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Ambivalenz der Idylle

NEXUS KUNSTHALLE SAALFELDEN / ROBERT F. HAMMERSTIEL

29/11/11 Seit Jahren setzt sich Robert F. Hammerstiel in seinen konzeptuell entwickelten fotografischen Serien, Videoarbeiten und Rauminstallationen mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Geborgenheit und Idylle und den damit verbundenen Wunschprojektionen auseinander. „All for your Delight“ ist Titel der Ausstellung von Robert F. Hammerstiel im Nexus.

altEr hinterfragt er die Darstellungsmechanismen der Werbe-und Konsumindustrie, die diese Sehnsüchte vordenkt, immer wieder neu erzeugt und stereotypisiert. Die Verlockungen der Werbung sowie zunehmend prekäre Lebenssituationen führen zur Schaffung von Ersatzwelten als Rückzugsmöglichkeit. Diese verheißen Sicherheit, Ordnung, Frieden und Glück (All for your Delight), beinhalten aber immer auch das Gegenteil. Robert F. Hammerstiel untersucht in seinen Arbeiten Sicherheits-und Ordnungsprinzipien.

Das Zentrum der Ausstellung bildet die Installation „What more do you want II“ aus 2010/11: Sie besteht aus einem von einem weißen Zaun umgebenen Kunstrasenstück, auf dem ein Rasenroboter unaufhörlich kreist. Die Rasenfläche stehe für das private Heim, die Oase, die Menschen sich schaffen, um hier ihre Sehnsucht nach Sicherheit, Ruhe, Harmonie und individueller Lebensgestaltung zu befriedigen. Alles scheint in bester Ordnung zu sein. Und doch liegt in diesem automatisierten, unentwegten und einsamen Kreisen des Roboters und seinem permanenten Anstoßen am Zaun etwas beunruhigend Trauriges, Vergebliches.

altDas Motiv der sisyphoshaften Wiederholung und der stereotypen Handlungsmuster wird auch in dem Video „Alles in bester Ordnung IV“ aus 2007 ironisch aufgegriffen: Zu sehen ist eine Familie, die in einer Art Rollenspiel alltägliche und ständig wiederkehrende Handlungsabläufe zeigt.

Für die Fotoserie „Private Stories I“ aus 2005/06 wurden Menschen in der Musterhaus-Siedlung „Blaue Lagune“ in ebenso bedeutungsvollen wie auch sinnentleerten Gesten in Szene gesetzt. Ein Bild aus der Serie wurde pars pro toto ausgewählt. In ihrer abwartenden Position in dem Ambiente „Heim“, das keines ist, verweist eine tatenlose Frau in „ihrer“ aufgeräumten, unbenutzten Küche besonders deutlich auf die Verlorenheit des Menschen und die Schwierigkeit, eine Rolle im Leben zu finden.

altDie Ambivalenz der Idylle reflektiert die Fotoserie „Happy Hours“ (2008/11): Zurückgelassenes Kinderspielzeug und Gartengeräte auf einer Rasenfläche sprechen zunächst von einem glücklichen Familienfreizeit-Nachmittag – alles ist bunt, alles ist da, was man braucht, um glücklich zu sein. Dennoch fühlt man – auf Grund der Künstlichkeit, Unbenütztheit und Inszenierung der Gegenstände in diesem menschenleeren, kulissenhaften und wie ein billiges Film-Set wirkenden Garten – den Bruch von Idylle.

Robert F. Hammerstiel, geboren 1957 in Pottschach/ Österreich, lebt und arbeitet in Wien. Er studiere an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2011 erhielt er den Würdigungspreis für Medienkunst des Landes Niederösterreich und den „Paris Photo“ der Galerie Michèle Chomette. In Salzburg waren Arbeiten von Robert F. Hammerstiel 2006 im Museum der Moderne Salzburg zu sehen. (Nexus-CF/dpk)

Bis 17. Dezember  - www.kunsthausnexus.com
Bilder: Nexus

 

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