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Ein Heißsporn trifft auf Erfahrung

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / SHANI

01/02/24 Eine langjährige Gepflogenheit der Stiftung Mozarteum ist es, aufstrebenden Dirigenten die Möglichkeit zu geben, in Salzburg die Wiener Philharmoniker zu kontaktieren. Lavav Shani ging Mittwochabend (31.1.) mit Mozart und Beethoven auf Nummer sicher. Ihm zur Seite Anne-Sophie Mutter und Michael Barenboim.

Von Horst Reischenböck

Der eben erst kürzlich 35 gewordene gebürtige Israeli Lavav Shani hat fast im Sturmschritt eine internationale Karriere hingelegt. Nach bereits leitenden Positionen in Rotterdam als Nachfolger Yannick Nézet-Séguins und Zubin Mehta beim Israel Philharmonic sowie als Erster Gastdirigent der Wiener Symphoniker kürten ihn jüngst die Münchner Philharmoniker zu ihrem neuen Chefdirigenten.

Nun darf er sich ein erfolgreiches Salzburg-Debüt auf die Fahnen heften, wobei Wolfgang Amadé Mozarts Sinfonia concertante in Es-Dur KV 364 selbstredend durch die Solisten geprägt wurde. Ob sich wohl Geigen-Star Anne-Sophie Mutter noch an ihren ersten Auftritt als Vierzehnjährige unter Herbert von Karajans Fittichen am selben Ort erinnerte? Ihre Sichtweise dünkt jedenfalls nicht sonderlich verändert. Beileibe kein Manko – eben eine von ihr praktizierte Interpretationsmöglichkeit, für die sie von dem ihr hörigen Publikum geschätzt und geliebt wird. Und wer wagt unter all den Angeboten schon zu sagen, was richtig und was falsch ist?

Nach dem beherzt durch Shani gestalteten Einstieg ins Allegro maestoso verschränkte sie sich klangsinnlich in bestem partnerschaftlichem Einverständnis mit Michael Barenboim an der Bratsche. Das ihr eigene Vibrato reduzierte sie verinnerlicht im Dialog des nachfolgend tief traurigen Andante. Beide machten den gedanklichen Nachhall daran dann im Wirbel des abschließenden Presto vergessen. Eine den stürmisch einsetzenden Jubel bedankende Zugabe war offenbar nicht eingeplant, brauchte es für die Fans ja auch nicht.

Diesmal kein Salieri-Kontrast, sondern Beethovens Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67. Für die Philharmoniker, die in alter Aufstellung mit den Geigen zu beiden Seiten des Dirigenten und einem halben Dutzend Kontrabässen musizierten, von ihren Erfahrenswerten her trotz des überlegt anfeuernden Heißsporns vorne natürlich in gewisser Weise eine „g‘mahte Wiesen“.

Das nutzte auch Shani, aus dessen suggestiven Händen die kämpferischen Blitze im Kopfsatz schossen, um die einzige, kurz auftauchend der Oboe anvertraute Melodie als Kontrast dazu umso nachdrücklicher wirken zu lassen. Nach dem Wiegen und sich Aufbäumen des 2. Satzes verbreitete das nachfolgende Scherzo doppelt gespenstische Stimmung, die letztendlich das Finale in Strahlen-bekränzten Siegestaumel überführte. Standing Ovations.

Hörfunkübertragung am 11. Februar um 11.03 Uhr in Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
Zum Porträt Dirigent mit Klavier und Kontrabass

 

 

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