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Glitzernde Edelsteine. Schwarzer Porphyr.

MOZARTWOCHE / L’ARPEGGIATA

29/01/20 Eine Händel-Mozart-Lesart, wie sie delikater und klangsinnlicher nicht gewünscht werden und eine Mozart-Interpretation, wie sie klobiger und un-inspirierter nicht ausfallen könnte: Ein echtes Wechselbad war das Konzert des Originalklang-Ensembles L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar.

Von Heidemarie Klabacher

Mozarts Vesperæ solennes de Confessore für Soli, gemischten Chor, Orchester und Orgel KV 339 ist tatsächlich eine ernste Angelegenheit. Vier der fünf Psalmen vermitteln ihre Botschaften mit Würde und noch mehr Strenge. Nicht nur, wenn es draum geht, Gericht unter den Völkern zu halten, die Toten zu häuten oder die Häupter zu zerschmetttern. Genau darauf schien sich die Interpretation von L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar zu konzentrieren. Blöcke von hartem undurchdringlichem Klang wurden abgeliefert. Selbst der Lobpreis im Laudate Pueri Psalm 112 klang so, als wären die „pueri“ weder mit Knaben, Diener oder Knechte, sondern mit „Landsknechte“ zu übersetzen. Büttel schienen das jubilierende Volk zu umzingeln, kontrollierend, ob auch wirklich jeder jubelt.

Tatsächlich ist im Confitebor tibi Psalm 110 der Herr jenen gnädig, die ihn fürchten. Deswegen muss man Mozarts Vertonungen der Psalmen 109, 110, 111, 112 nicht gleich interpretiert werden, als wären es schwarze Monoliten, die es gilt mittels nackter Menschenkraft zu Pyramiden zu türmen. Einzig das Laudate Dominum Psalm 116, die legendäre Sopranarie, war ein Lichtblick – und zwar ein strahlender: Julia Lezhneva ließ mit betörenden pianissimi die betörenden Linien souverän strömen.

Danach erklang die Ode auf St. Caecilia von Georg Friedrich Händel (HWV 76) bearbeitet von Wolfgang Amadeus Mozart KV 592. Ein größerer Kontrast zwischen zwei Interpretationen ist nicht denkbar. L'Arpeggiata unter der Leitung von Christina Pluhar zeigten, was sie sind: ein Originalklang-Ensemble auf der Höhe der Zeit, Garanten für mitreißend lebendige Phrasierung, betörenden Facettenreitum im Sound, eine homogen musizierende Gruppe von Virtuosen, die im Miteinander ebenso temperamentvoll und überraschend agieren, wie in den Solo-Passagen oder im Continuo.

Auch der Bachchor Salzburger, obwohl deutlich verstärkt für die Heilige Caecilia, durfte singen, wie man es von ihm gewohnt war: transparent, lebendig im Klang und zugleich hervorragend homogen innerhalb der Stimmengruppen und des Gesamtchores. Von machtvoller Strahlkraft etwa war der Chor im Dialog mit dem Solo-Tenor Trompete, dein Schmettern erweckt uns zum Streit.

Die Ode auf St. Caecilia ist keine klingende Heiligenverehrung, das kommt nur gegen Schluss ein wenig zur Sprache. Sie ist vielmehr eine Ode auf die Macht der Musik. Wie die Musik Leidenschaften weckt und stillt erzählte denn die Sopranistin Julia Lezhneva, die auch der Flöte Klageton in wundersamen Trauernoten beseufzte, unterstützt und zu Grabe gewispert von der sanften Laute: Technisch und gestalterisch gleich betörend gestaltete sie pure Virtuosenpassagen, wie etwa den Triller-Dialog mit der Flöte in der fünften Arie oder silberklare mit Leichtigkeit in den Himmel gespannte Linien, wie etwa in der ersten Arie mit dem Cello.

Über ein paar Kleinigkeiten in der Text-Verständlichkeit hörte man gern hinweg. Beim Tenor fiel das stärker ins Gewicht, auch wenn der deutsche statt des englischen Textes ohnehin kein Gewinn ist. Benedetta Mazzucato (Mezzosopran) und Topi Lehtipuu (Tenor) sangen ihre Arien solide, von Dingle Yandell (Bass) hätte man gerne eine größere Nummer gehört, als nur die kurze Arie Orpheus gewann ein wildes Volk. Die Glanzlichter über dem federnden Orchesterpart setzen die delikaten Soli von Flöte, Laute, Cello oder Trompeten. Glitzernde Edelsteine nach schwarzem Porphyr.

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Bilder: dpk-klaba

 

 

 

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