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Eine wienerische Maskarad’ – und auch sonst sehr viel

FESTSPIELE / DER ROSENKAVALIER

21/08/15 Jahrhundert-Produktion. Schon bei der Ur-Premiere voriges Jahr musste dieses Wort fallen. Nach der Wiederaufnahme-Premiere des „Rosenkavaliers“ darf es wiederholt werden. Harry Kupers Lesart der zwischen allen historischen Stühlen changierenden Gesellschaftskritik von Hofmannsthal und Strauss wurde im Regie-Olymp verankert. Falls Regisseure in den Himmel kommen.

Von Heidemarie Klabacher

Die Bühne von Hans Schavernoch besticht noch immer durch ihre hyper-realistisch scharfen überdimensionalen Wienaufnahmen – die so vertraut, ja intim wirken, und gerade durch ihre Übersteigerung in Maßlose zugleich distanzierend und verfremdend. Diese Wirkung geht Hand in Hand mit Thomas Reimers Videodesign.

Franz Welser-Möst ist wieder der Stabführer am Pult der Wiener Philharmoniker und gibt „seinen“ Rosenkavalier wiederum im Tempo sehr zügig vor, ohne irgendwo Larmoyanz zu erlauben, und in der Lautstärke ebenfalls wiederum durchaus kräftig. Freilich nur, um sich dann doch im rechten Moment elegant und wendig zurückzunehmen. Mag es auch klischeehaft klingen: „Wienerischer“ als durch die „Wiener“ - samtiger im Klang, geschmeidiger in der Phrasierung – kann ein Rosenkavalier nicht gespielt oder gewünscht werden.

Ein Genuss jedes einzelne Solo, vor allem der Bläser, aber auch der „Gesamt-Sound“. Da dürfen, besonders im Satyr- und Spukspiel des dritten Aufzuges, die Bläser auch gerne auch einmal lustvoll tröten und herzhaft prusten. Man kann nicht behaupten, dass Welser-Möst die Sänger auf Händen trägt, eher fordert er sie zu Spitzenleistungen so richtig heraus.

Krassimira Stoyanova begeistert und bewegt als Feldmarschallin Fürstin Werdenberg. Welche Sängerin wird sich nach der Stoyanova trauen (herausnehmen) in Salzburg jemals wieder die Marschallin zu singen. Aber wo ist ihr schönes grünes Samtkleid von der Schluss-Szene? Das war eines der Meisterstücke der Kostüme von Yan Tax. Es hat in seiner Strenge atmosphärisch einfach besser in die Abschiedsszene gepasst, als das „diesjährige“ fließende weiße Kleid.

Für Günther Groissböcks „Ochs“ gilt ähnliches: Wer wird sich je wieder trauen, den Baron Ochs auf Lerchenau als gemütlichen fettleibigen Adelsproleten zu geben. Groissböcks Performance wirkt heuer fast noch wendiger, temperamentvoller – mit einem durchaus kräftigen Anhauch von Selbstironie. Sängerisch-stimmlich lässt Günther Groissböck einfach nur staunen. Wie er neben alle dem Klamauk enorm textdeutlich zu deklamieren und virtuos tragfähige Phrasen und Linien zu spannen vermag – Chapeau.

Sophie Koch als Octavian wirkt weniger burschenhaft, leidenschaftlicher im Darstellerischen, durchaus aber auch im Stimmlichen. Wird der Knabe Oktavian erwachsen? Dann verdankt er das der grandiosen Sophie Koch.

Adrian Eröd Faninal ist sängerisch brillant und geradezu dämonisch liebdienerisch. Im Detail wirken die Rollenprofile in den Hauptfiguren noch schärfer profiliert.

Die Sophie hat, nach dem einzigen (aber doch schmerzlichen) besetzungsmäßigen „Ausreißer“ im Vorjahr, mit der hinreißenden Sopranistin Golda Schultz überhaupt erst Profil gewinnen können.

Silvana Dussmann als Jungfer Marianne Leitmetzerin, Rudolf Schasching als Valzacchi, Wiebke Lehmkuhl als Annina, Tobias Kehrer als Polizeikommissar oder Franz Supper und Martin Piskorski als Haushofmeister bei der Feldmarschallin bzw. bei Faninal - oder die Mitglieder des Young Directos Project als drei adelige Waisen und als Tierhändler: Sie alle überzeugen und begeistern als Sängerinnen und Sänger und als Darsteller gleichermaßen.

Aufführungen am 23., 26. und 28. August - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Monika Rittershaus

 

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