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Lust, Laune und Routine

Von Reinhard Kriechbaum

Als indisponiert war die Mezzosopranistin am Donnerstag (28.1.) Vormittag entschuldigt, deshalb ist eine Arie aus "Titus" ausgefallen. Aber immerhin die Mendelssohn-Pretiose blieb im Programm. Die üppige Szene "Infelice" - "Ah, ritorna, età dell'oro" konfrontiert uns mit einer vom Liebes-Unglück frontal getroffenen Frau. Ein kräftiger und wohl ausformulierter Bläsersatz, eine zart schmeichelnde Solovioline - was will man mehr? Für die legendäre Maria Malimbran hat Mendelssohn das wirkungsvolle und dankbare Stück 1834 geschrieben, aber die Diva hat es dann doch nicht gesungen.

Sonst eine Routine-Matinee mit lauter Dingen, die man von Ivor Bolton und dem Mozarteumorchester kennt. Wie oft haben sie Mendelssohns "Italienische" eigentlich in den vergangenen paar Jahren aufgeführt? Die Orchesterbegleitung zu Mozarts Klarinettenkonzert geht natürlich auch wie im Schlaf. Diesmal war Jörg Widmann der Solist, und dessen Qualitäten zu loben heißt ja auch, Eulen nach Athen zu tragen. Er ist ein durch und durch moderner, lebefrischer Musiker, und er bringt in die Rahmensätze immer wieder ein paar kecke Formulierungen ein. Am Ende des langsamen Satzes erlaubt er sich einen länger gehaltenen Schlusston, über den Orchesterakkord hinaus. Widmann hat ein gutes Gespür dafür, wie viel Extravaganz einerseits nötig, andrerseits zu verkraften ist.

Mit Ivor Bolton und dem Orchester war eine musikantische Begegnungsebene rasch gefunden. Da ist unter Vollprofis wohl nicht viel Probenarbeit nötig.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher

 

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