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Klang-Farben-Pracht

FESTSPIELE / HINDUISMUS IV / BHARATANATYAM

27/07/15 Mit exotischen Klängen, farbenfrohen Gewändern und überwältigenden Lichtspielen berauschen die Injikudi Brothers das Publikum beinah bis zur „traditionellen“ Ekstase. Dann verwandelt Alarmel Valli mit ihrer Solo-Performance die Kollegienkirche vom katholischen in einen in hindusitischen Sakralbau. Die Reise geht weiter…

Von Sascha-Alexander Todtner

Abenddämmerung umhüllt die Kollegienkirche. Imposantes Trommeln und der melodische Klang von Blasinstrumenten umfangen die Konzertbesucher, noch bevor sie den Raum betreten. Auf der Bühne vier Musiker in bunt schillernden Gewändern: die Injikudi Brothers.

Die Reise geht weiter, auch Instrumentenkundklich: Injikudi Subramanian und Injikudi Mariyappan erlebt man an der Nadaswaram, einem oboenähnlichen Instrument und Pondicherry Saravanan und Gangaikondacholapuram Sudharsan an der Thavil, einem Schlaginstrument. Das Zusammenspiel dieser Instrumente hat seinen Ursprung in den hinduistischen Prozessionen: Der Klang der Nadaswaram soll die Gläubigen zur Teilnahme an der Prozession animieren, während das Trommeln der Thavil freudig und glücklich stimmen soll.

Die Musiker begrüßen das Publikum mit dem Nadaswaram- Konzert, welches sich zwischen dynamischen Rhythmen und eher ruhigeren, meditativen Passagen abwechselt. Bei einigen Melodien möchte am liebsten zu den fröhlichen Klängen tanzen, so mitreißend und berauschend wirkt die Musik.

Nach fünfundvierzig überaus beeindruckenden Minuten tritt Bettina Bäumer in einem rot-goldenen Sari auf die Bühne und gibt den Zuhörern Informationen zu den Stücken und der darauffolgenden Tanzperformance. „Klang findet nicht nur im Raum statt. Klang schafft Raum“ dieser von ihr geäußerte Satz trifft das Motto dieses Abends zurecht und wird den weiteren Konzertverlauf begleiten.

Nach der kurzen Einführung betritt ein Ensemble aus fünf Musikern die Bühne. Die Lichter werden gedimmt und im Hintergrund hört man Schritte und das grelle Läuten von Glöckchen. In einem lilagoldenem Gewand und in reichem Schmuck steht Alarmel Valli im Licht und beginnt ihre Bharatanatyam Solo-Performance. Sie wird virtuos begleitet von der Sängerin Nisha Rajagopalan und den Ensemblemitgliedern Jayashree Ramanathan, Ramamoorthy Sriganesh, Hemalatha Rangarajan, Shruti Sagar und Murugan Krishnan.

Im Hintergrund dieser farbenfrohen Klangwolke tönt aus den Lautsprechern der Klang einer Sitar, einem indischen Saiteninstrument. Im Halbdunkel erzählt Alarmel Valli mit dem ganzen Körper eine Geschichte. Die Bewegungen sind mit der musikalischen Untermalung virtuos abgestimmt, jeder einzelne Tanzschritt passt auf einen Akkord.

Der Bharatanatyam soll eine tänzerische Anrufung an die kosmische Ursubstanz der Natur sein, ihm liegt ein vertontes Gedichtes zugrunde. Der Tanz zählt in der hinduistischen Kultur zu den vielfältigen Ausdrucksformen des Göttlichen.

Nach diesem Stück tritt die Tänzerin selbst ans Mikrofon und versucht die Handlung der folgenden, etwas kürzeren, Stücke zu erklären. Für sie ist der Tänzer nicht nur ein Tänzer, sondern vor allem ein Poet, der mit seinem Körper singt, genauso wie die Musik – ohne die visuelle Umsetzung in Tanz hätte das vierzig-minütige Stück wohl schwerlich die Konzentration des Publikums fesseln können.

Das zweite Stück „Varnam“, Der Titel bedeutet etwa „sich auf Farbe beziehen“, ist die Vertonung eines Liebesgedichtes. Ihm folgt die „Klage um einen gefallenen Krieger“.

Den Schluss dieses theatralischen Auftritts bildet das Nrittalahari-Raga Hamsanadam. Kurz, spritzig und mit beeindruckenden rhythmischen Wechseln gewürzt, bringt dieses Stück das Publikum wieder innerlich zum Tanzen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borelli

 

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