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Die Akten liegen in – Linz

LANDESGESCHICHTE / SALZBURG-OBERÖSTERREICH

13/03/12 Der Salzburger Telekom-Techniker hat ein „L“ auf der Nummertafel seines Serviceautos. Solche Dinge empfinden waschechte Salzburger bis heute als eine kleine Bosheit der Geschichte, als einen Knacks im sonst weitgehend intakten föderalen Selbstbewusstsein.

Für die Suche nach Salzburger Archivalien aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts muss man sich 100 nach Linz aufmachen. Dort liegen eben wichtige Salzburger Urkunden. Sie werden in einem druckfrischen Dokumentationsband von Landesarchiv, Diözesanarchiv und Stadtarchiv aufgelistet.

Nicht wenige Salzburger Spitzenpolitiker stammen aus Oberösterreich: LH Gabi Burgstaller, ihr Stellvertreter David Brenner (während der Schulzeit), Landesrätin Cornelia Schmidjell, Alt-Landeshauptmann Franz Schausberger, der ehemalige Bürgermeister Josef Dechant und der ehemalige Landtagspräsident Helmut Schreiner). Dass sie alle in Salzburg gelandet sind, ist aber nicht der Geschichte, sondern eher dem Zufall oder den günstigen Verkehrsverbindungen zuzuschreiben.

Der Umstand, dass wesentliche Oberbehörden in der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz und nicht in Salzburg angesiedelt sind, hat handfeste historische Gründe. Nach der Auflösung des politisch selbstständigen Fürsterzbistums Salzburg und dem Hin und Her in der napoleonischen Zeit ergriff 1816 Kaiser Franz I. formell Besitz von Salzburg, das verwaltungsmäßig an das "Erzherzogtum Österreich ob der Enns", heute Oberösterreich, angegliedert wurde. Dort bildete es neben den historischen Vierteln (Mühl-, Hausruck-, Traun- und Innviertel) als Salzachkreis den fünften Kreis der "Provinz Oberösterreich und Salzburg".

Salzburg hatte sich bald zum "Betteldorf mit leeren Palästen" gewandelt und verlor seine Beamten-Bürgerschicht. Das war immerhin ein Viertel der damaligen Stadtbewohner. In der Zwischenzeit bildeten sich jedoch zahlreiche zentrale Behörden und Einrichtungen heraus, die teilweise bis heute Bestand haben. Die hatten ihre Büros logischerweise damals in Linz – und so ist es bis heute geblieben. Das Oberlandesgericht (OLG) Linz ist auch heute noch für Salzburg zuständig, führenden Salzburger NS-Funktionären wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dort der Prozess gemacht. Die gemeinsame Direktion der Post und Telegraphenverwaltung für Salzburg und Oberösterreich befand sich bis Mitte der 1990er Jahre in Linz. Der Telefonbereich wurde danach in eine eigenständige Firma ausgegliedert, bei der heute noch Salzburg und Oberösterreich in der Region Nord zusammengefasst sind. Das Fuhrparkmanagement hat fast alle Autos in Linz angemeldet.

Die Degradierung des Bundeslandes zur oberösterreichischen Provinz stellt auch Historiker vor ein praktisches Problem: Behördliche Akten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lagern zu großen Teilen im Oberösterreichischen Landesarchiv. Erst 1849 erhielt Salzburg den Status eines Kronlandes zurück. Ein Jahr später nahmen eigene Landesbehörden wieder ihre Tätigkeit auf. Spätestens 1861 mit der Einrichtung eines gewählten Landtags durfte sich das Land wieder selber regieren und verwalten.

Den Weg nach Linz abzukürzen, hilft nun das Buch "Salzburg als Teil von Oberösterreich 1816-1849. Salzburger Archivalien in den Beständen des Oberösterreichischen Landesarchivs". Es erschließt die Salzburger Bestände im Oberösterreichischen Landesarchiv. Anhand dieser Auflistungen kann man sich vor einem Archivbesuch in Linz einen detaillierten Überblick über die Quellenlage verschaffen. Salzburger Landesarchiv, Archiv der Erzdiözese Salzburg und Stadtarchiv Salzburg haben zusammengearbeitet, das Buch erscheint als gemeinsame Publikation in den Schriftenreihen dieser drei Archive. (LK/dpk-krie)

"Salzburg als Teil von Oberösterreich 1816-1849. Salzburger Archivalien in den Beständen des Oberösterreichischen Landesarchivs" ist in den drei genannten Archiven zum Preis von 18 Euro erhältlich.
Bild: Landespressebüro

 

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