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Bläserglanz und widerstreitende Gefühle

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE

10/08/15 Für welchen Anlass und wann genau Wolfgang Amadeus Mozart die sogenannte Gran Partita, die Serenade für zwölf Bläser und Kontrabass B-Dur KV 361, komponierte, ist nicht bekannt. Aus stilistischen Gründen geht man heute davon aus, dass sie aus den Jahren 1783/84 stammt, unter anderem wegen des damals modischen Alla Turca-Finales.

Von Oliver Schneider

Möglicherweise war die Gran Partita auch von Anfang für den bekannten Klarinettisten Anton Stadler bestimmt, für den Mozart auch sein Klarinettenquintett KV 581 und das Klarinettenkonzert KV 622 schrieb. Anders als andere Harmoniemusiken ist das Bläseroktett bei der Gran Partita noch um zwei zusätzliche Hörner und zwei Bassetthörner und der mit zwei Fagotten schwach besetzte Bass um einen Kontrabass erweitert. Mit über fünfzig Minuten Spieldauer ist das technisch anspruchsvolle Werk auch mehr Symphonie als eine Unterhaltungsmusik im Freien, bei der die Holzbläser und vier Hornisten des Mozarteumorchesters im Großen Saal des Mozarteums (8./9.8.) eine Visitenkarte ihres Könnens abgaben.

Der energische Zugriff von Chefdirigent Ivor Bolton war geradezu ideal für die sieben Sätze, in denen die Musikerinnen und Musiker in allen möglichen Kombinationen – solistisch, als Trio, Quartett oder gemeinsam – prägnant artikulierend und mit viel Freude ans Werk gingen. Besonders eindringlich gelang das anmutige Adagio, in dem die Soli – vor allem die Klarinette – wie Gesangsstimmen geführt sind.

Bejun Mehta gestaltete nach der Pause zunächst die Einlagearie „Ombra felice! … Io ti lascio, e questo addio“ für die Oper Arsace von Michele Mortellari, die Mozart 1776 für den Kastraten Francesco Fortini komponierte. Mehta punktete mit dem brillanten Kern seines Countertenors, sicheren Höhen und Flexibilität in den Koloraturen, wurde aber leider vom zu mächtigen und zu lauten Orchester arg in Bedrängnis gebracht. Bolton hätte die Musiker hier zurücknehmen müssen, genauso wie auch bei den beiden anschließenden Arien des Ezio aus der gleichnamigen Oper von Gluck.

Am Ende einmal mehr die große g-Moll Symphonie, bei der Bolton und die Musiker, wie mittlerweile gewohnt, eine schöne durchsichtige Klangbalance zwischen Streichern und Bläsern erzielten. Leider beschränkte sich Bolton ansonsten vor allem darauf, Ecken und Kanten aufzuspüren, was auf Kosten des Gesamtbogens ging. Den langsamen Satz hätte man sich im Übrigen luftiger vorstellen können. Immerhin trumpften die Holzbläser des Mozarteumorchesters nochmals auf.

Am Ende des heißen Vormittags gab es viel Applaus, wobei man sich fragen muss, warum Jahr für Jahr die großen Symphonien des Salzburger Genius loci auf dem Programm der Festspiele stehen müssen, mal in den Orchesterkonzerten, mal in den Matineen. Früher gab es wenigstens programmatisch eine Differenzierung: In den Matineen standen die Frühwerke im Fokus. Ein bisschen mehr Linie täte den Matineen nicht schlecht.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

 

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