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Heimweh, Fernweh und zurück

FESTSPIELE / LIEDERARBEND KARG / MARTINEAU

12/08/15 Fernweh und Heimweh. Nostalgie und Melancholie: Zwischen diesen Koordinaten führten die Sopranistin Christiane Karg und ihr kongenialer Klavierpartner Malcolm Martineau ihr Publikum auf eine reizvolle Reise quer durch Europa und weit darüber hinaus.

Von Heidemarie Klabacher

Es begann, wie jede Reise, „daheim“. Wenn man die imaginären Lande so nennen darf, in denen die von Goethe so Geheimnis umwobene Mignon ihr Sehnsuchtslied singt: „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“ Weitere Stationen mit Liedern von Hugo Wolf machten Christiane Karg und Malcolm Martineau in den beiden Italienischen Liederbüchern nach Paul Heyse, mit sehnsuchtsvoll schmerzlichen Liedern wie „Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne“ oder „Mein Liebster singt am Haus im Mondenscheine“ oder mit frech ironischen Liedern wie „Mein Liebster ist so klein“, das geradezu bösartig Standesunterschiede anklagt oder „Ich ließ mir sagen und mir ward erzählt“ – was natürlich nur in Klatsch und Tratsch münden kann. Ein Lied wie „Ich hab’ in Penna einen Liebsten wohnen“ ist wie geschrieben für die auch im raschen Tempo brillant deklamierende und virtuos phrasierende Sopranistin Christiane Karg.

Nach einem kurzen Streifzug ins „Spanische Liederbuch“ haben Karg und Martineau die bekannten Gefilde aber auch schon verlassen. Die Begegnung mit „Cinco canciones Negras“ von Xavier Montsalvatge (mit dem man beim zweiten Conductors Award Concert zum ersten Mal zu tun bekommen hat) führten via die Häfen der Costa Brava nach Kuba: Katalanische und kubanische Melodien, teils mit afrikanischen Wurzelen, wurden von Xavier Montsalvatge (1912-2002) zu farbintensiven Genrebildern verarbeitet.

Ein geradezu wundersames Lied ist „L’invitation au voyage“ aus „6 Mélodies“ von Henri Duparc auf ein Gedicht aus „Les Fleurs du mal“ on Charles Baudelaires: In der sinnlichen und doch so durchdachten Gestaltung von Christiane Karg wurde daraus eine große Szene wie aus einer symbolistischen Oper.

In französisch-spanisch-griechische Sphären führten „Cinq mélodies populaires grecques“ von Maurice Ravel. Wundersame Lieder, die man viel viel öfter hören möchte. Persönliches Lieblingslied: Das große sehnsuchtsvolle Lied der Mastixsammerinnen an den vorüberschreitenden Jüngling „Chanson de cueilleuses de lentisques
Die griechische Antike – aber ganz opulent im Sinne der Belle Époche – beschwört Reynaldo Hahn mit seinen „Études latines“. Und Europa endgültig verlassen – nicht in den Harmonien aber in den Schilderungen - hat Christiane Karg mit drei Liedern von Charles Koechlin aus dem Zyklus „Shéhérazade“.

Mit Francis Poulenc und Samuel Barber kam die Liederreise-Gesellschaft nach Europa zurück, nahm Quartier in Paris, auf den Montparnasse und in den Einsamkeiten der Hotels. Herrlich die Ironie im kurzen Lied „Hôtel“ aus den „Banalités“ von Poulenc auf einen Text von Apollinaire, in dem das käfigkleine Zimmer geschildert wird, in dem der Dichter dichten soll und sich sehnt – nach einer Zigarette. Dass man das heute noch singen darf! – Ein Abend voll neuer Bekanntschaften und spannender Begegnungen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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