asdf
 

Mit Witz und Tiefgang

MOZARTWOCHE / SCHIFF, PERÈNYI

06/02/12 András Schiff am Klavier und der Cellist Miklós Perényi – eine Matinee vom Feinsten. Partnerschaftliches Musizieren mit Tiefgang, aber auch mit Unterhaltungswert.

Von Gottfried Franz Kasparek

altZur Überraschung des Publikums kehrten beide Musiker nach einer alle Farbwerte auskostenden Aufführung der „Drei kleinen Stücke op. 11“ von Anton Webern aufs Podium zurück, obwohl der Applaus voll herzlicher Höflichkeit schon am Abebben war. Dabei sollte Schiff doch als Solist drankommen. Eine Zugabe gleich nach dem ersten Stück nach der Pause? Perényi hatte sichtlich schon wieder Noten von Webern mit dabei – und dieselben Stücke erklangen gleich noch einmal. In all ihrer Kürze, die in ein paar Minuten emotionale Wechselbäder bereitet. Eine gute Idee, die wohl für viele Leute im Publikum eine wesentliche Vertiefung des Eindrucks brachte, was sich auch im größeren Beifall zeigte.

Schon im ersten Tei hatte es großen Jubel gegeben, denn Franz Schuberts „Arpeggione-Sonate“ wurde nicht bloß als meist beschwingtes Virtuosenfutter gespielt, wie dies mitunter der Fall ist. Immerhin stößt diese a-Moll-Sonate zwischen all ihrem ohnehin doppelbödig-wienerischen Melodienzauber immer wieder an den Rand des Abgrunds. Aufregend, wie gegen Ende des ersten Satzes plötzlich aus der Spiellaune ein Schrei nach innen entstehen kann, wie das Adagio tief melancholisch bleibt und das Allegretto bei aller Brillanz doch Fragen offen lässt. András Schiff bevorzugt nach wie vor einen weich und warm und dennoch nuanciert klingenden Bösendorfer, zweifellos das bessere moderne Instrument für die Wiener Klassik (übrigens ebenso für Webern!) Wie man Schuberts „Arpeggione“ ohne jegliche Attitüde, in vollendeter Schönheit und Klarheit spielen kann, das war die beglückende Erkenntnis dieser vollendeten Interpretation.

Verklammert wurde das Konzert durch Beethovens Variationen über „Ein Mädchen oder Weibchen“ und „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus der „Zauberflöte“. Wahre Kunst-Stücke, dargeboten in perfekter Balance zwischen Ernst und feinem Witz. Nach der Webern-Lektion ließ Schiff nicht nur Mozarts gehaltvolles a-Moll-Rondo KV 511, sondern auch kostbare Petitessen, das Menuett KV 355 und die lapidare kleine Gigue KV 574, gefühlvoll leuchten. Nach Beethovens zweiter Mozart-Aneignung war zwar das offizielle Programm zu Ende, aber noch lange nicht das Konzert. Denn Miklos Perényi kündigte verschmitzt gleich ein weiteres Kaliber an, nämlich Beethovens „Judas Maccabäus“-Variationen – und nach der indirekten Rückschau auf Händel beendete der romantische Klassizist Mendelssohn durchaus folgerichtig die Reise durch ein gutes Jahrhundert großer Musik mit einem beseelten „Lied ohne Worte“.

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014