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„Amadeus“ ist wieder da…

Von Heidemarie Klabacher

Tatsächlich hat man viele Blechbläserfiguren oder Cellokantilenen, ganz zu schweigen von der Pauke, noch selten so fein und präzise - dabei immer elegant im Hintergrund - gehört, wie in dieser mitreißenden film-musiktauglichen Wiedergabe des Mozart-Requiems.

Yannick Nézet-Séguin, die Wiener Philharmoniker und der Rundfunkchor Berlin bewegten sich - schwebten wie Engel oder stampften wie Soldaten - auf musikantischen Pfaden, die zunächst meilenweit von jeglichem „Originalklang“ entfernt zu verlaufen schienen.

Die Sequenz „fetzte“, dass dem Teufel selber das Fürchten kommen und der Weltenrichter draußen vor allen Eingangstüren gleichzeitig gestanden haben müsste. Aber da waren auch die überirdisch schönen „Salva me“-Rufe oder die Orchestereinleitung zum „Recordare“: eine wahre Jacobsleiter für Scharen rettender Engel.

Auffallend langsam das Tempo zum „Introitus“. Kräftig fortschreitend und logisch atmend (mit viel Raum für die Bläser-Linien) das „Kyrie“. Unruhig, als ob man dem Frieden des „Dona eis requiem“ noch immer nicht traute, das „Offertorium“. Überirdisch das „Agnus Dei“.

So präzise das Orchester, so klangkräftig und glaszart der Chor, so gediegen die Solisten Dorothea Röschmann, Birgit Remmert, Michael Schade und Franz-Josef Selig: in vielen Augenblicken war dieses „Requiem“ zugleich „Große Oper“.

Der Gesamtkontext des Programms aber machte auch aus dieser extrovertierten Fassung eine Innenschau. Nach György Kurtágs „Liedern der Schwermut und der Trauer“ op. 18 können auch so expressive Mittel den Schatten über der Welt nicht mehr heben. Geradezu dankbar muss man der Stiftung sein, dass sie die Begegnung mit diesen Gesängen ermöglicht hat. Der Berliner Rundfunkchor war ein begnadeter Vermittler dieser Lieder auf Texte, deren Schöpfer in Russland - in der Zarenzeit oder im Kommunismus - auf ihre Exekution hatten warten müssen.

Bild: ISM/Lienbacher

 

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