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Salzburger Frauen, umgekommen im Widerstand

HINTERGRUND / GEDENKJAHR

19/07/18 Im Gedenkjahr 2018 hat die Stadt Salzburg einen geladenen Wettbewerb zur künstlerischen Erweiterung des Gedenksteins für Rosa Hofmann zu einem „Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ ausgeschrieben.

Von Cay Bubendorfer

Es war das erste Mahnmal, das in der Stadt Salzburg für ein Opfer des Nazi-Regimes errichtet wurde - der Gedenkstein für Rosa Hofmann, die im Alter von knapp 24 Jahren am 9.3.1943 im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet worden war. Im Mai 1947 enthüllte der damalige SPÖ-Landesparteiobmann und LH-Stellvertreter Franz Peyerl den Gedenkstein im Stölzlpark im Stadtteil Maxglan, wo Rosa Hofmann aufgewachsen ist. Vom ursprünglichen Standort im Bereich des Kindergartens wurde der Erinnerungsstein auf Initiative des KZ-Verbandes 2015 in den öffentlichen Bereich des Parks umgesiedelt.

Zum nun ausgeschriebenen „Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ sagt Vizebürgermeister Bernhard Auinger betont: „Frauen haben im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur eine maßgebliche Rolle gespielt. Als Trägerinnen des Widerstands fanden sie in der zeithistorischen Forschung jedoch erst relativ spät Berücksichtigung.“

Rosa Hofmann, geboren 1919, engagierte sich ab 1936 in der sozialistischen Jugend, später als Leiterin im kommunistischen Jugendverband Salzburg. Verhaftet wurde sie 1942 wegen der Verteilung von illegalen Flugblättern, in denen die Sinnlosigkeit des Krieges angeprangert wurde. Vor dem Volksgerichtshof in Berlin wurde sie wegen „Wehrkraftzersetzung“, Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt.

Außer Rosa Hofmann wurden nach derzeitigem Wissensstand 17 weitere widerständige Salzburgerinnen von den Nationalsozialisten ermordet – weil sie als Sozialistinnen, Kommunistinnen oder aufgrund persönlicher Überzeugungen Widerstand gegen bzw. Kritik am Hitler-Regime geleistet hatten. Ihr Namen: Rosa Bermoser (1900-1942), Maria Bumberger (1902-1942), Margarethe Etlinger (1888-1942), Therese Flachberger (1911-1945), Anna Frauneder (1908-1942), Maria Haslauer (1899-1942), Olga Hekajllo (1892-1944), Marianne Innerberger (1901-1942), Susanne Legerer (1919-1941), Josefine Lindorfer (1899-1942), Katharine Pfriemer (1902-1944), Anna Prähauser (1902-1942), Anna Reindl (1903-1942), Margarethe Schallmoser (1923-1944), Josefine Schneider (1906-1942), Notburga Tiefgraber (1885-1944), Anna Wegscheider (1904-1942).

Die Initiative zur Neugestaltung des Rosa Hofmann Gedenksteins geht vom Landesverband Salzburg österreichischer Antifaschistinnen, Widerstandskämpferinnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA Salzburg) aus. Die Gemeinderatsklubs von SPÖ, ÖVP, Bürgerliste, Neos und SALZ haben im Herbst 2017 einen gemeinsamen Antrag für die Umsetzung gestellt.

„Jene sieben Frauen, die Anlass für unsere Initiative waren, wurden einfach abgeholt und ohne Verfahren hingerichtet. Das ist Mord in doppeltem Sinne. Brutal und ohne Chance auf Verteidigung wurden diese Leben einfach ausgelöscht.“, konstatiert der KZ-Verband. „Angesichts der bedrückenden aktuellen Entwicklungen der Gesellschaft ist hohe Aufmerksamkeit – sowohl für die historischen als auch heutigen Vorgänge – gefragt, und Maßnahmen wie das Memorial sind besonders wichtig.“

Zum Wettbewerbs sind fünf Künstlerinnen und Künstler eingeladen worden. Der bestehende Gedenkstein muss – als erster seiner Art – in den Einreichungen berücksichtigt werden, darüber hinaus soll eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus stattfinden. Künstlerisch wird ein zeitgenössisches Statement erwartet, das einen neuen Ort der Erinnerungskultur in der Stadt Salzburg schafft. Für die Realisierung des Siegerprojekts stehen 70.000 Euro zur Verfügung. Die Entscheidung der Jury soll noch im Herbst erfolgen.

Biographien der Frauen im Widerstand auf www.stolpersteine-salzburg.at
Am 30. April 2018 übergab die Stadt Salzburg das „Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1938“ auf dem Residenzplatz der Öffentlichkeit. Das Salzburg Museum zeigt bis 2.9.2018 die Sonderausstellung „Anschluss, Krieg & Trümmer. Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus“, zu der auch eine umfangreiche Publikation erschienen ist – www.salzburgmuseum.at
Bild: Stadt Salzburg

 

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