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Traumeswirren und der Aufmarsch der Rabauken

Von Reinhard Kriechbaum

Im Fall Mozarts und im Fall des Konzerts am Donnerstag (28.1.) wirkte die Sache sogar echt kontraproduktiv. Da hat man einen Artist in residence - den Pianisten Lars Vogt - für eine ganze Woche da und konfrontiert ihn dann mit einem, sagen wir salopp, vorüberziehenden Orchester. Irgendwie zerrupft, klanglich nicht ausgefeilt und herb hat die Begleitung zum Konzert in C-Dur KV 467 geklungen. Auch zu Lars Vogt fällt einem nicht das Wort "Gefühlsduselei" ein: Seine Stärke ist ein eher analytischer Blick auf den Notentext. Aber so bar jeden Charmes darf gerade dieses Werk mit dem berühmten Melancholie-Satz in der Mitte nicht daherkommen.

In Beethovens "Eroika" war dann der Teufel los. Alle jene, die davon überzeugt sind, dass höchstes Tempo und ansehnliche Lautstärke Garanten für eine geglückte Interpretation sind, die wurden nicht enttäuscht (aber es war dann doch - wie nach dem Mozart-Konzert - ein bemerkenswert zurückhaltender, wenn auch mit ein paar Bravo-Rufen durchsetzter Beifall). Harding setzte schonungslos auf die Tempo-Triebkraft. Erstaunlich, dass im Eröffnungssatz dann doch relativ viele Holzbläserformulierungen en detail hörbar werden durften. Aber insgesamt war es Tempobolzerei pur, die das Mahler Chamber Orchestra freilich mit bewundernswerter Synchronisation umsetzte. Naturtrompeten, kaum Vibrato - das hätten Voraussetzungen für eine Wiedergabe auf historisch informierter Basis sein können, wenn - ja wenn Daniel Harding auch Zeit und Raum für detailliertere Phrasierungen gelassen hätte. Diese Detaillösungen hat er sich und den Spielern erspart und dafür auf knalliges Arrangement gesetzt.

Eine kurze Insel der Ruhe mit festival-würdigem Aufwand: Die im Raum verteilten Orchestergruppen, die György Kurtágs "... quasi una fantasia..." verlangt, haben den Veranstalter gewiss eine ganze Reihe teuer zu verkaufender Karten gekostet. Auch ein Luxus: Für die paar Minuten einen Spezialisten wie Marino Formenti (Klavier) heranzuziehen. Aber das rechnet sich natürlich künstlerisch. Wie Formenti sich in geradezu traumwandlerischer Linie die Tonleiter hinunter hantelte, rundum koloriert von der feinen Schlagzeugtruppe, die im Wesentlichen das "oenm" beisteuerte! Und dann eben feine Raumklänge, sublime Überlagerungen sich einmal spaltenden, dann wieder amalgamierenden und immer wieder zu einem Organismus zusammenwachsenden Chromas

Das Ende der achtziger Jahre entstandene Werk ist eines der beliebtesten von Kurtág, und es durfte in dieser Mozartwoche natürlich nicht fehlen. "Wie ein Traumeswirren" steht über dem kurzen zweiten Satz, auf den energie-intensive Trauermarsch-Entladungen folgen. Aber die Stärke war ja doch der lyrische Abgesang der "Aria" zu der Marino Formenti wieder leise Charakterstärke beitrug.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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