. Gleichviel. Die Rekonstruktionen der nur in späteren Leipziger Cembalo-Versionen oder nur fragmentarisch erhaltenen Oboenkonzerte sind gut gemacht und bieten dem Solisten beste Möglichkeiten, seine stupende Virtuosität, seine blitzsaubere Intonation, seine quasi „singende“ Spielweise aufs Wirksamste vorzuführen.

François Leleux nützte diese Gelegenheiten grandios - er ist ein wahrer Meister seines Instruments und imstande, mit schelmischem Spielwitz und erstaunlichen Belcantobögen zu begeistern. Im c-Moll Konzert BWV 1060 sekundierte ihm Lisa Batiashvili getreulich, ebenso in seiner eigenen Bearbeitung der Arie „Erbarme dich“ aus der Matthäuspassion, in welcher er zur Oboe d’amore wechselte und dieser wahrlich liebevoll betörende Töne entlockte. Nach der Pause spielte er dann noch das d-Moll Konzert BWV 1059, eine geglückte Spekulation mit einer bearbeiteten Kantaten-Sinfonia als Largo. „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“ heißt es da im Original, Leleux entführte aber in den Oboen-Himmel.

Leider hat Dmitri Schostakowitsch nichts für Oboe und Streicher komponiert, also gehörte das Finale allein den Streichern. Die „Zwei Stücke für Streichoktett“ op. 11 sind ein Werk des 19jährigen, welches nur in der Besetzung Mendelssohn huldigt, sonst eher Bach und vom ersten Takt an unverkennbar Schostakowitsch ist, mit all seiner latenten Trauer und trotzigen Bärbeißigkeit.

Lisa Batiashvili war hier ganz in ihrem Element und führte die Streichergruppe mit leuchtendem Ton. Ein nachdenkliches Präludium, ein ironisch geschärftes Scherzo – und nach guten zehn Minuten ist alles vorbei. Immerhin gab es darauf noch einen der wundersam doppelbödigen und melodienseligen Schostakowitsch-Walzer, einen „Puppentanz“. Der machte große Lust auf ein Neujahrskonzert mit diesem erfrischend musizierenden Ensemble.

Bild: SFS/

 

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