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Auf der Suche nach dem roten Faden

SNOW JAZZ GASTEIN

20/03/12 Der Geist von New York, speziell als das Versuchslabor des Jazz – weht seit den Anfangszeiten wie eine Schee- oder Windböe recht kräftig ins Gasteinertal – weniger jene aus den Jazzkellern des „Village“, sondern die aus dem pulsierenden, lebendigen und familiäreren Brooklyn.

Von Thomas Hein

Etwa "The Nu Band" um den Bassisten Joe Fonda mit seinen Wegkollegen Mark Whitecage am Altsaxophon und einigen Klarinetten, dem Trompeter Roy Campbell Jr. und dem Drummer und Perkussionisten Lou Grassi: Den Anspruch, freies Spiel im kompositorischen Kontext untrennbar miteinander zu verschmelzen und als gleichberechtigte Partner im Kollektiv Musik zu erfinden, lösen die vier Musiker absolut ein. Im Klangbild des Quartetts zeigt sich Joe Fonda mit seinem Kontrabass auch hörbar in den sonst von den Front-Bläsern dominierten Sounds als gleichwertig und damit von sonst bestehenden Sideman-Aufgaben befreit.

Und noch ein starker Akzent am Eröffnungswochenende von „Snow Jazz Gastein“: Der Komponist und Drummer John Hollenbeck war schon einmal mit dem „Claudia Quintet“ im Sägeswerk zu Gast gewesen. hatte bei seinem Festivalgastspiel im Gasteinertal einen mehr oder wenig großen Ruf zu verteidigen, war er doch nach seinem Auftritt mit dem „Joys & Desires“-Programm mit der Jazz Big Band Graz schon zum zweiten Mal im Sägewerk zu hören. Vorschusslorbeeren also für ihn und seine Mitmusiker Drew Gress am Bass, Matt Moran am Vibraphon, Chris Speed am Saxophon und an der Klarinette und Akkordeonist/Pianist Red Wierenga, die zu den vielen kreativen Kröpfen im Contemporary Jazz-Pool des Big Apple zählen.

Ein künstlerisches Festmahl , made in NYC, schien angerichtet zu sein. Doch was sonst zu Hollenbecks großen Stärken zählte, diese potentiellen Energien der Musiker im Sinne der Komposition und durch diese zu befeuern, gelang am Sonntagabend nur äußerst selten. Zu vorhersehbar entwickelten sich die Stücke, die durchaus inspirierten Solos schienen im Dickicht des Vorgegebenen, in dessen doch engen Begrenzungen stecken zu bleiben und nicht deren Möglichkeiten durch das „Spiel“ zu erweitern, sie lebendig zu machen. Zu sehr stand auch akustisch der Bandleader im Zentrum des Geschehens und überdeckte damit die sonst von ihm zu hörenden, klanglich vielschichtigen Passagen. Hollenbecks faszinierender Farbenreichtum kam nur sehr vereinzelt zum Vorschein, meist dann, wenn der Meister dezent im Hintergrund blieb und seinen eigenen kompositorischen Ideen und deren innerer Kraft vertraute.

Die „Claudias“ wirkten durch den ganzen Abend hindurch immer konzentriert – auch auf die Noten. Nur in Stücken wie dem vom Text des Sängers Kurt Elling getragenen „Showtime - 23rd Street Runs Into Heaven“, rezitiert von Matt Moran, schien die Balance zwischen Komposition und Musikern zu gelingen, so blieb neben der Quintettfassung von „Just Like Him“ als doch versöhnender Abschluss mit hoffnungsvollen Zukunftsblicken das minimalistische, impressionistische „A Ten Thousand Geese“, wo Idee und Ausführung zu einem kongruenten Hörfilm wurden. Da flackerte der Geist von „Claudia“ ganz heftig auf.

„Snow Jazz Gastein“ dauert bis 25. April - www.jazz-im-saegewerk.org
Bilder: Snow Jazz Gastein

 

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